0922 - Invasion der Feuerkugeln
Fremden haben sich aber nicht darum gekümmert."
Dalanja hielt ihre Idee trotzdem für gut. Aber als sie Denver ansah, wußte sie, daß auch der Junge ihren Plan ablehnte. Dalanja schwieg enttäuscht. Sie erkannte sehr genau, daß es keinen Sinn hatte, noch länger darüber zu reden.
Aber Bobby hatte immer noch Bauchweh, und er weinte steinerweichend. Dalanja war an die Gegenwart weinender Kinder wenig gewöhnt. Zu Hause war sie die Jüngste, und sie wurde von allen verwöhnt. Wenn also jemand weinte, dann war sie das. Sie fühlte sich unfähig, den kleinen Jungen zu trösten. Sie suchte instinktiv Hilfe bei einer übergeordneten Instanz.
Sie ging zu der einzig materiell erscheinenden Wand und hämmerte mit der Faust dagegen.
„Helft uns!" schrie sie dabei, so laut sie konnte. „Hört ihr nicht? Wir brauchen Hilfe!"
Es war, als hätte sie ein Stichwort gegeben.
Denvers erzwungene Ruhe zerbröckelte, Sajas kindlicher Spott verflog. Jed vergaß den Topf mit Pudding, und Bobby dachte nicht mehr an sein Bauchweh. Die Kinder warfen sich schreiend gegen die Wand und schlugen sich fast die Fäuste wund. Sie schrien um Hilfe, bis sie heiser waren.
Erschöpft und gleichzeitig wie betrunken von ihrer eigenen Raserei sanken sie schließlich zu Boden.
„Geht schlafen", sagte eine automatenhafte Stimme.
Die Betten schoben sich aus den Wänden.
Dalanja sah, daß alle anderen aufstanden und sich ein Lager für die Nacht suchten. Sie selbst rührte sich nicht von der Stelle. Sie war völlig außerstande, auch nur einen einzigen Schritt zu tun. Und dann war da in ihr so ein seltsames Gefühl. Wenn sie sich einmal in diesem Raumschiff zum Schlafen niederlegte, so dachte sie, würde sie ihre Eltern niemals wiedersehen.
Das Licht wurde weicher und erlosch schließlich fast ganz. Dalanja hörte die drei kleinsten Kinder weinen. Auch das ging vorbei. Nach einiger Zeit war es ganz still. Nur Jed begann plötzlich leise zu schnarchen. Dalanja war wütend darüber. Ausgerechnet dieses Geräusch schien ihr im Augenblick denkbar deplaziert zu sein.
Sie rollte sich vor der Wand zusammen und dachte an ihren Vater, an die Bohnenfelder und andere, erdgebundene Dinge. Auf diese Weise wollte sie sich wachhalten. Aber die Erinnerungen waren wohl das beste Schlafmittel für ein Mädchen diesen Alters, das in eine so unwirkliche Situation geraten war.
Dalanja träumte von dem Fremden, der sie auf den Arm genommen hatte. Im Traum hatte sie keine Angst vor dem reglosen Gesicht und den seltsam toten Augen. Sie erwachte und stellte fest, daß tatsächlich einer der Fremden sie durch grell beleuchtete Korridore trug.
Sie war innerlich wie vereist. Sie empfand weder Angst noch Freude sie stand einfach über den Dingen.’ Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder verlor sie den Verstand, oder sie bezog die Position des unbeteiligten Beobachters. Dalanja entschied sich für das Letztere. Das war ihre Rettung.
. Der Fremde sagte kein Wort. Man hätte meinen können, er wäre stumm. Aber auch sonst war es unheimlich still in dem fremden Raumschiff. Es schien, als schluckten die leuchtenden Wände jedes Geräusch. Nur wenn der Fremde eine solche Wand durchschritt, gab es ein scharfes Knistern um ihn und das Mädchen herum.
Dalanja registrierte das alles, ohne länger darüber nachzudenken. Sie fragte sich auch nicht, wie groß dieses Schiff sein mochte - sie waren viele Minuten lang unterwegs. Und sie fand es nicht weiter aufregend, daß sie in der ganzen Zeit keinem anderen Fremden begegneten.
Schließlich aber landeten sie in einem Raum, der voll von den starren, blaugekleideten Männern war. Überall standen sie herum, starrten vor sich hin oder taten Dinge, die Dalanja nicht verstand. Als Dalanja von dem Fremden auf den Boden gestellt wurde, drehten sich die anderen um und sahen sie mit ihren unheimlichen Augen an.
Dalanja schauderte und machte sich klein.
Lange Zeit geschah nichts. Dann entdeckte Dalanja einen Fleck an der Wand, und während sie hinsah, entstand dort eine Art Bildschirm. Die Erde wurde sichtbar, schwoll schnell an, dann wurde hinter grauen Wolkenschleiern eine Landschaft sichtbar.
Dalanja ahnte, daß sie eine neue Entführung beobachtete. Das Bild wurde von einem Beiboot übertragen.
Jetzt senkte es sich tiefer herab. Ein Haus erschien im Mittelpunkt des Bildschirms. Das Beiboot hielt an.
Dünne, blaßgoldene Fäden umschlangen das Haus, das offenbar in einer sonst kaum bewohnten Gegend stand. Nach kurzer Zeit kam
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