0921 - Totengrinsen
schwer, den Kopf anzuheben und den neben mir stehenden Suko anzuschauen. Er starrte mich an, sein Mund bewegte sich dabei zuckend.
Er brauchte nichts mehr zu wiederholen, denn ich hatte das gleiche festgestellt.
Suko schlug einen Bogen und holte aus Janes Tasche den Wagenschlüssel. Dann öffnete er die Tür, und mir kam es so vor, als hätte er bereits das Oberteil seines Sargs in die Höhe gehoben…
***
Nathan saß noch immer auf dem Fleck. Er freute sich. Er hatte es geschafft. Es war alles wunderbar gelaufen. Er hatte wieder einmal bewiesen, wozu er fähig war, und aus seinem Mund drang ein zufriedenes Zischen, wobei er aus seiner Trance oder Starre nicht erwachte. Der haarlose Mann wirkte wie die Figur eines Künstlers, die dieser kurzerhand in die Zelle gesetzt hatte.
Er hatte sie gefunden. Er wollte jetzt mehr von ihr wissen. Er hatte sie gestoppt, sie würde zu ihm kommen, das stand fest. Er mußte sie einfach packen, er würde ihre Seele zermartern, und diesmal würde es keine Ärzte geben, die sie zurückholten wie bei Tim.
Sie gehörte ihm!
Und er würde mit ihr spielen. Sie würde ihm den Weg bereiten, um noch größere Dinge anzufassen.
Nathan freute sich.
Das war wie ein kleines Wunder. Zumindest für Menschen, aber nicht für ihn.
Eines blieb ihm noch.
Er mußte sie näher zu sich heranholen.
Noch näher, ganz nah…
***
Als letzten Eindruck hatte Jane Collins wahrgenommen, wie der Golf förmlich vor ihren Augen zersprungen war. Einfach weggeplatzt, in unzählige Teile zerrissen.
Aber nicht nur der Wagen, auch mit den anderen Dingen in ihrer Umgebung war das gleiche geschehen. Sie alle hatte die intensive Schwärze aufgesaugt, und auch Jane war davon nicht verschont geblieben. Sie wußte nicht mal, wie sie sich fühlen sollte, sie war einfach da und doch nicht mehr vorhanden oder auf einer anderen Ebene.
Sie konnte schauen.
Sie sah auch!
Und sie sah sich!
Es war etwas, das sie nicht kannte. Sie schaute auf sich selbst nieder, wie sie bewegungslos am Boden lag und nicht mal mit der Wimper zuckte.
Warum liege ich da?
Die gedanklichen Worte erschreckten sie, denn sie wunderte sich darüber, daß sie überhaupt denken konnte, obwohl sie am Boden lag und zugleich über ihrem Körper schwebte.
Gab es sie überhaupt noch?
Eine Antwort konnte sie nicht geben. Sie wußte ja nicht mal, weshalb sie noch denken konnte, obwohl sie auf ihren eigenen Körper schaute, der so starr war, als würde er sich nie mehr bewegen.
Auf den eigenen Körper sehen!
Jane Collins schaffte es, darüber nachzudenken. Ihr Gehirn funktionierte, und sie wußte jetzt Bescheid.
Ja, das hatte sie des öfteren erlebt. Der eigene Körper war ungemein wichtig, aber noch wichtiger war der Geist, der feinstoffliche Körper, der sich von dem normalen ablösen konnte.
Nannte man das nicht Seele?
Und hatte sie nicht von einem Menschen gehört, was ihm widerfahren war? Sie erinnerte sich und stellte fest, daß sie in etwa das gleiche erlebte, denn auch um sie herum war es hell geworden. Nur hatte diese Helligkeit nichts mit dem Schein der Sonne zu tun. Sie wärmte sie nicht, sie war einfach da, und sie tat ihr gut. Sie überstrahlte sie und gab ihr ein sehr gutes Gefühl.
Das war die Lockung, die Versuchung, die ein Mensch unbedingt brauchte.
Herrlich…
Es war ein Wunder. Es gab keine Sorgen mehr, auch keine Schmerzen, natürlich war auch die Erschöpfung verschwunden. Jane befand sich in einem wunderbaren Zustand, und eine ungewöhnliche Sehnsucht hielt sie umklammert.
Sie sehnte sich nach dem Licht. Die Erscheinung kam ihr wie ein Wunder vor, das sich strahlend in ihrer Nähe aufgebaut hatte. Ein wirkliches Wunder, ein herrliches Omen, der Hinweis auf eine wunderbare Zukunft, die sie mit ihrem Strahlen umfing.
Sie würde sich dem Licht zuwenden und alles Irdische hinter sich lassen.
Noch immer schaute sie auf ihren am Boden liegenden Körper. Sie sah auch ihr Auto, ohne es richtig zu registrieren, da sie von etwas anderem abgelenkt wurde.
Zwei Männer liefen auf sie zu.
Jane war für einen Moment irritiert. Die beiden Männer kannten sie. Es waren ihre Freunde John und Suko. Und sie erlebte, wie die beiden sie der Reihe nach untersuchten. Sie sah die Verzweiflung in ihren Gesichtern und hätte am liebsten gelacht oder ihnen erklärt, daß sie nicht so verzweifelt zu sein brauchten, denn ihr ging es gut, wirklich gut.
Sie befand sich jetzt auf einer Reise, nach der sich jeder Mensch irgendwie sehnte, obwohl er
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