0925 - Geburt eines Dämons
Montclos genau wusste, dass Zamorra und Nicole nicht verheiratet waren, bezeichnete sie Letztere schon immer als dessen Ehefrau. Der Professor hatte es längst aufgegeben, sie in dieser Hinsicht korrigieren zu wollen. Und er hatte keine Lust, seine privaten Probleme vor der Schlossherrin auszubreiten, egal, ob sie nun ahnungslos war oder versuchte, einige Details aus ihm herauszulocken. Deswegen beschränkte er sich auf den nichtssagenden Allgemeinplatz »dringende, nicht aufschiebbare Angelegenheiten«.
Madame Pérouse de Montclos nickte mitfühlend, winkte einen Kellner heran und nahm zwei Champagnergläser vom Tablett. Eines reichte sie Zamorra. »Lassen Sie uns auf weiterhin gute Nachbarschaft anstoßen, Professor«, sagte sie. »Vielleicht ist das heute Abend ja der Anstoß, sie wieder intensiver zu pflegen.«
Ich hoffe doch. Sollte ich allerdings Diane killen müssen, wird das wahrscheinlich nur ein frommer Wunsch bleiben…
Zamorra spürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend. »Das wäre wirklich schön.«
Sie stießen an. »Ja, nicht wahr? Ich hätte Sie in nächster Zeit aber ohnehin kontaktiert, Professor. Sie wissen vielleicht, dass ich mit dem Fremdenverkehrsamt von Feurs zusammenarbeite, um den Tourismus in der Gegend anzukurbeln. Deswegen werde ich Teile meines Châteaus der Öffentlichkeit zugänglich machen. Und Mademoiselle Falcon, die das Fremdenverkehrsamt leitet, vielleicht kennen Sie sie ja…«
»Leider nicht.«
»Schade, denn sie ist eine außergewöhnlich nette und fähige Frau. Aber Sie werden sie vielleicht noch kennenlernen. Na ja, Mademoiselle Falcon und ich dachten, dass es vielleicht keine schlechte Idee wäre, auch Château Montagne mit in das touristische Angebot einzubeziehen. Erst gestern Abend haben wir noch darüber gesprochen. Führung durch Teile des Schlosses, durch die Weinberge, was weiß ich, mit anschließender Weinprobe Ihres tollen Montagne-Weins, vielleicht im Wirtshaus Zum Teufel bei Monsieur Mostache. Kennten Sie sich so was vorstellen?«
»Hm. Das kommt ein wenig überraschend.«
»Ich weiß, ja. Aber Eamonna, ich meine Mademoiselle Falcon und ich wollten es heute Abend auch nur mal kurz anreißen. Die Falcon könnte Ihnen sicher noch das eine oder andere Detail mehr sagen, sie hat da immer sehr gute Ideen. Aber leider ist sie noch nicht da. Dabei hat sie eigentlich fest zugesagt. Seltsam. Normalerweise ist sie immer sehr zuverlässig. Ich hoffe, dass ihr nichts passiert ist. Warten Sie mal bitte einen Augenblick.«
Sie zog ein Handy hervor und rief einen ihrer Butler an. Der bestätigte, wahrscheinlich anhand der Gästeliste, dass Mademoiselle Eamonna Falcon einer von zwei Gästen sei, die sich bisher noch nicht die Ehre gäben.
»Ich melde mich wieder bei Ihnen, wenn sie eingetroffen ist, Professor. Aber nun müssen Sie mich entschuldigen, denn ich muss mich auch etwas um meine anderen Gäste kümmern. Langweilig wird Ihnen sicher nicht. Einige Damen haben sich bereits bei mir nach Ihnen erkundigt und gefragt, wer denn dieser extrem gut aussehende Mann sei.«
Zamorra drehte sich um. »Mit wem sprechen Sie, Madame de Pérouse? Steht da jemand hinter mir?«, fragte er todernst.
»Warum?«
»Mich können Sie damit ja wohl nicht meinen.«
»Doch. Nun tun Sie nicht so, Professor. Sie wissen doch genau, wie Sie auf Frauen wirken.« Sie lachte ein wenig gekünstelt. »Ein echter Ladykiller eben.«
Wenn es sich um Hexen und andere dämonische Weiber handelt, dann stimmt das sogar wortwörtlich. Aber was würde Nici wohl dazu sagen?
Madame Marie Pérouse rauschte wieder ab und krallte sich als Nächstes den französischen Fußballnationalspieler Franck Rábira und dessen Frau.
Ob sie den auch ins örtliche Fremdenverkehrskonzept einbauen will? , dachte er boshaft. Dann hätten wir hier bald eine illustre Gesellschaft zusammen. Hexen und Fußballzauberer und was weiß ich nicht noch alles. Na, Mahlzeit.
Zamorra spürte, dass der Sekt auf dem Weg durch seinen Körper am Ende angekommen war und nun mit aller Macht ins Freie drängte. Deswegen suchte er die Gästetoilette auf. Er musste nur den handgeschriebenen Schildern folgen, die überall angebracht waren. Dabei kam er durch den Waffensaal und den Großen Salon. Überall standen Gäste zusammen, plauderten, lachten und tanzten zur Musik. Zamorra wurde zwei-, dreimal angesprochen, entschuldigte sich aber. Gleichzeitig schaute er, wo Lavinia und Vanessa abgeblieben waren. Er sah sie nirgendwo. Seit
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