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0925 - Geburt eines Dämons

0925 - Geburt eines Dämons

Titel: 0925 - Geburt eines Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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fand er nichts Außergewöhnliches.
    Die Fratze, die ihm soeben erschienen war, stand in jedem noch so kleinen Detail vor seinem geistigen Auge. Es musste sich um eine Art Maske handeln, denn sie hatte so grobschlächtig gewirkt, als sei sie aus schwarzem Holz geschnitzt. Die angedeuteten Züge zeigten die einer negroiden Frau mit schmalen Augen, einer breiten Nase und wulstigen Lippen um einen leicht geöffneten Mund. Auf dem Kopf saß eine Art Federschmuck, das komplette Gesicht war mit magischen Zeichen bedeckt, die Zamorra eindeutig der Schwarzen Magie zuordnen konnte. Das Gesicht hatte böse, grausam und brutal gewirkt, ohne ihn allerdings wirklich erschrecken zu können. Er war weitaus Schlimmeres gewöhnt.
    Und dann war da noch dieser schwarze mumifizierte Krieger gewesen. Nicht größer als ein Pygmäe, mit schulterlangen Ohrläppchen und den gleichen Körpertätowierungen, wie sie auch die Maske aufwies.
    Hm. Es gibt also eine dämonische Präsenz afrikanischer Herkunft auf Schloss Montclos. Ob die für die Verwandlung Dianes zur Hexe verantwortlich ist? Möglich. Der alte Youri ist weit in der Welt herumgekommen und war oft in Afrika. Wahrscheinlich hat er sich das Verhängnis unwissentlich ins Haus geholt. Und seine Tochter ist der Macht dieser Maske erlegen. Wenn es mir gelingt, die Maske zu zerstören, kann ich Diane vielleicht sogar retten. Umso wichtiger ist es, dass ich weiß, was die anderen Hexen machen. Verflixt, ich muss sie daran hindern, Diane umzubringen. Normalerweise könnte es mir ja egal sein, wenn sich die Schwarzblütigen gegenseitig umbringen, aber für Diane fühle ich mich irgendwie verantwortlich. Komisch. Sind das jetzt Schuldgefühle? Weil ich's nicht verhindern konnte, dass das nette kleine Mädchen in allernächster Nähe zur Hexe mutiert ist? Zammy, komm wieder zu dir. So ein Schwachsinn. Als ob das was mit Nähe zu tun hätte. Egal, wenn ich Diane helfen kann, dann tu ich's natürlich. Aber was war das jetzt gerade? Beobachtet mich diese Präsenz? Hat sie mich gewarnt? Oder hab ich sie einfach dabei erwischt, wie sie mich beobachtet hat? Wäre natürlich durchaus möglich…
    Der Professor verließ die Toilette und stürzte sich wieder ins Getümmel. In den verschiedenen Räumen suchte er Diane. Ab jetzt wollte er immer in ihrer Nähe bleiben. Schon deswegen, weil sie ihn zu den beiden anderen Hexen führen konnte. Er musste unbedingt wissen, was sie planten. Für einen Moment überlegte er, ob er sich vielleicht mit Diane verbünden und ihr die Wahrheit erzählen sollte. Aber das erschien ihm viel zu riskant. Trotzdem musste er zuerst Vanessa und Lavinia ausschalten, um wenigstens das geplante Blutbad an den Gästen zu verhindern. Danach konnte er sich um Diane und die seltsame Maske kümmern.
    Der Professor betrat den Waffensaal. Ein gutes Dutzend Gäste hielt sich hier auf. Ein wichtigtuerisch wirkender Mann mit Goldrandbrille, der sich auszukennen schien, erklärte einer wesentlich jüngeren Frau gerade den Wandteppich, der Szenen aus der griechischen Sagenwelt zeigte und anschließend die ausgestellte Waffenkollektion. Zamorra lauschte ebenfalls für einen Moment und erfuhr so, dass die zweihändigen Schwerter, Rüstungen und Hellebarden aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die Schwerter, Armbrüste, Arkebusen und Pistolen aber aus dem 17. Jahrhundert stammten. »Und hier, unterhalb des Wandteppichs, diese Kinderrüstung, die wurde einst für einen der Grafen von Pérouse angefertigt, als der vier Jahre alt war«, sagte der Mann, der im Gegensatz zu Zamorra auch äußerlich an einen Professor erinnerte.
    Der Meister des Übersinnlichen musterte die Rüstung kurz. Seine Blicke wollten bereits zu dem lederbezogenen Koffer mit dem Wappen von Frankreich und Navarra weiterwandern, als er stutzte. Hatte es im Visier der Kinderrüstung nicht für einen Moment grellrot aufgeleuchtet?
    Sofort fühlte er sich wieder an den mumifizierten Pygmäen erinnert. Verbarg er sich etwa darin? Mit zwei schnellen Schritten trat er an die Rüstung heran, den Dhyarra umklammernd. Aber da war nichts. Stattdessen sah er die kleine Gestalt für einen Moment zwischen zwei normalen Rüstungen auftauchen. Sie starrte ihn an - und war erneut verschwunden.
    Zamorra kniff die Augen zusammen. Narrte ihn die Maske mit Trugbildern? Oder schaffte er es tatsächlich, die Schranke in die unsichtbare Welt zu überwinden? Er ging weiter. Im Großen Salon traf er Diane. Sie war in ein Gespräch mit einem Regisseur und

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