Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0915 - Murcons Vermächtnis

Titel: 0915 - Murcons Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
anhaben können, auch wenn wir in die Schleierkuhle eindringen!"
    „Mein Freund, ich verdiene den Titel Herr nicht", entgegnete Pankha-Skrin mit einer freundlichen Geste seines linken Greifarms. „Die Geister der Vergangenheit können mir deshalb nichts anhaben, weil sie bedauernswerte Kreaturen sind, die ihres Körpers beraubt wurden, sich aber nie an ihre immaterielle Daseinsform gewöhnt haben."
    „Du weißt also wer die Geister sind?" fragte der humpelnde Tantha voller Erregung.
    „Ich glaube es zu wissen", antwortete der Quellmeister. „Murcon hat fürchterliche Rache geübt!"
    Mehr sagte er nicht, und der Humpelnde gewann den Eindruck, daß es nutzlos wäre, ihn zu weiteren Äußerungen zu drängen. Er sah sich um und bemerkte: „Ich möchte einen Eid darauf leisten, daß hier vor kurzem Felsen von der Decke gestürzt und zerplatzt sind.
    Ich selbst habe sie herabfallen sehen, und dennoch ist keine Spur von ihnen übrig."
    „Du täuschst dich nicht", bestätigte Pankha-Skrin. „Auch ich sah Felsen stürzen. Der Geist der Vergangenheit ist ein mächtiger Suggestor. Er labt sich an der Qual, die seine Opfer empfinden. Er muß sie in Angst versetzen, damit sie ihm von Nutzen sind. Er suggeriert ihnen eine Lage, in der sie um ihr Leben fürchten müssen."
    Das alles ist nicht wirklich geschehen?" fragte Tantha verblüfft. „Wie kommt es dann aber, daß der Tolle Vollei eine blutige Schramme auf der Wange hat?"
    „Er sah den Felsen stürzen. Er empfand den Schmerz, den der Splitter verursachte. Sein Körper reagierte, wie Vollei empfand. Die Suggestion, die der Geist erzeugte, war vollkommen."
    Man sah Tantha an, daß er mit dieser Erklärung nicht ohne weiteres fertig wurde. Er wollte jedoch den Loower nicht mit weiteren Fragen belästigen - oder vielleicht ging es ihm auch nur darum, seine Unwissenheit nicht allzu deutlich herauszukehren. Er wechselte das Thema.
    „Welches ist unser nächster Schritt?" erkundigte er sich.
    Pankha-Skrin wies auf die offene Pforte.
    „Wir folgen dem Weg in- die Schleierkuhle", entschied er.
     
    *
     
    Niemand - auch der Quellmeister nicht - wußte, was die beiden Eindringlinge jenseits der Pforte erwartete.
    Pankha-Skrin, der die Identität der sogenannten Geister der Vergangenheit zu kennen glaubte, war nahezu sicher, daß der verprellte Geist auf Rache sann und daß sie es früher oder später wieder mit ihm zu tun bekommen würden.
    Der Quellmeister war deswegen nicht bange. Das Geistwesen hatte keine Gewalt über ihn, wie er jetzt schon zum zweiten Mal unter Beweis gestellt hatte. Pankha-Skrin fragte sich allerdings, wer der Geist sein mochte: Arqualov selbst oder sein Donnermeister? Lauridian, der Felsenfresser, vielleicht auch Tanniserp, der Spurenfinder, oder Sinqualor, der Häuserbauer. Die Stimme des Geistes war, an zaphoorischen Maßstäben gemessen, eine männliche gewesen: Was war aus Irritt geworden? Existierte auch sie noch in entkörperlichter Form?
    Hinter der Pforte lag zunächst der hell erleuchtete Raum, den Pankha-Skrin bereits zuvor kurz wahrgenommen hatte. Er war völlig kahl und hatte die Form eines flachen Keils, in dessen breiter Seite die Pforte lag. Der Quellmeister maß die Pfortenwand mit dem Blick. Dann sagte er zu Tantha: „Du siehst, daß nicht nur die Geister hier unten Verwirrung stiften. Manches scheint darauf angelegt zu sein, diejenigen, die hierherkommen, in die Irre zu führen. Wenn die zweite Pforte, die mit dem Riegel, ein echter Eingang wäre, dann müßte sie auch von dieser Seite zu sehen sein. Sie ist es aber nicht und hat daher nur den Zweck, die Sucher zu verwirren."
    Dem humpelnden Tantha war dies noch nicht aufgefallen. Auch war er seiner Sache nicht ganz sicher. Er wollte hinauseilen, um nachzumessen, wie weit die beiden Pforten voneinander entfernt waren. Bevor er jedoch nur drei Schritte weit kam, schloß sich das metallene Portal, durch das sie in den keilförmigen Raum eingedrungen waren. Mit dröhnendem, singendem Klang schlugen die beiden Türflügel aufeinander.
    Tantha blickte den Loower hilflos an.
    „Mach dir darum keine Sorgen, mein Freund", riet ihm der Quellmeister. „Ich bin sicher, daß wir die Pforte in diesem Augenblick nicht wieder öffnen könnten. Unser Weg ist vorgeschrieben. Er führt dorthin!"
    Er streckte den Arm aus und wies mit dem Hautlappen in den Hintergrund des Raumes. Der Keil verjüngte sich bis zu einem schmalen Gang, der in weitläufiger Windung und ziemlich steil in die Tiefe

Weitere Kostenlose Bücher