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0923 - Ice Road Shockers

0923 - Ice Road Shockers

Titel: 0923 - Ice Road Shockers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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wäre.
    Nahezu widerwillig entsann er sich der Bilder, die er in der Nacht in den Flammen gesehen hatte. Der Grausamkeiten und des Gemetzels, das ihm gezeigt worden war. Manchmal, glaubte Tamoh, der Fallensteller, konnte ein gutes Feuer wie eine Antenne sein - es empfing Botschaften aus dem Äther und zeigte sie dem, der sie zu hören verstand. Jemandem wie Tamoh.
    Oh, er hatte diese Schamanen-Gabe zeit seines Lebens verflucht, und das waren immerhin schon 37 Jahre. Sie grenzte ihn aus, entfremdete ihn von den anderen Mitgliedern seines Volkes, seiner Gemeinschaft. Nicht ohne Grund verbrachte er den Großteil des Jahres hier draußen in der Ödnis bei seinen Fallen und Tierkadavern. Ihr Fleisch und ihr Pelz brachten ihm daheim in Ulukhaktok ein stolzes Sümmchen ein, und doch würde er dort nie wirklich willkommen sein.
    Niemand mochte einen Geisterseher. Niemand mochte Propheten, wenn sie schlechte Botschaften brachten.
    Und heute Nacht habe ich wieder eine erhalten. Das Feuer zeigte mir meine eigenen Landsleute, bewaffnet bis an die Zähne und auf dem Kriegspfad. Normale, friedliebende Menschen, die plötzlich zu blutrünstigen Bestien wurden.
    Blut war geflossen. Leiber waren geschändet, geschlachtet worden. Unvorstellbare Grausamkeit - ausgeübt von Männern, die er kannte.
    Nun, im Licht des Tages, wäre es ein Leichtes, die Vision als schlechten Traum abzutun. Waren nachts nicht alle Monster größer? Doch Tamoh wusste es besser, als eine Warnung in den Wind zu schießen. Es würde geschehen. Nur warum? Und was konnte er tun, um es zu verhindern?
    Dann sah er den Rauch am Horizont aufsteigen und wusste, was seine Aufgabe war.
    ***
    Als es geschah, war es Zamorra, als falle eine Trance von ihm ab. Fast vierzig Stunden war er nun schon mit Rydell und den anderen von Extreme Endeavors unterwegs und hatte den für ihn ungewöhnlichen Ausflug in eine ganz andere Alltagswelt auch genossen, aber weit und breit nichts Übernatürliches gespürt oder ausmachen können. Er war schon halbwegs überzeugt davon, dass William recht gehabt hatte und die ganze Afron-Geschichte wirklich nur der Fantasie eines verwirrten Kranken und einiger gewiefter TV-Redakteure entsprungen war, da änderte sich seine Meinung. Schlagartig.
    Hätte man ihn gefragt, er hätte das Gefühl kaum beschreiben können. Weniger ein Wissen als ein Ahnen; wie ein Zerren am hintersten Saum der Decke seines Bewusstseins. Härchen auf den dick ummantelten Armen stellten sich auf, sein Körper versteifte sich. Mit einem Mal fühlte sich der Meister des Übersinnlichen beobachtet. Nicht mit Augen, sondern auf eine andere, weitaus unnatürlichere Art und Weise.
    »Nehmen Sie sich noch eins, Frenchie«, sagte Costanza, ein kleiner und kugelrunder Fahrer von vielleicht vierzig Jahren, klopfte ihm jovial auf die Schulter und deutete auf die Platte mit den Käsebroten, die allmählich leer wurde. »Solange der Vorrat reicht. Wer so wahnsinnig ist und extra Geld dafür bezahlt, hier dabei sein zu dürfen, hat sich in meinen Augen auch ein Butterbrot verdient. Angela hat sie mit viel Liebe und Zuneigung geschmiert, extra für Sie.«
    »Halt's Maul und iss, George«, quittierte die einzige Frau am Tisch die Bemerkung. »Deine Scherze waren noch nie lustig.«
    Zamorra ignorierte sie. Seltsam fasziniert von dem Gefühl, das plötzlich übergekommen war, entschuldigte er sich kurz von der Runde, stand auf und durchquerte das mittlerweile recht angenehm beheizte Zimmer. Hinter ihm ging die Unterhaltung nicht minder lebhaft weiter - außer ihm war also niemandem etwas aufgefallen. Irrte er sich demnach? Nur als Hintergrundrauschen drangen die Stimmen der Trucker noch zu Zamorra durch.
    »Ach, komm schon, Angie. Ich hab dir doch schon vor Jahren versprochen, dich noch unter die Haube zu bekommen. Und der Typ sieht nicht übel aus, das musst du zugeben. Hat was von diesem Bond-Darsteller, diesem Broslin.«
    »Brosnan«, korrigierte Rydell mit vollem Mund und lachte.
    »Sag ich doch. Also, Mädchen, wenn 007 schon extra bei uns mit will… Na, ich kann nicht für dich sprechen, aber andere Frauen würden darin einen Wink des Schicksals sehen, findest du nicht?«
    Ein Klatschen ertönte. Zunächst hielt Zamorra es für eine Ohrfeige, doch dann belehrte ihn Costanzas nervig-nölende Stimme eines besseren. »Käse? Du wagst es, mir eine Scheibe Käse an den Kopf zu pfeffern? Hast du sie noch alle?«
    »Du redest doch die ganze Zeit Käse«, antwortete DeFalco spöttisch. »Da

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