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0918 - Auf der Schwelle der Zeit

0918 - Auf der Schwelle der Zeit

Titel: 0918 - Auf der Schwelle der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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erfüllen, Erbfolger ! Der Meister will es so!«
    »Der Meister? Wer soll das sein?«
    Logan bekam keine Antwort. Stattdessen erklang das Knistern erneut. Mit einem Geräusch, als würde man einen Stopfen aus einer Flasche ziehen, verwandelten sich die Männer gleichzeitig. Ihre Wollumhänge blähten sich für den Bruchteil einer Sekunde auf, zerrissen und blieben als unzählige trockene Hautlappen an den nun nackten Körpern hängen. Zwischen den Hautfetzen zuckten grünliche Funken.
    Aus dem Augenwinkel sah Logan, wie Casril die Axt vom Gürtel löste.
    »Was seid ihr?«
    »Wir sind C'weten. Ein einstmals stolzes Volk, das zu alter Größe zurückkehren wird, wenn der Meister uns…«
    Mit einer Flinkheit, die man Casril bei seiner Körpermasse gar nicht zugetraut hätte, stürzte er sich mit erhobener Axt auf einen der Dämonen und zeigte, dass er sein Werkzeug nicht nur zum Holzfällen meisterlich zu führen verstand. Auch der C'wete wurde von der Plötzlichkeit des Angriffs überrascht. Seine Augen glotzten noch ungläubig, als sein Kopf schon über die Lichtung rollte.
    Casril stieß einen triumphierenden Schrei aus, der ihm jedoch nur Augenblicke später im Hals stecken blieb.
    Als hätte ein heftiger, kurzer Luftstoß sie von unten getroffen, stellten sich die Hautfetzen der C'weten senkrecht auf, flappten aber sofort wieder nach unten. Dabei stoben Funken auf und vereinten sich zu einer einzigen magischen Ladung. Die raste auf Casril zu. Statt ihn in die Brust zu treffen, zuckte sie jedoch im letzten Augenblick zur Seite und schlug in das Eisen der Axt ein.
    Wieder ließ Casril einen urwelthaften Schrei ertönen. Er wurde zurückgeschleudert, flog mehrere Meter durch die Luft und krachte mit dem Rücken gegen den Monolithen. Regungslos blieb er liegen. Seine rechte Hand war verkohlt, umklammerte aber immer noch den genauso verkohlten Axtgriff. Die Eisenschneide war zu einem unförmigen Klumpen geschmolzen.
    Jetzt erst erfasste Logan den Ernst der Situation.
    Du bist alt geworden! Alt und träge.
    Das stimmte. Dennoch erwachte der Kampfgeist in ihm. Wie vor 238 Jahren war ein Mensch in Gefahr, für den er sich verantwortlich fühlte. Damals hatte er verloren. Das sollte ihm nicht noch einmal passieren.
    Obwohl er die Llewellyn-Magie seit jener Zeit hatte ruhen lassen, musste er nicht erst überlegen, was er zu tun hatte.
    Er hörte, wie Casril aufstöhnte. Ein Blick aus den Augenwinkeln verriet ihm, dass der Auserwählte aber noch immer verkrümmt vor dem Monolithen lag.
    Logan atmete tief durch, ignorierte den Geruch nach geräuchertem Fleisch, den Casrils Hand verströmte, und schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen. Er griff in sein tiefstes Inneres und spürte, dass etwas in jener Tiefe war, das den Griff erwiderte und sich in seinem Willen verankerte. Für einen winzigen Moment entstanden Bilder in seinem Kopf: dräuende, schwarze Wolken, die über einen Sturmhimmel rasten, und peitschender Regen.
    Seine Augen öffneten sich und die Bilder erloschen.
    Er streckte die Arme vor den Körper, presste die Kiefer aufeinander, sodass die Zähne zu knirschen begannen, und fühlte eine unbändige Kraft, die sich in ihm auflud.
    Ein Rauschen und Tosen erklang, ein gewaltiger Sturm, der über die Lichtung hinwegfegte. Und gerade, als er in die Wolken greifen und eine Flut von Blitzen auf die C'weten niederfahren lassen wollte, sagte einer von ihnen: »Er lebt noch! Das Metall hat ihn gerettet.«
    »Einen zweiten Funken wird er nicht überstehen«, antwortete ein anderer.
    Keinen Wimpernschlag später stellten sich die Hautfetzen der Kreaturen wieder auf und flappten nach unten.
    Casril! Er musste ihn retten!
    Bald schon hätten die Blitze genug Ladung, um alle C'weten auf einmal zu vernichten. Bald, aber nicht bald genug! Instinktiv begriff Logan, dass er zu spät kommen würde.
    Er entließ die Blitze aus seinem gedanklichen Griff und sie rasten zu Boden. Nur einer traf und der war zu schwach, um alle Dämonen hinwegzufegen. Aber einen der Angreifer spaltete er in der Mitte. Die beiden Hälften klappten nach links und rechts weg. Die restlichen C'weten kümmerten sich nicht darum. Für sie zählte nur die letzte, die entscheidende Attacke auf Casril.
    Logan hielt weiter die Arme vor den Körper gestreckt. Nur mit der Kraft seiner Gedanken zwang er die Luft, sich vor ihm und Casril zu ballen, zu verdichten, zu…
    Da stoben wieder die Funken auf, als die Hautlappen der Dämonen nach unten klappten. Wieder

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