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0924 - Der Herr der Nebelberge

0924 - Der Herr der Nebelberge

Titel: 0924 - Der Herr der Nebelberge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Stufen!
    Von den Dämonen, die sich hier aufhalten sollten, sah er nichts. Das erleichterte ihn.
    In diesem Augenblick hörte er das Flüstern.
    ... ein erntereicher Tag ...
    … Fänger aussenden…
    … zum Obersten bringen…
    Hendregs Herz machte einen Satz. Woher kamen diese Stimmen? Waren das die Dämonen?
    Er musste sich verstecken!
    In zwanzig Metern Entfernung sah er einen kräftigen Baum, vor dem ein zersplitterter Ast lag. Dort konnte er Deckung finden!
    Der Junge rannte darauf zu - wollte darauf zurennen! Doch bereits nach dem ersten Schritt schoss der Baum auf ihn zu. Plötzlich kippte die Welt, sodass er nur noch den wolkenverhangenen Himmel sah, und sein Gesicht stand in Flammen. Da wurde ihm klar, dass er gegen den Stamm gerannt und gestürzt war!
    Mit einem einzigen Schritt!
    Natürlich! Genauso hatte er es Stanef erklärt.
    Hendreg schmeckte Blut. Er wusste nicht, ob es aus der Nase oder der aufgeplatzten Oberlippe stammte. Aus Angst davor, was er fühlen könnte, wagte er nicht, mit den Fingern danach zu tasten.
    Künftig musste er vorsichtiger sein, wenn er sich gefahrlos bewegen wollte!
    Mit schmerzenden Knochen stemmte er sich hoch und blieb auf wackligen Knien stehen.
    In diesem Augenblick hörte er hinter sich ein Geräusch, das ihm trotz seiner Harmlosigkeit einen Eiszapfen der Angst ins Herz trieb.
    »Globb?«
    ***
    Die Wanderung über die schnellen Stufen gehörte zu den merkwürdigsten Erfahrungen, die Zamorra je machen durfte. Mit jedem Schritt raste die Welt außerhalb der Treppen an ihnen vorbei und blieb abrupt stehen, wenn auch sie anhielten. Mit jeder Stufe, die sie sich vom Fuß der Treppe entfernten, wurde dieser Effekt stärker.
    Zamorra wusste, dass nicht er es war, der so schnell beschleunigte und wieder abbremste, sondern die Umgebung des kleinen Landes . Aber etwas zu wissen und es auch so wahrzunehmen, waren zwei grundverschiedene Dinge. Während der ersten Minuten musste er sich mehrfach am Geländer festhalten.
    »Nicht stehen bleiben«, rief der Dhea Nhoi dann jedes Mal. »Weiterweiterweiter!«
    In der Tat verschlimmerte der Professor den Effekt durch seine Pausen noch. Auch Rhett und Dylan taumelten mehr hinter ihm her, als dass sie gingen.
    Einmal, ausgerechnet in einem Abschnitt, in dem keine Geländer ihren Weg säumten, blieb Rhett stehen, ächzte und machte einen hektischen Schritt nach vorne. Zamorra vermutete, dass er damit instinktiv das plötzliche Abbremsen des Körpers ausgleichen wollte, das seine Sinne ihm vorgaukelten. Dadurch brachte er seine Wahrnehmung erst recht durcheinander und schlingerte auf den Rand der Treppe zu.
    »Rhett! Vorsicht!« Mehr als einen Warnruf konnte der Meister des Übersinnlichen nicht ausstoßen. Zu sehr hatte er mit der eigenen Körperbeherrschung zu tun.
    Im letzten Moment bevor der Erbfolger von der Treppe stürzen konnte, war Dhea Nhoi bei ihm und riss ihn zurück.
    Rhett ließ sich auf die Stufen sinken und ächzte. »Danke! Ich brauch jetzt eine Pause, sonst kotz ich noch über die Reling!«
    Dylan setzte sich neben Rhett. »Dabei gibt es hier wahrscheinlich nicht mal Fische, die du füttern könntest. Wahrscheinlich reiherst du nur einem dieser Fänger auf den Kopf.«
    Ein Grinsen hellte Rhetts Miene auf. »Das wär's dann schon fast wieder wert.«
    »Keine Zeit für lange Pause! Die Reißer sind auch auf den Stufen. Deshalb müssen wir weiter. Schnellschnellschnell. Keine Angst, ihr werdet euch bald daran gewöhnt haben.«
    Der Dhea Nhoi hatte recht. Irgendwann hatten sich ihre Sinne auf die ruckartigen scheinbaren Geschwindigkeitswechsel eingestellt und kapitulierten auch nicht vor neuen Herausforderungen.
    So erreichten sie zum Beispiel eine Treppe, deren Stufen sich um die eigene Längsachse schraubten, als hätten zwei Riesen (oder finstere Götter) sie an den Enden gepackt und in unterschiedliche Richtungen gedreht. Als Zamorra sich zu seinen Gefährten umwandte, stand Rhetts Körper aus Sicht des Professors im Neunzig-Grad-Winkel von den Stufen ab, während Dylan etwas hinter ihm sogar kopfüber nach unten hing! Schnell drehte der Professor sich wieder nach vorne. Diesen Anblick wollte er sich doch nicht länger als nötig antun.
    Ein anderes Mal stiegen sie eine Treppe hinab und als der Dämonenjäger nach hinten zu seinen Begleitern sah, befand er sich dennoch oberhalb von ihnen. In diesem Augenblick schwor Zamorra, sich nie wieder umzudrehen.
    Sie nahmen Abzweigungen, überquerten pfeilerlose Brücken, die das

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