0920 - Welt der Stille
genügen, um es in dieser frühen »Bootphase«, über Gebühr zu beschäftigen. Etwa die Tatsache, dass man auf etwas Weichem liegt.
Weich. Genau das war ihr erster Gedanke, als sie wieder Gedanken fassen konnte. Josephine öffnete die Augen und blickte orientierungslos Löcher in die Luft. Es dauerte einen Moment, bis ihr Verstand ihrem Körper aus der Ohnmacht heraus folgte, die sie eben noch in ihren Vergessen spendenden Fängen gehalten hatte.
Sie lag auf einem breiten, mit zahlreichen kostspielig aussehenden Kissen bedeckten Bett, von dessen hölzernem Gestell an allen vier Ecken sorgsam gedrechselte Stäbe in die Höhe ragten und, etwa einen guten Meter von der Liegestatt entfernt, einen baldachinartigen Himmel stützten. Ein dicker Vorhang, von stattlichen Kordeln zur Seite gebunden, flankierte diese Stäbe, als wäre das Bett kein Bett, sondern das Fenster eines Edelhauses.
Ich liege bäuchlings in einem Himmelbett , schoss es Josephine durch den Kopf. Sie hatte von derartigen Vorrichtungen gehört, bisher aber nie eines zu Gesicht bekommen. Vorsichtig stützte sie sich mit den Händen auf dem üppig verzierten Lager auf und drückte ihren Oberkörper hoch, um sich weiter umzuschauen.
Der Raum, in dem sie sich befand, war vielleicht acht Quadratmeter groß und wurde von drei an den Wänden befestigten Lampen in ein sanftes, warmes Licht getaucht. Außerdem war er voll. Wohin sie auch blickte, fand sie Kram. In einer Ecke stapelten sich in Leder gebundene Folianten, hinter dem Bett lagen Berge von auf edlem Papier geschriebene Notizen und Skizzen. Unter der Liegestatt konnte Josephine eine Menge an martialisch aussehenden Geräten ausmachen, die sie instinktiv und mit wachsender Beunruhigung als Waffen identifizierte. An einer Wand hing ein Okular seltsamster Bauart, und überall waren Kissen, Kissen, Kissen. Als… ja, als befürchte jemand, aus großer Höhe hier hinab zu fallen.
Bei diesem Gedanken schoss ihr der Sturz durch den Kopf, den sie hinter sich hatte, und sie blickte auf - gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sich in der Schwärze über ihr ein helles Quadrat bildete. Eine Falltür.
Josephine schrie auf, als die Silhouette eines Kopfes über ihr erschien, rannte zurück zum Bett und zerrte eine der Waffen hervor. Sie hatte keine Ahnung, wie man sie bediente, doch sie hielt den länglichen Prügel, der eine Mischung aus Holz und Eisen zu sein schien, tapfer und fest. Wie eine Mistgabel.
» Oh, my goodness «, erklang eine Stimme über ihr, und dann schwang sich ein Mann mit einer einzigen, geübten Bewegung durch die Luke und hinab in den Raum. Josi erkannte ihn wieder: Es war der, der ihr oben zu Hilfe gekommen war.
»Weg«, rief sie drohend und gestikulierte mit der Waffe. »Weg, oder ich…«
»Oder Sie was?«, fragte der Fremde, und abermals wunderte sich Josi über seinen seltsamen Akzent. »So, wie Sie das Ding da halten, würde ich vermuten: Oder ich schieße mir in den Fuß. Aber sind Sie wirklich sicher, dass Sie das wollen?«
Erschrocken blickte sie von der Waffe auf den Mann und zurück. »Wer seit Ihr? Was wollt Ihr von mir? Wo bin ich?«
Der Fremde lächelte und hob die Hände. » All in good time, my dear. Gestatten, Beaumont. Geoffrey Beaumont. Ich will Ihnen helfen, denn - ob Sie es glauben oder nicht - Sie befinden sich in meinem Keller.«
Als sie ihn nur verständnislos anstarrte, fuhr er fort. »Sehen Sie, Sie sind in mein Haus gekommen und dort einem dieser unsäglichen Slissaks über den Weg gelaufen. Und dann, nun ja, haben Sie mein Versteck entdeckt - meine Burg, sozusagen, in der ich mich seit unzähligen Tagen vor den Besuchen dieser Abscheulichkeiten verberge. Hätte ich Sie nicht schreien gehört, wäre ich gar nicht hoch gekommen. Tut mir wirklich leid, dass ich in der Eile vergaß, die Klappe der Falltür wieder zu schließen. Ich hoffe, Sie haben sich bei ihrem Sturz nichts getan.«
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Haus? Das ist… Euer Haus? Ich dachte, ich wäre allein in dieser Nebelwelt - und jetzt sagt Ihr mir, dass Ihr sogar hier wohnt?«
Beaumont legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »Mitnichten, meine Liebe. Ich bin genauso unfreiwillig hier, wie Sie. Warum berichten Sie mir nicht einfach, was Ihnen widerfahren ist. Ach, und sparen Sie sich die förmliche Anrede, werden Sie? Meine… sagen wir: Bekanntschaften pflegten mich einfach Geoff zu nennen.«
Mit wenigen Worten umschrieb Josephine dem Mann, wie es sie her verschlagen
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