0918 - Auf der Schwelle der Zeit
ist es ja!« Sein Gesicht lief knallrot an. »Ich habe es schon getan. Oder besser: Logan hat es getan!«
»Und du bist dir ganz sicher, dass ich das war?«
Der Erbfolger sank zurück auf das Sofa und nickte.
»Und ich habe Iehthier gerufen?«
Nicken.
»Wer soll das sein? Ein Dämon? Ist es überhaupt ein Name?«
Schulterzucken.
Zamorra schloss die Augen für einen Moment. Was nun? Er wusste aus Rhetts Erzählung zwar, wann es in Logans Vergangenheit geschehen war, er hatte aber keine Ahnung, wann in seiner Zukunft das sein würde. Nächste Woche? In fünfzig Jahren? Solange er nicht wusste, wer Iehthier war, war er auf der sicheren Seite. Denn dann würde er wohl kaum in die Vergangenheit reisen und plötzlich diesen Namen rufen, oder?
»Wir sollten uns entspannen. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Vielleicht hast du mich gar nicht getroffen, was meinst du? Wie du schon sagtest: Logan hat nicht mehr besonders gut gesehen!«
Rhett musterte den Professor. Dann gingen sein Blick zu Boden und verharrte dort. »Doch. Der Blitz hat dich den Abhang runtergeschleudert. Zuerst hat Logan Casril zur Quelle geschickt, dann ist er dir hinterher geklettert - und hat dich gefunden. Dein Körper war total… verkohlt und hat stellenweise noch gebrannt, aber…«
»Total verkohlt? Du hast mich gar nicht wirklich erkannt? Vielleicht lag da jemand anders?«
Er bekam ein freudloses Lachen zur Antwort. »Ach ja? Und wer sollte das wohl gewesen sein? Außerdem lag direkt daneben noch etwas, das Logan sich damals nicht erklären konnte. Ich kann es!«
»Und was war das?« Zamorra hob eine Augenbraue.
»Ein Schuh. Ein weißer Sneaker mit der Aufschrift Louis Vuitton .«
Der Meister des Übersinnlichen sprang aus seinem Sessel auf. »Hah! Solche Schuhe hab ich gar nicht. Glaubst du etwa, ich kaufe mir so teure Treter? Es reicht, wenn wir mit Nicole eine im Team haben, die so etwas tut.«
»Was tu ich?«, ertönte eine Stimme hinter ihm.
Zamorra drehte sich um und sah Nicole Duval in der Tür zum Kaminzimmer stehen. Der Griff ihres Handtäschchens hing über die linke Schulter. In der rechten Hand hielt sie eine Tüte. Der Professor knipste ein Lächeln an und breitete die Arme aus. »Nici, wir haben gerade von dir gesprochen!«
»Ich hab's gehört. Aber nur den Schluss. Also, was tu ich?«
»Du verleihst diesem Schloss den Glanz, den es verdient. Du versüßt mir mein Leben. Du strahlst heller als der hellste Stern. Lass mich mal überlegen. Was tust du sonst noch?«
Die Lebens- und Kampfgefährtin des Professors blieb ernst und presste die Fingerspitzen der linken Hand gegen ihre Schläfen. »Dann sagst du es mir eben nicht. Auch recht.«
Zamorras Lächeln erlosch. »Was ist denn los mit dir?«
»Nichts. Was soll los sein? Ich latsche mir die Hacken ab, um ein schönes Geschenk für dich zu finden. Dann komm ich heim und höre, wie ihr hinter meinem Rücken über mich redet. Also, was soll los sein?«
Das fragte sich Zamorra auch. So kannte er Nicole überhaupt nicht.
Im nächsten Augenblick musste er sich eingestehen, dass das nicht stimmte. In den letzten Wochen und Monaten hatte Nicole immer mal wieder übellaunig auf Kleinigkeiten reagiert. Völlig grundlos, wie Zamorra meinte. Er hatte aber auch gelernt, dass es keinen Sinn hatte, in diesen Momenten mir ihr diskutieren zu wollen.
»Entschuldige, Nici. Das war nicht so gemeint. Rhett hatte mir nur gerade von weißen Sneakers erzählt und ich…«
Nicole zuckte zu Rhett herum und blitzte ihn mit den Augen an. »Woher weißt du davon?«
Mit offenem Mund starrte der Junge Nicole an. »Äh… was?«
Ein heißer Schrecken durchfuhr Zamorra, als sich ein irrwitziger Gedanke in seinem Hirn einnistete.
Nein, das ist Zufall! Das kann nicht sein!
Er zeigte auf die Tüte in ihrer Hand. »Was ist da drin?«
Sag es nicht. Sag es bitte nicht!
»Das Geschenk, das ich dir mitgebracht habe. Obwohl ich mir nicht sicher bin, dass du es wirklich verdient hast. Außerdem hat Rhett es schon ausgeplaudert.«
Oh nein!
Sie griff hinein und ihr Gesicht begann zu strahlen. Plötzlich war sie wieder die gute alte Nicole, die er so sehr liebte. Dann zog sie das Geschenk heraus.
» Louis Vuitton! «, sagte sie. »Die passen richtig gut zu deinen weißen Anzügen. Haben nur 385 Euro gekostet. Gefallen sie dir?«
***
Vor achtzehn Monaten
Die nächsten Minuten vergingen für Anka wie im Flug. Sie war außerhalb des magischen Schutzschirms um Llewellyn-Castle. Einerseits ein
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