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0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Testud untersucht mit fragwürdigen Mitteln und Schlussfolgerungen die Existenz einer dunklen beziehungsweise schwarzen Hand, die dem Alchimisten und Magier Jaques Carax gehört haben soll. Carax wurde zu Zeiten der französischen Revolution angeblich von Illuminaten verraten und wegen eines Mordes, den er nicht begangen hatte, gehängt. Er hinterließ den Abdruck seiner Hand auf der Zellenwand des Gefängnisses Sans Espoir auf dem Montmartre, damit diese Unglück über den Verräter Desmoulins und dessen Nachfahren bringe…« Nicole hob den Kopf. »Huch, Montmartre. Das war ja ganz hier in der Nähe. Und Desmoulins, den Namen kenne ich doch. Der Typ war doch einer der führenden Revolutionäre damals.«
    Pierre Robin nickte. »Exakt. Camille Desmoulins. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht einfach um eine Namensgleichheit.«
    »Ja. Also weiter im Text: Carax’ Leiche wurde auf dem Cimetiere des Innocents in unheiliger Erde verscharrt, doch Wochen später erschien der hinterlassene Handabdruck plötzlich tiefschwarz auf der Zellenwand, von wo er sich nicht mehr entfernen ließ, nicht mit Wasser und Seife, aber auch nicht mit chemischen Mitteln. Die schwarze Hand war schon bald Tagesgespräch in ganz Paris. Nach dem Abriss des Gefängnisses, wahrscheinlich wegen der Hand, war diese eine Zeit lang verschwunden, erschien aber im anstatt des Gefängnisses gebauten Haus nach einiger Zeit wieder. Im Keller der Familie Celeste, exakt an derselben Stelle wie schon zuvor. Und wieder ließ sie sich nicht mehr entfernen. Bald schon stand das unheimliche Spukhaus leer. Wie die Geschichte der schwarzen Hand nach Testuds Untersuchungen weitergeht, ist unbekannt.«
    Nicole pfiff durch die Zähne. »Na, da haben wir doch immerhin einen äußerst vielversprechenden Ansatz. Jetzt müssen wir, fürchte ich, den Schinken genauer lesen.«
    Zwei Stunden später wussten sie, dass Carax im damaligen Städtchen Passy gewohnt hatte. Die genaue Adresse nannte Testud allerdings nicht. Auch die Lage des Gefängnisses Sans Espoir und des später darauf errichteten Hauses ging nicht daraus hervor.
    »Das müsste ich allerdings herauskriegen können«, meinte Robin.
    »Scheiße. Wenn die Geschichte stimmt, und das wird sie wohl, nach allem, was hier passiert ist, haben wir es also mit dem Racheschwur des Jaques Carax zu tun. Der scheint zurückgekommen zu sein und killt nun mit der schwarzen Hand Desmoulins Nachfahren. Und gleich noch die mit, die ihm im Weg stehen, so wie den armen Domenech. Denn dass der Desmoulins-Nachfahre ist, das schließen wir ganz schnell mal aus. Solche Zufälle gibt’s nicht.«
    »Na denn, an die Arbeit.« Nicole sprang auf. Sie war kaum zu bremsen. Den seltsamen Blick, mit dem Robin sie betrachtete, bemerkte sie nicht.
    ***
    Haus der Tourniers
    Das Höllenfeuer in Jaques Carax’ Augen gloste. Da er keine Augen mehr besaß, sah er seine Umgebung auf magische Weise. Und weil er lange tot gewesen war und seine Magie erst wieder ganz allmählich in den Griff bekommen musste, kam es immer wieder zu Ausfällen in der Wahrnehmung. Das äußerte sich meistens in seltsam unscharfen, fast irrealen Bildern, die ohne Vorwarnung auftauchten.
    Teilweise verlor er dabei sogar kurzzeitig die Orientierung. Aber das würde er in den Griff bekommen.
    Ja, er hatte seinen Schatz in die Zeit geschickt. Ohne zu wissen, in welchem Jahr er wieder auftauchen würde. Gewusst hatte er nur, dass sein toter Körper, der irgendwo in der Erde ruhte, exakt zu dem Zeitpunkt, an dem der Schatz in der Zukunft auftauchte, wieder zum Leben erweckt wurde. Das hatte er mit seiner Magie so eingerichtet. Denn Jaques Carax hatte schon immer nach dem ewigen Leben gestrebt. Dass er so weit in der Zukunft landen würde, damit hatte er allerdings nicht gerechnet. Fünfzig, vielleicht sechzig Jahre, das ja. Aber gleich 220?
    Der Untote starrte durch die Finsternis auf die drei friedlich schlafenden Menschen, die zusammengekuschelt in dem breiten Bett lagen. Die Tourniers würden ihm keine Probleme bereiten. Er hatte sie schlafen gelegt. So weit funktionierte seine Magie schon wieder.
    Und sie würden erst dann wieder erwachen, wenn er es wollte.
    Carax war nie einer der sieben Dümmsten gewesen. Er wusste genau, dass es schwierig werden würde, sich in der neuen, veränderten Welt zurechtzufinden. Dazu benötigte er die Hilfe der Tourniers, die ihn mit den momentanen Verhältnissen vertraut machen mussten. Zunächst einmal. Noch viel mehr aber benötigte er

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