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0917 - Das Totenfest

0917 - Das Totenfest

Titel: 0917 - Das Totenfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineingingen.«
    »Das ist nicht aufgefallen?«
    »Doch, aber was sollten die Leute damals tun? Sie sind immer wieder hineingegangen. Auch für den alten Ghoul ist dies nur noch eine Erinnerung. In seiner Höhle liegen die Gebeine der Toten. Er spielt mit ihnen, dann klappern sie gegeneinander, und es erklingt eine schaurige Musik. Ein Zeichen, daß er hungrig ist.«
    »Bekommt er noch Beute?«
    Rhena hob die Schultern. »So genau weiß ich es nicht. Ich habe nichts gesehen.«
    »Aber du hast die Kerzen geholt.«
    »Ja.« Sie deutete nach vorn. »Ich habe sie aufgestellt. Schau hin, es sind sehr viele. Es sind genug, wie ich denke. Ich brauche keine mehr zu holen.«
    Das begriff ich nicht. »Dann bist du tatsächlich in der Lage, diese Welt zu verlassen und wieder in sie einzutauchen, wenn ich dich recht verstanden habe?«
    »So ist es«, murmelte sie.
    »Und warum bleibst du nicht in der normalen Welt zurück?«
    »Das geht nicht«, flüsterte sie. »Es ist alles zu kompliziert. Für mich, John Sinclair, vielleicht nicht.«
    Sie drehte den Kopf und lächelte mich an. »Ich bin ihm versprochen. Ich muß tun, was er will.«
    Das hatte gesessen. Ich schnappte mühsam nach Luft. »Was mußt du, bitte schön?«
    »Ich gehöre ihm.«
    »Als Opfer?«
    »Ich bereite ihm sein Fest vor. Es ist die letzte Rettung. Es ist das große Totenfest. Ich habe es organisiert, und ich werde der Mittelpunkt dieses Festes sein,«
    »Um von ihm getötet zu werden?«
    »So wird es sich abspielen. Ich gebe mich ihm hin. Ich bin dazu auserwählt.«
    Diesmal verstand ich die Welt nicht mehr. Es wollte mir nicht in den Sinn, daß sich ein Mensch so einfach in die Hände eines derartigen Monstrums begab. Das war einfach zu hoch für mich. Aber sicherlich steckten schwerwiegende Gründe dahinter, und über die wollte ich mehr erfahren, um wenigstens einen Teil begreifen zu können.
    Als ich in ihr Gesicht schaute, sah ich das Lächeln. »Du kannst es nicht begreifen - oder?«
    »Stimmt.«
    Rhena hob die Schultern. »Es ist so beschlossen worden, ich werde mich nicht wehren. Ich habe das Fest vorbereitet, und ich bin gehorsam, John.«
    »Gehorsam?« Mein Lachen klang spöttisch. »Ihm gegenüber? Dem verfluchten Ghoul Gehorsam zeigen?«
    »Auch ihm.«
    »Dann gibt es noch einen zweiten?«
    Sie nickte. »Den gibt es tatsächlich. Es ist mein Vater, dem ich gehorchen muß.«
    Es gab also einen Vater! Auch das noch. Es wollte mir nicht in den Schädel. Das durfte nicht wahr sein! Aber Rhena hatte nicht gelogen, sie hatte mir die Antwort in all ihrem Ernst gegeben, und ich fragte leise: »Wie heißt dein Vater?«
    »Hammer - Lee Hammer.«
    Ich hob die Schultern. »Sorry, aber ich kenne ihn leider nicht.«
    »Das ahnte ich. Er ist auch ziemlich unbekannt, denn er lebt sehr zurückgezogen, obwohl er ein großer Künstler ist. Er ist derjenige gewesen, der die Kerzen für dieses Fest in mühsamer Arbeit hergestellt hat. Er hatte mit dem alten Ghoul Kontakt, und ich habe die Kerzen in diese Welt hineingebracht. Im Bunker gab es das Tor. Wer es kennt, der kann die Welt betreten, und er kann sie auch durch dieses Tor wieder verlassen, John Sinclair.«
    »Wie schön, denn das habe ich hören wollen.«
    »Was meinst du?«
    »Daß wir beide gehen werden. Du wirst nicht länger in dieser Welt bleiben, meine Liebe. Wir beide verschwinden, wir verlassen sie. Wir ziehen uns zurück. Das Totenfest wird ohne dich stattfinden, Rhena.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich muß gehorchen. Ich bin ausersehen. Die Kerzen brennen, es ist alles vorbereitet. Nur ich kann dafür sorgen, daß der alte Ghoul wieder zu Kräften kommt. Mein Vater hat mich versprochen. Er wird alles tun, um ihn nicht zu enttäuschen.«
    »Kannst du dir vorstellen, daß ich etwas dagegen habe?«
    Beinahe traurig schaute mich Rhena an. »Das kann ich mir gut vorstellen, aber du bist ein Außenstehender. Du wirst es nicht ändern können. Ich bleibe bei ihm.«
    »Freiwillig.«
    Sie nickte. »So war es vorgesehen.«
    »Tut mir leid, Rhena, ich glaube nicht, daß ich das zulassen kann. Ich fühle mich dir gegenüber verpflichtet. Ich werde dein Leben retten, ob du es willst oder nicht.«
    Rhena Hammer nickte. Ob es ein Zeichen des Einverständnisses war, wußte ich nicht, jedenfalls beließ sie es dabei und gab mir keine weitere Auskunft.
    Ich warf einen Blick zurück. Der Eingang des in den Fels gehauenen Totenschädels malte sich wie ein übergroßes Maul ab, in dem die Schatten des feurigen

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