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0924 - Der Herr der Nebelberge

0924 - Der Herr der Nebelberge

Titel: 0924 - Der Herr der Nebelberge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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unendliche Nichts überspannten, oder erreichten Stufen, von denen Zamorra hätte schwören können, dass sie die schon dreimal erklommen hatten. Breite, geschwungene Treppen wechselten sich mit schmalen Stufen ab, die ohne besondere Finesse kerzengerade nach oben oder nach unten führten. Es gab kleine verwitterte Stiegen, die kaum breit genug für einen von ihnen waren, und andere, auf denen sie hätten rasten können, ohne Gefahr zu laufen, im Schlaf herunterzurollen. Schnell wurde Zamorra klar, wozu die Treppenmeister die Dhea Nhoi erschaffen hatten. In tausend Jahren hätte der Parapsychologe nicht an ihren Ausgangspunkt zurückgefunden! Manchmal sahen sie nichts als den wolkenverseuchten Himmel über und absolute Schwärze unter sich. Dann erreichten sie wieder Abschnitte, in denen eine verderbte Landschaft nur so an ihnen vorbeizufliegen schien. Und ständig ging es treppauf, treppab, treppauf, treppab. Der Professor gratulierte sich innerlich zu seiner Fitness. Ein Blick zu Rhett und Dylan verriet ihm, dass die beiden wesentlich mehr zu kämpfen hatten.
    Zamorra war sich sicher, dass sie mehrere dieser Berginseln hinter sich gelassen hatten, die er in Isilria aus dem Nebel hatte ragen sehen.
    Plötzlich hob der Dhea Nhoi den rechten Arm. »Halt!«
    Die Gefährten blieben stehen. Zamorra wollte sich gerade darüber freuen, dass seine Sinne das plötzliche Abbremsen seiner Umgebung so klaglos hinnahmen, als ihr Führer einen weiteren Ruf ausstieß: »Reißer!«
    Schon hatte Dylan den Blaster wieder in der Hand. »Wo?« Ruckartig drehte er sich um und wieder zurück, was ihm seine Wahrnehmung dann doch übel zu nehmen schien. Er taumelte zum Geländer und stützte sich daran ab. »Oh Kacke! Ich dachte, ich hätte mich daran gewöhnt.«
    »Wo sind sie?«, fragte auch Zamorra.
    »Der Dhea Nhoi weiß es noch nicht. Er kann sie nur fühlen.«
    Zamorra fühlte nichts. »Und was machen wir jetzt?«
    »Still sein! Stillstillstill.«
    Sekundenlang standen sie da, lauschten ins Nichts, ohne zu wissen, was sie zu hören erwarteten. Doch plötzlich war da wirklich ein Laut! Ganz leise zunächst, wie das ferne Weinen eines Kindes.
    Nein , korrigierte Zamorra Augenblicke später. Nicht eines Kindes! Hunderter!
    Das Geräusch schwoll immer mehr an. Dennoch konnte der Professor nicht sagen, aus welcher Richtung es kam. Anscheinend war das auch Nhois Problem, sonst hätte er trotz der erkennbaren Panik in seinem Gesicht nicht so regungslos in die Gegend gestarrt.
    Dann, als auch Zamorra immer unruhiger wurde, zeigte der Treppenführer in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Da lang! Schnellschnellschnell!«
    Im nächsten Augenblick hastete er los.
    Ohne Fragen zu stellen, rannten sie ihm nach. Jetzt, wo sich die Geräuschkaskade näherte, klang sie für Zamorra auch nicht mehr wie Kinderweinen. Es war eher das Geschrei unzähliger Katzen, nur ungleich bedrohlicher. Und es kam ständig näher!
    Zamorra warf einen Blick über die Schulter, aber von den Verursachern des Getöses war nichts zu sehen.
    Er fragte sich, ob Flucht tatsächlich eine gute Idee war. Das mehrstimmige Jammern, Kreischen und Fauchen holte zweifellos auf. Sie würden nicht entkommen können! Sie verschwendeten nur ihre Kräfte, die sie für einen Kampf dringender brauchten.
    Der Professor wollte gerade seine Bedenken vorbringen, als der Dhea Nhoi in eine schmale Abzweigung abbog. Die sich anschließenden Stufen führten schon wieder nach oben über einen Brückenbogen hinweg und wuchsen dann als sich ständig verbreiternde Wendeltreppe in die Höhe. Als sie endlich hinter einem weiteren Brückenbogen anhielten und sich umdrehten, stellte Zamorra fest, dass sie trotzdem gute dreißig Meter unter der Treppe angelangt waren, auf der die Reißer sich näherten. Die Orientierung zu behalten, war an diesem Ort ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Meine Fresse, brennen mir die Beine!«, ächzte Dylan. »Wenn die uns hierher folgen, geb ich freiwillig auf!«
    »Still!«, fuhr ihn der Dhea Nhoi an. »Reißer können gut hören.«
    Zamorra fragte sich, wie diese Dämonen über die gekreischte Kakofonie noch etwas anderes hören sollten, aber er zweifelte Nhois Worte nicht an. Alleine, dass ihr Führer nur still und nicht stillstillstill gesagt hatte, beunruhigte den Professor mehr, als er sich eingestehen wollte.
    Zeitgleich zogen die Dämonenjäger ihre Blaster und zielten auf den Brückenbogen. Wenn irgendetwas da oben erschien, würden sie ihm einen heißen

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