0925 - Geburt eines Dämons
einer schon älteren Schauspielerin vertieft, die Zamorra aus einigen Fernsehfilmen kannte. Auch Dylan McMour schien sich glänzend zu unterhalten. Und so gesellte sich Zamorra zu Diane und ihren Gesprächspartnern.
»Entschuldigen Sie, Diane, aber ich suche Mademoiselle Abidal. Ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen. Können Sie mir vielleicht weiterhelfen?«
Diane lächelte kühl. »Tut mir leid, Professor, keine Ahnung. Vielleicht ist sie draußen im Park. Wenn ich sie sehe, werde ich ihr sagen, dass Sie Sehnsucht nach ihr haben. Ich denke, ich muss auch mal kurz raus, frische Luft schnappen.«
»Na ja, Sehnsucht ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich wollte lediglich mit ihr weiterplaudern.«
Diane nickte. »Wollen Sie mich in den Park begleiten, Professor? Wenn's Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie ja ersatzweise mit mir plaudern. Ich wollte ohnehin noch etwas mit Ihnen besprechen.«
»Geht's um Tourismus?«
»Was? Nein. Kommen Sie, dann erkläre ich es Ihnen.« Sie hakte sich bei Zamorra unter, was er geschehen ließ, und ging mit ihm eine Seitentreppe hinunter. Durch eine kleine Pforte traten sie hinaus in den riesigen Park. Die zahlreichen Bäume, Hecken und Büsche auf den gepflegten Rasenflächen präsentierten sich im fahlen Mondlicht als geheimnisvolle Schatten.
Diane löste sich wieder von Zamorra, was diesem mehr als recht war. Auch wenn die junge Montclos eine ungewöhnlich erotische Ausstrahlung besaß, war ihm diese übersteigerte Nähe ausschließlich unangenehm gewesen. Und dabei hatte er nicht einmal daran gedacht, dass sie höchstwahrscheinlich eine Hexe war. Ausschließlich Nicole war ihm in den Sinn gekommen und die gespielte Eifersucht, mit der sie früher auf einen solchen Anblick reagiert hätte.
Wehmut, gepaart mit einem Schuss Traurigkeit, stiegen in Zamorra hoch. Er schluckte zweimal schwer.
Sie gingen nebeneinander her durch den Park. Zamorra hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
»Mal ganz theoretisch gefragt: Könnten Sie sich vorstellen, einen Ihrer Weinberge zu verkaufen, Professor?«
»Wieso denn das?«
»Nun, weil ich mir vorstellen könnte, ins Weingeschäft einzusteigen. Ich habe da einige Ideen, wie man altbekannte Reben zu wunderbaren neuen Sorten kreuzen könnte. Aber dazu müsste ich einige Jahre experimentieren.« Sie stieß ein leises Lachen aus.
Vor ihnen tauchten Wirtschaftsgebäude als lang gezogene Schatten zwischen Bäumen und Büschen auf.
»Sprechen Sie weiter, Diane.«
»Na ja, Sie wissen ja, dass wir Montclos' nie Weinberge hatten. Ich hab also einen gewissen Standortnachteil. Und da dachte ich, dass Sie mir vielleicht aushelfen könnten, Professor. So von Nachbar zu Nachbar. Ich würde Ihnen auch einen mehr als angemessenen Preis bezahlen. Und Sie helfen einer jungen, aufstrebenden Frau ins Berufsleben. Wäre das nichts?«
»Hm. Das kommt etwas überraschend, Diane. Sie verstehen, dass ich mir das erst mal gründlich überlegen muss. Alle meine Weinberge sind schließlich verpachtet. Und ich kann und will meinen Pächtern nicht so einfach kündigen.«
»Da ließe sich sicher eine Lösung finden.« Diane trat wieder zwei Schritte näher. »Überlegen Sie es sich, Professor. Wir können das gerne bei einem Kerzenlichtdinner und drei oder vier Gläschen gutem Wein bereden, wenn Sie wollen«, hauchte sie.
»Wir werden sehen«, erwiderte der Professor, der seine Junior-Gastgeberin nicht vor den Kopf stoßen wollte. Jedenfalls jetzt noch nicht.
Diane drehte besagten Kopf und starrte zu den Stallungen hinüber. »Was ist denn das?«, fragte sie. Und ging mit schnellen Schritten los.
»Was ist was?« Zamorra ging hinter ihr her. Diane verschwand hinter einem Baum. Fast im selben Moment ertönte ein unterdrückter Schrei.
Zamorra wollte gerade losspurten, prallte aber zurück. Hinter einem Busch schob sich eine Gestalt hervor und stellte sich ihm in den Weg.
Im ersten Moment sah der Professor nicht viel mehr als einen Schatten. Gute drei Meter groß und fast ebenso breit. Gleichzeitig erreichte ihn der Gestank nach Moder und Verwesung. Damit einhergehend erfüllte plötzlich ein leises böses Wispern die kühle Nachtluft.
Zamorras Hand fuhr zum Blaster. Er zog die Waffe aus dem Hosenbund. Gleichzeitig erschienen weitere Schatten vor ihm. Als würde das Nichts sie ausspucken. Und neben ihm. Und hinter ihm.
Der Professor fuhr herum. Er war eingekreist! Leuchtend rote Augen fixierten ihn aus der Dunkelheit heraus und
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