092 - Da lacht der Satan
gefunden hatten, die Polizeiabsperrung zu umgehen. Manche Seitenstraßen waren auch noch nicht abgesperrt.
Dorian, Gunnarsson und Unga drängten sich durch die Menge. Hunderte von Autos waren im Verkehrsstau steckengeblieben.
Aus den Kasernen von West New York und Jersey City waren Soldaten angefordert worden. Die ersten Lastwagen der Army rollten an. Schützenpanzer und Panzerspähwagen waren unterwegs.
Der Bürgermeister von New York hatte die Gouverneure der Staaten New York und New Jersey eingeschaltet. Sie waren übereingekommen, die Leitung des Katastrophenstabs dem Drei-SterneGeneral Lewis D. Mathers zu übertragen, dem ranghöchsten Armeeoffizier im Staate New York. Diese Informationen und andere hörten Dorian und seine beiden Begleiter aus dem Transistorradio, während sie sich durch die Menge kämpften. Dann sahen sie endlich die graue, schemenhafte Silhouette des vierzigstöckigen Hochhauses.
Dorian konzentrierte sich. Er spürte die Ausstrahlung von etwas Dämonischem. Gunnarsson und Unga nickten ihm zu. Dorian fragte sich, was vorgefallen sein mochte, daß die Schwarze Familie sich zu einem derart spektakulären Coup entschlossen hatte. Bisher hatten die Dämonen größtenteils im verborgenen agiert.
Der Dämonenkiller und die beiden anderen Männer standen nun unmittelbar vor dem dichten Polizeikordon, der das Hotelhochhaus abschirmte. Streifen- und Mannschaftswagen der Polizei, mühsam durch den Verkehrsstau geschleust, Ambulanzfahrzeuge und Feuerwehrwagen standen bereit.
In der Luft dröhnten Hubschrauber der Armee, der Marine und privater Hubschrauberunternehmen. Eine Staffel von sechs Starfightern heulte über die Wolkenkratzer von Manhattan dahin.
Es war schon ein gewaltiges Auf gebot. Dorian fragte sich, was die Dämonen erreichen wollten.
War das der Einfluß des Erzdämons Luguri?
Als hätte Magnus Gunnarsson Dorians Gedanken gelesen, sagte er: „Hier ist Luguri am Werk. Der Mentalität der heutigen Dämonen entspricht eine solche Schau nicht."
„Wir müssen uns in der Nähe einen festen Stützpunkt suchen", antwortete Dorian Hunter auf deutsch. „Wie wäre es mit einem der Nachbarhäuser?"
„Dort wimmelt es sicher schon von FBI-Agenten und Armee-Scharfschützen", antwortete Gunnarsson in der gleichen Sprache. „Aber irgendwo werden wir schon Fuß fassen. Ich bin auch dafür, erst einen Beobachtungsposten zu beziehen."
Unga nickte nur. Dorian und seine beiden Gefährten kämpften sich durch das Gedränge zu dem Hochhaus rechts neben dem Schemengebäude durch. Es war fünfzig Stockwerke hoch. In dem Haus gab es Firmenbüros, Wohnungen und auch drei Etagenhotels. Die Flügel der breiten gläsernen Eingangsfront standen offen. Im Haus waren viele Menschen. Geschäftstüchtige Mieter vermieteten gegen Entgelt Fensterplätze mit Aussicht auf das Geisterhotel an Reporter oder zahlende Schaulustige. Auch FBI-Leute und Polizisten befanden sich in dem Wolkenkratzer.
Dorian stieg mit seinen beiden Gefährten die Treppe hoch. Im zehnten Stock kam ihnen eine Gruppe von jungen Leuten entgegen.
„Hier braucht ihr es erst gar nicht zu versuchen", sagte einer. „Diese sturen Böcke lassen niemanden herein."
Die jungen Leute gingen weiter.
Dorian las ein Türschild Mannahard, Fletscher & Mannahard, Rechtsanwälte, Spezialisten für Wirtschaftsfragen.
Dorian klingelte an der Tür, die zu dem Trakt mit den Räumen der Anwaltsfirma führte. Eine Stimme meldete sich über die Sprechanlage.
„Bedauere, wir haben geschlossen."
„Hunter vom FBI", sagte Dorian. „Machen Sie auf! Es ist dringend."
Ein kräftiger Mann in einem konventionellen Anzug öffnete die Tür einen Spalt. Es gab zwei Sicherheitsketten und ein paar Patentverriegelungen.
„Kann ich Ihre Dienstausweise sehen?" fragte er.
Magnus Gunnarsson nahm seinen isländischen Paß aus der Tasche. Er machte vor der Nase des Bürovorstehers ein magisches Zeichen in der Luft. Der Mann öffnete mit glasigen Augen. Gunnarsson sah ihn scharf an.
„Bitte sehr, meine Herren!" sagte der Bürovorsteher. „Ich werde Sie zu den Herren Mannahard führen. "
Die Herren Mannahard hatten feudale Büros in der Mitte des Korridors. Eine hübsche Vorzimmerdame fiel Magnus Gunnarssons magischem Blick zum Opfer.
Dann standen Dorian Hunter und seine beiden Begleiter vor den beiden Rechtsanwälten Mannahard. Sie waren Brüder, hatten zusammen mindestens hundertdreißig Jahre auf dem Buckel und wirkten so ausgetrocknet wie zwei Inkamumien. Beide
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