092 - Schreie aus dem Sarg
ins Haus. In wenigen Augenblicken würde ich Chet Boscos Bekanntschaft machen. Ich hätte liebend gern darauf verzichtet, aber seine Männer bestanden darauf, daß ich ihn kennenlernte.
Sie öffneten eine Tür, und dann erlebte ich eine höchst unerfreuliche Überraschung: Yora, meine langjährige Todfeindin.
***
Auch die Dämonin war überrascht, aber nicht so sehr wie ich. Sie sah mich kalt lächelnd an. Ich befand mich plötzlich nicht mehr in der Gewalt von Gangstern, sondern in Yoras Gewalt.
Das war noch viel schlimmer!
»Sieh an«, höhnte die Totenpriesterin. »Tony Ballard!«
»Du kennst diesen Mann?« fragte Chet Bosco überrascht.
»Er ist Privatdetektiv, Boß«, sagte Ray.
»Ja«, sagte Yora. »Aber ein besonderer. Er hat sich auf ganz bestimmte Fälle spezialisiert. Er kämpft gegen Geister und Dämonen.«
»Also gestern hätte ich das noch nicht geglaubt«, sagte Chet Bosco. »Aber heute scheint mir kaum noch etwas unmöglich zu sein.«
Ray und Clay berichteten, was geschehen war. Yora erkannte sofort, was mit Terence Pasquanell los war. Sie erklärte es dem Gangsterboß. Ich sah, daß die Totenpriesterin einen Zombie geschaffen hatte, und Chet Bosco fragte, ob Yora auch Terence Pasquanell unter seine Befehlsgewalt stellen könne.
Sie tat es. Daraufhin konnten die Gangster Pasquanell loslassen. Er griff niemanden mehr an. Bosco befahl ihm, sich neben Roc Natwick zu stellen, und der bärtige Werwolfjäger gehorchte augenblicklich.
Zwei Zombies, die auf Boscos Kommando hörten!
Mir rieselte es eiskalt über den Rücken. Neuerdings schien es zum guten Ton zu gehören, daß Gangsterbosse sich mit Dämonen verbündeten, um ihre Schlagkraft zu erhöhen.
Professor Mortimer Kull hatte sich mit einem Bündnis die Unterstützung Atax' gesichert, und hinter Chet Bosco stand die Totenpriesterin Yora!
Sie freute sich, mich wiederzusehen. Ich nicht.
Bosco ließ mich durchsuchen. Seine Männer nahmen mir alles ab, was ich bei mir trug. Den Colt Diamondback, die magischen Wurfsterne, das silberne Feuerzeug. Auch den Dämonendiskus nahmen sie mir weg.
Der Gangsterboß schloß alles in einen Schrank. Nun war ich »nackt«. Yora hätte mich jetzt leicht töten können. Sie kam langsam auf mich zu.
Boscos Männer ließen mich los und traten zurück. Knisternde Spannung erfüllte den Raum. Würde Yora nun den Seelendolch zücken und mir damit die Seele aus dem Leib schneiden?
Ich bemühte mich, ihrem grausamen Blick standzuhalten. »Ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen, Tony Ballard«, sagte sie.
»Ich auch nicht«, gab ich zu.
»Du wußtest nicht, daß ich hier bin?«
»Ich hatte keine Ahnung. Ich war hinter Pasquanell her.«
»Eine glückliche Fügung des Schicksals«, sagte Yora.
»Kann ich nicht behaupten«, gab ich zurück.
Ich erfuhr von der Totenpriesterin, was geplant war. Sie war davon überzeugt, daß ich den Coup nicht vereiteln konnte, deshalb informierte sie mich sehr ausführlich.
Sie erzählte mir auch von den Augen des Todes, die sie von Chet Bosco bekommen würde.
»Ist schlimm für dich, davon zu wissen, und nichts dagegen unternehmen zu können, nicht wahr?« sagte die Dämonin grinsend.
»Allerdings.«
»Deshalb habe ich es dir gesagt.« Sie wandte sich an Chet Bosco. »Wenn alles vorbei ist, nehme ich die Augen des Todes und diesen Mann mit.«
»Einverstanden«, sagte der Gangsterboß. »Ich habe für einen Schnüffler ohnedies keine Verwendung. Ich würde ihn sicherheitshalber umlegen.«
»Er wird durch meine Hand sterben«, sagte die Totenpriesterin. »Zu einem Zeitpunkt, den ich bestimme. Du wirst ihn solange für mich in Gewahrsam nehmen.«
»Ich habe im Keller ein paar Zellen bauen lassen. In eine davon kann ich Ballard stecken.«
»Gut, und ich sorge dafür, daß George Quinn und Brian Hawke ihre Seelen verlieren.«
»Sobald die beiden mir zur Verfügung stehen, schicke ich sie los, damit sie uns die Klunker bringen.«
Sie heckten den Juwelenraub ganz ungeniert vor mir aus. Ich war wohl in den Augen dieser Leute schon ein toter Mann, vor dem sie keine Geheimnisse zu haben brauchten.
Ray und Clay führten mich auf Chet Boscos Geheiß ab. Kurz bevor wir die Kellertreppe erreichten, versuchte ich mein Glück. Ich mußte es wagen. Die Gangster rechneten nicht mit einer Attacke, denn ich trottete lammfromm vor ihnen her.
Doch plötzlich explodierte ich förmlich, und Clay stöhnte auf und ging zu Boden. Mit meinem zweiten Schlag wollte ich Ray
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