0918 - Auf der Schwelle der Zeit
Doch nicht für lange.
»Wie soll ich zu dieser verfluchten Quelle finden? Wie?«
Er hatte sich vorerst damit abgefunden, dass er nicht wusste, warum er zur Quelle des Lebens wollte, ja, sogar musste! Sein Vertrauen war groß, dass es ihm im entscheidenden Moment wieder einfiel. Wenn er erst einmal dort war, würde er sich an seinen Auftrag erinnern.
Dazu musste er diesen verdammten Ort aber erst einmal finden, in LUZIFERs Namen! Das war das große Problem.
Nachdem er sich an der Bauersfrau und ihrem Mann gesättigt hatte, war er sofort zu Llewellyn-Castle zurückgekehrt. Wenn er den Zugang zur Quelle finden wollte, erschien ihm das Schloss ein geeigneter Platz, an dem er mit der Suche beginnen konnte.
Tatsächlich konnte er sie sogar spüren! Hinter jeder Wand, hinter jeder Mauer, selbst hinter jedem großen Stein. Er fühlte ihre Präsenz, fühlte die (geronnene Zeit )-Magie, die Unsterblichkeit verleihen konnte. Und doch konnte er den Weg dorthin nicht öffnen.
Er war so konzentriert, so in seine Aufgabe vertieft, dass er beinahe diesem blonden Vampirjäger in die Arme gelaufen wäre. Im letzten Augenblick konnte er sich hinter einem Baum in Deckung bringen. Noch wollte er es mit ihm nicht auf einen Kampf ankommen lassen.
Als der Vampirjäger Stunden später endlich wieder verschwunden war, hatte auch McCain die unmittelbare Umgebung um das Castle verlassen. Stattdessen war er zum Friedhof der Erbfolger gesprungen.
Es war ein alberner, fast schon menschlicher Gedanke, der ihn hierher gebracht hatte. Eine lächerliche Hoffnung! Die Hoffnung auf Inspiration inmitten all der gestorbenen Llewellyns, die alle den Weg zur Quelle hatten öffnen können.
Wieder konnte er die Quelle spüren. Wieder fand er keinen Zugang zu ihr.
Wie konnte das sein? Er war nun selbst ein Llewellyn!
»Warum helft ihr mir nicht? Wir Llewellyns müssen doch zusammenhalten!«
Sein Schrei ging in ein humorloses, hustendes Lachen über.
Mit hängenden Schultern ging er zu einem Monolithen, der am Rande des Friedhofs stand. Vor ihm sank er in die Knie und legte die Handfläche gegen den Stein.
Erneut konnte er es fühlen. Dieses Kribbeln in den Fingerspitzen, diese Verbindung zwischen ihm und der Quelle. Doch das Tor blieb verschlossen. Es war, als fehlte ihm der passende Schlüssel dazu!
Ein Schlüssel? Wie sollte der wohl aussehen? Die Magie alleine konnte es nicht sein, denn die hatte er inzwischen. Aber offenbar reichte sie nicht aus. Es fehlte etwas.
Für einen Moment hielt er die Luft an. Natürlich! Wie hatte er nur so dumm sein können?
Der Erbfolger hatte ihm doch gesagt, dass er nicht zur Quelle gehen konnte. Das konnte nur ein Auserwählter!
Das war der Schlüssel! Ein Auserwählter. Nur für ihn würde sie sich öffnen.
Die Euphorie über diese Erkenntnis wich bitterer Enttäuschung.
Was sollte er nun tun? Was um Satans willen sollte…
Das Tor zur Quelle öffnete sich!
»Was…«
McCain blieb keine Zeit, sich darüber zu wundern, denn hinter ihm ertönte eine Stimme.
»Los!«
Ein Mädchen? Wie hatte es sich an ihn anschleichen können?
Der Vampir sprang auf und fuhr auf den Hacken herum. Vor ihm stand nicht nur ein Mädchen, sondern auch ein junger Mann, den er kannte. Er hatte ihn letzte Nacht gebissen und zu einem Geschöpf der Dunkelheit gemacht. Oder etwa nicht?
McCain war so überrascht, dass sich sein Opfer, dem schon lange Vampirzähne hätten gewachsen sein müssen, am helllichten Tag zeigte, dass er nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte.
»Pack ihn, Dylan!«, rief das Mädchen.
Sein Opfer…
... mein Diener! Er hätte mein Diener sein müssen. Warum ist er nicht mein Diener? ...
... sprang ihn an und riss ihn um. In inniger Umarmung stürzten der Vampir und der Beinahevampir auf den Monolithen und das Tor zur Quelle des Lebens zu.
Kaum dass er lag, packte ihn eine Hand am Knöchel. Das musste dieses verfluchte Mädchen sein. Was hatte es vor?
Er spürte noch, wie sich eine ihm unbekannte Magie um ihn legte, ihn einwob, ihn mitriss.
Und dann: nichts mehr!
***
Gegenwart
»Fooly?«
Als Rhett aus der Ohnmacht erwachte, fühlte sein Kopf sich an, als hätte Fooly ihm China-Böller in die Ohren gesteckt und angezündet. Er stöhnte und griff sich an die Schläfe. Dann stützte er sich mit den Unterarmen auf dem Boden ab und stemmte sich ein wenig hoch. Er fühlte Gras unter den Fingern.
»Fooly?«
Nein, Unsinn. Der Jungdrache war nicht hier. Konnte gar nicht hier sein, weil er im Koma
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