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0918 - Auf der Schwelle der Zeit

0918 - Auf der Schwelle der Zeit

Titel: 0918 - Auf der Schwelle der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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redlich verdient. Mit all dem Unheil, das du angerichtet hast. Mit all dem Bösen, das du getan hast. Die Schaffung der unsterblichen Kämpfer für das Gute ist deine Wiedergutmachung. Gegen das, was du den Menschen angetan hast, war dein Leben als Logan ein Spaziergang!«
    »Du lügst!« Logans Gesicht hatte plötzlich eine gelblich kranke Farbe angenommen.
    »Warum sollte ich?«
    »Du musst lügen! Ich war nie böse. Nie! Daran würde ich mich erinnern.«
    Merlin machte eine abfällige Handbewegung. »Unsinn! Ich habe dafür gesorgt, dass du dich nicht daran erinnern kannst. Aus gutem Grund!«
    »Was… was habe ich getan? Wann? Warum?«
    »Ich habe dir die Erinnerung daran nicht genommen, um dir nun alles zu erzählen!«
    »Warum hast du dann überhaupt davon angefangen!«
    »Weil ich dir klarmachen will, dass du dich nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen kannst. Keine Sorge: Dein Leben als Logan neigt sich dem Ende zu und in zukünftigen Leben wirst du dich auch an dieses Gespräch nicht mehr erinnern.«
    Wieder sagte der Erbfolger nichts. Sein Gesicht war verkniffen.
    »Zwing mich nicht, dich zu zwingen!« Merlins Tonfall machte klar, dass er tatsächlich die Mittel dazu hätte.
    Das Gespräch dauerte noch weitere drei Stunden. Es war geprägt von vielen Tränen, Unglauben, Leugnung, Entsetzen und bitteren Eingeständnissen.
    Am Ende hatte Logan klein beigegeben. Auch wenn im Hinterkopf noch immer ein kleines trotziges Flämmchen brannte und ihm zuflüsterte, er werde in der kurzen Zeit, die ihm verblieb, ohnehin keinen Auserwählten mehr finden.
    Wieder ein Irrtum!
    Keine zwei Wochen später kam der Holzfäller Casril ins Dorf. Logan erkannte ihn sofort als den nächsten Unsterblichen. Es gingen noch weitere Wochen und Monate ins Land, in denen der Erbfolger den Auserwählten auf das Kommende vorbereitete, doch auch hier stellte sich heraus, dass er bei Casril offene Türen einrannte. Der Holzfäller wusste bereits von den Mächten der Finsternis, hatte selbst schon vereinzelt gegen Blutsauger und Werwesen gekämpft und war von der Aussicht auf Unsterblichkeit nur allzu angetan.
    Auch wenn Logan ihm aus eigener Erfahrung am liebsten erzählt hätte, dass es eine schwere Last sein konnte, ewig zu leben, tat er es nicht. Zu deutlich erinnerte er sich an das Gespräch mit Merlin!
    Und so standen sie nun hier auf einer großen Lichtung inmitten eines Waldes, umgeben von mächtigen Bäumen, Unterholz und zumindest in zwei Richtungen von struppigem Dickicht. Nach Osten hin schloss sich ein Gefälle an, auf dem die Sträucher und Bäume besonders dicht wuchsen.
    Logan trat auf den mannshohen Stein zu, auf den er gerade gezeigt hatte, und strich mit der rechten Hand sanft darüber.
    »Am Fuße dieses Monolithen habe ich meine Familie begraben. Vor 238 Jahren! Hier möchte auch ich meine letzte Ruhe finden. Bei Selverne, der Frau meines gesamten Lebens, auch wenn uns nur wenig gemeinsame Jahre vergönnt waren. Auch meine zukünftigen Körper sollen hier begraben werden. Dies soll der Friedhof der Llewellyns werden. Ein würdiger Platz, um dich von hier aus zur Quelle des Lebens zu schicken.«
    Er drehte sich um und grinste Casril an. Doch es war kein fröhliches Grinsen. Es war voller Schmerz.
    Der Auserwählte klatschte in die Hände. »Gut! Was soll ich tun?«
    »Stell dich vor diesen Stein. Den Rest erledige…«
    Seine Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Knistern unter.
    Logan und Casril fuhren herum und sahen sich sechs identisch aussehenden Männern in groben Wollumhängen gegenüber. Ihr Lächeln war falsch und hinterhältig. Sie traten aus einem grünlich schimmernden Ring, der senkrecht in der Luft stand. Als der Letzte die Lichtung betreten hatte, zog sich der Ring zusammen und verschwand. Das Knistern verstummte.
    Der Erbfolger erkannte sie. Immer wieder waren sie im Dorf aufgetaucht, allerdings nie zusammen. Deshalb hatte er sie auch für nur einen einzigen Mann gehalten. Er war sich beobachtet vorgekommen, hatte sich jedoch einzureden versucht, dass er sich täuschte.
    Wie sich nun herausstellte, hatte er doch recht gehabt.
    »Wer seid ihr? Wo kommt ihr her?« Logan versuchte seine Stimme fest und bestimmt klingen zu lassen, doch sein Alter durchkreuzte seinen Plan. Er klang zittrig und gebrechlich. »Wer hat euch geschickt? Merlin? Dann sagt ihm, dass ich meine Aufgabe erfüllen werde!«
    Einer der Männer trat vor. »Nicht Merlin hat uns geschickt. Und du wirst deine Aufgabe keineswegs

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