0915 - Macht des Schicksals
schlug.
Der Inhalt quoll hervor. Die Fläche wölkte vor Sukos Körper auf und bildete pechschwarzen Rauch, der völlig normal war und nicht roch, sich aber zwischen Suko und den Abbé schob, als wollte er die beiden voneinander trennen.
Beide hielten den Atem an. Sie konnten nicht anders. Sie waren auch nicht mehr fähig, einen normalen Gedanken zu fassen, denn hier gab es plötzlich andere Gesetze.
Man spielte mit ihnen. Die fremde Magie breitete sich immer stärker aus und war bereits so weitläufig geworden, daß sie sich unter der Decke hätte sammeln können.
Eine pechschwarze Wolke, die nicht zu durchschauen, in ihrer Dichte so stark wie nichts Vergleichbares, und Suko merkte, daß sich der Würfel auf seinen Handflächen immer stärker abkühlte und allmählich die Kälte eines Eisklumpens annahm.
Kälte - Eis!
Ein Zeichen dafür, daß der Würfel jetzt unter einer anderen Kraft stand und ihr hörig war.
»Das gibt es nicht«, flüsterte der Inspektor. »Es ist doch unmöglich, daß jemand den Würfel manipuliert. Das kann ich nicht glauben. Er ist eigenständig…« Seine Stimme versagte. Der Abbé taumelte zurück. Er hatte sich bisher wirklich gut gehalten. Nun aber wirkte er wie jemand, für den eine Welt zusammengebrochen war.
Erst an einer Mauer fand er die nötige Stütze, und auch hier sanken seine Knie ein. »Ich begreife es nicht!« keuchte er. »Ich komme nicht damit zurecht. Es ist alles anders geworden. Für mich bricht eine Welt zusammen…«
Suko hatte zwar seine Stimme gehört, die Worte aber nicht mitbekommen, denn er schaute auf die Wolke, die an Dichte gewonnen hatte. Und noch immer krochen dunkle Schwaden aus dem Würfel.
So starr sein Körper auch sein mochte, die Gedanken waren es nicht. Sie bewegten sich, sie kreisten, sie suchten nach einem Ausweg, und etwas hatte sich in seinem Kopf festgesetzt. Eine Idee, Gedanke, der noch formuliert werden mußte.
Etwas war da.
Die Dunkelheit, die Schwärze, die verfluchten Wolken, dieses absolute Schwarz, das sich vor seinen Augen aufgebaut hatte. Er war ihm nicht neu, es gab dafür eine Bezeichnung, die zudem in einem unmittelbaren Zusammenhang zum Würfel stand.
Zum Würfel?
Zu einem Würfel?
Die Gedanken jagten sich plötzlich, und Suko wußte, daß er dicht vor einer akzeptablen Lösung stand.
Nicht zu einem Würfel. Nicht allein, denn zum Würfel des Heils gab es noch ein Gegenstück.
Es war der Würfel des Unheils, der sich einmal in den Händen eines gewissen Doktor Tod befunden hatte, von ihm aber übergegangen war in den Besitz des Spuks. Er besaß den Urwürfel. Und er war eine pechschwarze, lichtlose, amorphe Gestalt. Der grandiose und auch brutale Herrscher im Reich der Dämonenseelen.
Der Spuk war ein Dämon, er war ein Feind, aber er verhielt sich Suko und John Sinclair gegenüber nicht immer als Feind, sondern oft genug neutral, wenn seine Interessen auf dem Spiel standen.
Wer es genau war, konnte niemand sagen. Er entstammte den Urzeiten, als die Erde noch in der Entstehung war, als es aber schon die beiden Pole - das Gute und auch das Böse - gab.
Der Spuk stammte von den Sternen. Ein mächtiges Wesen, unfaßbar in seinem Aussehen und in seiner tiefen Schwärze. Etwas, das nicht gegriffen werden konnte. Ein Wesen, das man nicht erklären konnte, das aber lebte und von gefährlichen Gedanken durchdrungen war.
Er war gekommen.
Er hatte den Würfel verlassen.
Nur war es der falsche gewesen, denn in seinem Besitz befand sich das Original.
Mit dem Würfel des Heils hatte er normalerweise nichts zu tun gehabt. Niemals wäre ihm - niemals…?
Alles hatte sich geändert, dachte Suko. Der Spuk hatte es geschafft, seinen Würfel zu verlassen und den anderen zu übernehmen.
Die absolute Schwärze hatte sich zwischen Suko und dem Abbé wie eine Wand aufgebaut. Keiner konnte den anderen sehen, nur hören, und Suko vernahm das Keuchen des Templers, das die schwarze, wallende Wand durchdrang.
Auch Bloch war eingeweiht. Sicherlich wußte er ebenfalls Bescheid, aber er sagte nichts. Bestimmt starrte er ebenso starr wie Suko auf die Veränderung in der Schwärze, die dem Inspektor zugleich deutlich machte, daß er sich nicht geirrt hatte, was die Gestalt des Spuks anging. Was nun erschien, gehörte einfach zu ihm. Er hatte förmlich darauf gewartet und wurde nicht enttäuscht.
In der absoluten Schwärze waren zwei Löcher erschienen, so zumindest sah es aus.
Aber diese Löcher füllten sich mit einer Farbe, und sie
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