0925 - Blutzoll
sich ineinander fest, die Verbindung war da.
Er schaute mich an. Seine Lippen zitterten. Sekunden vergingen, dann sagte er: »Nichts, John, nichts. Es ist nichts gekommen, wir sind noch allein. Der Schatten gehorcht mir nicht. Er tut immer genau das, was er will. Daran kann ich nichts ändern.«
Ich schüttelte den Kopf. »So leicht wollen wir doch nicht aufgeben - oder?«
»Wie meinst du das?«
»Wir haben zwei Hände!«
Eric tat so, als müßte er darüber nachdenken. Dann drang aus seinem beinahe geschlossenen Mund ein Stöhnen, während ich meine rechte Hand aus der Tasche zog, sie aber zur Faust geballt hatte, so daß mein Kreuz verdeckt wurde.
Auch wenn der Spuk Geschmack an dieser anderen Schattenwelt fand, wollte ich sie nicht haben.
Und ich war mir sicher, daß ich irgendwann auf ihn treffen würde. Wir waren Feinde, aber wir respektierten uns. So waren wir uns der letzten Zeit eigentlich nie ins Gehege gekommen. Der Spuk hatte sich zurückgezogen; er lebte in seiner Dimension, auf seiner uralten Zeitebene, und tauchte nur hin und wieder auf.
»Bitte, Eric…«
Er wußte nicht so recht, ob er mir auch seine andere Hand geben sollte. »Ich kann ihm nichts befehlen!« flüsterte er. »Das kann ich wirklich nicht.«
»Aber ihr habt trotzdem noch Kontakt.«
»Ja, haben wir.«
»Und du leidest mit?«
»Auch das.«
»Dann mach es, Eric! Überwinde dich, denn auch dein Leiden muß mal ein Ende haben.«
Noch hatte ich ihn nicht so recht überzeugen können. Ich versuchte es erneut mit einem Lächeln, und diese ehrliche Geste räumte das letzte Hindernis zur Seite.
Eric griff zu.
Er umfaßte jetzt auch meine rechte Hand. Aber nicht nur die, sondern auch das Kreuz…
***
Suko war nach wie vor gelähmt, er war steif. Er konnte sich nur mehr aus seiner Lage heraus wegwünschen, und das war auch alles. Er würde es nickt schaffen, die Waffen zu ziehen. Weder die Beretta, noch die Dämonenpeitsche oder Buddhas Stab, um durch seine Magie die Zeit für fünf Minuten anzuhalten.
Alles war anders geworden.
Alles war schrecklich!
Und der Schatten kam näher.
Suko hatte sich jetzt damit abgefunden und hielt ihn von nun an unter Kontrolle. Auch wenn er menschliche Umrisse hatte und deshalb möglicherweise einmal einem Menschen gehört hatte, stach er von der Größe her allerdings ab. Er wirkte so, als hätte man ihn in die Länge und auch in die Breite gezogen, und auch das aus seiner rechten Faust schauende Messer sah deshalb so überlang aus, und die Klinge war sogar leicht gebogen.
Wenn die Gestalt auch ein Schatten war, das Messer war es bestimmt nicht. Es glänzte, als wollte es Suko einen schaurigen Todesgruß zusenden. Immer wieder schimmerte es in einem anderen Farbton, und wenn der Schatten es bewegte, huschte über das Metall ein Lichtreflex.
Angst vor dem Tod!
Automatisch dachte der Inspektor daran. Diese Furcht machte ihn beinahe verrückt, weil er sich nicht bewegen konnte und der Schatten immer näher auf ihn zukam.
Er berührte nicht mal den Boden. Er schwebte und glitt darüber hinweg. Er war lautlos, es erklang kein Rascheln, und er glitt durch die Lücke zwischen den beiden gesichtslosen Gestalten auf den starren Suko zu.
Suko schaute ihn jetzt frontal an. Er hätte ein Gesicht sehen müssen, eine Nase, einen Mund, auch Ohren, aber es war nur ein Schatten, ein Zerrbild. Etwas, das die Sonne schuf und die Finsternis fraß oder in sich vereinigte.
Das Messer ruckte höher.
Suko starrte die Klinge wie hypnotisiert an. Würde sie ihn töten? Seine Brust oder seinen Hals zerfetzen?
Sie kam näher, immer näher…
So sehr er sich auch wünschte, daß sie ebenfalls nur ein Schatten war und kein normales Messer, so sehr blieb es nur ein Wunsch.
Alles war vorbei…
Er stand in einer Welt, die es nicht geben durfte. Er war gefangen. Er war getrennt von seiner Partnerin, die möglicherweise schon nicht mehr am Leben war. Und der Schatten schwebte plötzlich vor ihm. Das Messer ebenfalls.
Der Schatten drehte seinen Arm und die Klinge mit. So konnte er besser gegen den Hals des starren Mannes zielen und ihm dann mit einem Stoß durchbohren.
Er wartete noch.
Suko schloß nicht die Augen. Er konzentrierte sich sogar auf die Klinge. Er dachte auch nicht an den Tod, aber er wünschte sich, auf einer anderen Ebene mit dem Schatten Kontakt aufzunehmen.
Nur war Suko kein Telepath. So sehr er sich auch anstrengte, es war nicht möglich, diese Ebene blieb ihm verschlossen.
Und er war
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