0917 - Grenze im Nichts
werden brauchte.
Die Zeit, in der Cerveraux als Einsiedler in dieser riesigen stählernen Ruine gehaust hatte, schien damit endgültig der Vergangenheit anzugehören.
*
Eine Zeitlang war Demeter dem einäugigen Roboter aus dem Weg gegangen, denn sie war sich ihrer Gefühle gegenüber diesem seltsamen Automaten aus weichem Stahl nicht im klaren. Manchmal glaubte sie, daß sie Laire haßte. Tief aus ihrem Unterbewußtsein schien ein dumpfer Zwang aufzusteigen, Laire zu vernichten. Sie war klug genug, um zu erkennen, daß es sich dabei um verdrängte Rachegefühle handelte. In der Rolle des Alles-Rads hatte der Roboter ihr eigenes Volk, die Wynger, viele Jahrhunderttausende lang manipuliert. Sie, Demeter, war eines der Opfer dieser Manipulation gewesen, denn sie war mit einem Suchschiff zur Erde gelangt und war dort in die Rolle einer Göttin gedrängt worden. Für alles;-wag sie in der Vergangenheit erlebt hatte, war Laire der auslösende Faktor gewesen. Er war, so schmerzlich ihr diese Einsicht erschien, indirekt auch für ihre Persönlichkeit verantwortlich. Wenn sie länger darüber nachdachte,-erschien ihr die Vorstellung, das Werkzeug eines Roboters gewesen zu sein, geradezu unerträglich. Das waren die Augenblicke, in denen ihr Haß erwachte. Deshalb vermied sie jeden Kontakt zu dem Roboter. Sie wollte erst wieder zu sich selbst finden, dann würde sie in eine vernünftige Beziehung zu Laire treten.
„Worüber grübelst du nach?" erkundigte sich Roi Danton.
Sie hatten sich vor wenigen Minuten in die private Kabine von Rhodans Sohn zurückgezogen. So sehr Demeter diesen Terraner auch liebte und so sehr sie auch das Glück dieser intimen Begegnung genoß, so unbehaglich fühlte sie sich dabei. Die Blicke, mit denen ihr Hytawath Borl und Payne Hamiller folgten, entgingen ihr nicht. Diese beiden Männer waren angesehene Persönlichkeiten und besaßen einen hohen Intellekt, aber was ihre Gefühle zu Demeter anging, verhielten sie sich geradezu kindisch. Sie unterlagen dabei einem unerklärlichen Zwang.
Demeter strich Roi über das Haar.
„Es gibt verschiedene Dinge, an die ich denke. Einmal an Laire und an seine Taten und darüber hinaus -an deine beiden Konkurrenten. Ich komme mir jedesmal vor, als wäre ich eine Verbrecherin, wenn ich mich mit dir treffe."
Er schlang die Arme um sie und grinste.
„Es klingt sicher abscheulich", erwiderte er, aber das Verhalten von Payne und Hy bedeutet für mich einen ausgesprochenen Lustgewinn."
„Weil du kein geringerer Narr bist als sie!" rief sie aus. „Du solltest dir Gedanken über das Mysterium meiner Anziehungskraft auf drei bedeutende Männer machen. Die Verhinderung eines Unglücks hängt vielleicht davon ab, ob du eine Lösung dieses Rätsels findest."
Er küßte sie und sagte: „Solange ich Nutznießer dieser Anziehungskraft bin, werde ich mich hüten, auch nur einen kleinen Finger zu rühren. um sie zu zerstören."
Eine Zeitlang liebkosten sie sich schweigend, dann entzog sie sich seinen Armen.
„Ist dir jemals in den Sinn gekommen, daß ich versuchen könnte, Laire in einem Augenblick der mangelnden Selbstkontrolle zu töten?"
„Einen Roboter kann man nicht töten", korrigierte er sie. „Man kann ihn abschalten oder zerstören."
„Ich weiß nicht, ob diese sprachlichen Haarspaltereien auf den Einäugigen anwendbar sind."
Er sagte ärgerlich: „Du mußt mit diesem Trauma fertig werden. So, wie es im Augenblick aussieht, wird Laire noch eine ganze Zeit bei uns bleiben. Da ist es wichtig, daß du ein zumindest neutrales Verhältnis zu ihm bekommst. Vielleicht solltest du dich mit der Realität konfrontieren."
Sie sprang aus dem Bett und griff nach ihren Kleidern.
„He!" rief er. „Das ist aber ein ausgesprochen schwacher Abgang! Was hast du vor?"
„Ich konfrontierte mich mit der Realität!" entgegnete sie spöttisch.
Er stieß eine Verwünschung aus.
„Was immer du vorhast - ich komme mit!" verkündete er.
Sie lachte und warf sich seine Uniformkombination über die Schultern.
„Laß das liegen!" schrie er. „Du bringst mich dazu, dich im Adamkostüm zu verfolgen."
„Das wagst du nicht!" behauptete sie lachend und glitt aus der Kabine, bevor er sie ‘festhalten konnte.
Fluchend wandte sich Danton seinem Interkomanschluß zu und stellte eine Verbindung zu einem der zahlreichen Depots der BASIS her. Bevor der Bildschirm hell wurde, hatte er sich ein Laken um die Hüften geschlungen.
Zu seiner Erleichterung erschien auf dem
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