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0918 - Auf der Schwelle der Zeit

0918 - Auf der Schwelle der Zeit

Titel: 0918 - Auf der Schwelle der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Absatz genau in Höhe der Augenhöhlen.
    Für einen Moment war der Schnitter aus dem Konzept gebracht und zögerte mit seinem Angriff.
    Zamorra setzte nach, überwand die Distanz mit drei weiten Schritten und sprang den Knochenmann an. Mit beiden Händen umklammerte er den Stiel der Sense und versuchte sie dem Griff des Knöchernen zu entwinden. Es gelang nicht. Die Kraft des Skeletts war zu groß.
    Nun wagte das dämonische Wesen einen Versuch. Es riss und schüttelte die Sense.
    Der Professor wurde vor- und zurückgeschleudert. Doch er ließ nicht los! Er durfte nicht loslassen! Das wäre gleichbedeutend mit seinem Todesurteil gewesen.
    Das Skelett riss die Sense nach rechts und Zamorra ging die Bewegung mit.
    Der Knochenmann drückte die Sense nach unten und Zamorra ging in die Knie.
    Jeden Schlag, jede Richtungsänderung der Sense spürte der Professor bis in die letzte Faser seine Körpers. Er kam sich vor, wie bei einer dämonischen Abart eines Bullenritts.
    Und dann bemerkte er, dass seine Finger sich doch langsam öffneten. Lange konnte er den Sensenstiel nicht mehr umgreifen. Das wäre sein Ende!
    Es sei denn…
    Aus dem Augenwinkel schielte Zamorra nach seiner Umgebung. Er orientierte sich, versuchte herauszufinden, wo in der Umgebung er selbst stand. Als er wusste, was er wissen wollte, änderte er seine Strategie. Noch stärker als bisher ging er die Bewegungen des Knöchernen mit, baute eigenen Schwung auf - und ließ völlig unvermittelt die Sense los.
    Er flog durch die Luft, prallte auf den Boden und überschlug sich mehrere Male.
    Nicht die Orientierung verlieren! Ich darf keinesfalls das Tor aus den Augen verlieren!
    Das geschah nicht. Er hatte das Loslassen der Sense so getimt, dass ihn der Schwung des Skeletts direkt auf das Tor zuschleuderte.
    Noch einmal überschlug er sich, rollte über die Körper hinweg, die das Tor blockierten, packte sie irgendwie an den Kragen, an den Ärmeln, an den Haaren, wo auch immer. Er riss die Männer mit sich, rollte mit ihnen über die Schwelle und wurde überflutet von unzähligen Eindrücken und unzusammenhängenden Gedankenfetzen.
    Er stürzte und stürzte. Ohne Ende, für immer und nie. Durchs das Nichts, durch die Zeit, durch die Welten. Alles war gleichzeitig und nie.
    Die Schwelle zur Quelle.
    Ähnlich klangvolle, aber total sinnlose Begriffe aus einem Film purzelten durch seinen Verstand…
    (der Kelch mit dem Elch, der Becher mit dem Fächer)
    ... waren aber auch schon wieder verschwunden, bevor er sie festhalten konnte.
    Plötzlich begriff er die Natur der Magie, die hier wirkte. Kam die Erkenntnis aus ihm selbst? Kam sie aus der Quelle? Kam sie aus der Truhe voller Augenblicke?
    Zamorra sahspürte ein magisches Zeitfeld, das McCain und McMour umgab/umgibt/umgeben wird. Er rochhörte, wie sich dieses Feld plötzlich in die Quelle hinein erstreckte/erstreckt/erstrecken wird. Er schmeckfühlte, wie es sich mit der geronnenen Zeit zu etwas anderem verband/verbindet/ verbinden wird, wie es eine Brücke schlug/schlägt/schlagen wird. Eine Brücke zwischen den Zeiten, zwischen den Augenblicken. Genährt von geronnener Zeit.
    Und dann, tausend Jahre früher, zehn Sekunden später, im gleichen Moment war die Reise zu Ende. Sie hatten die Schwelle zur Quelle, die Schwelle der Zeit verlassen.
    ***
    »Neeeiiin! Gryf! Wach auf!«
    Die Stimme des Erbfolgers riss ihn aus der Bewusstlosigkeit. Für einen Sekundenbruchteil wusste der Silbermond-Druide weder wo, noch wer er war. Als er jedoch die Gestalt des C'weten über sich sah, als er der Klaue gewahr wurde, die auf seine Kehle zuraste, kam die Erinnerung schlagartig zurück.
    Mit ihr kam die Erkenntnis, nichts mehr gegen den tödlichen Hieb unternehmen zu können.
    Schicksalsergeben schloss er die Augen und wartete auf den alles auslöschenden Schlag.
    Eine Sekunde später wartete er immer noch.
    Er öffnete die Augen. Der C'wete war verschwunden.
    Gryf runzelte die Stirn und blickte sich um. Ein paar Meter links von ihm stand Rhett. Die Arme hatte er vor den Körper gestreckt, als wolle er einen Angriff abwehren. Von einem Angreifer war jedoch nichts zu sehen.
    Dafür entdeckte er etwas anderes, das ihn vollends verwirrte: Der Nebel um den Monolithen hatte sich genauso aufgelöst wie das Luftflimmern. Stattdessen kniete nun ein Mädchen dort, das mit erstauntem Blick einem Knäuel aus drei Männern nachsah, die über den Boden rollten.
    Einer von ihnen war Zamorra. Dafür, dass er nur wenige Minuten weg gewesen

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