0925 - Geburt eines Dämons
aneinander.
»Zu Dir, Hekate, Mutter aller Hexen, huldvolle Göttin, die du die Menschen verbrennst, rufen wir«, murmelte Lavinia in einem monotonen Singsang. »Schaffe uns Recht, lass Entscheidung ergehen. Wir rufen zu Dir, Hekate, Hexenseele, Begeherin der Kreuzwege. Verbrenne Diane, deren Ebenbild du hier im unheiligen Hexenkreis findest. Schlag unsere Feindin mit Blitz und Donner, verzehre unsere Widersacherin. Dein schrecklicher Tag möge über sie kommen. Wie das Wasser im See in der sengenden Sonne, so möge sie dein machtvoller Blitz verdunsten. Wie absplitternde Steine mögen ihre Finger abgehauen werden. Hekate, Mutter aller Hexen, schaffe uns Recht…«
Lavinia und Vanessa spürten eine starke schwarzmagische Kraft, die sich innerhalb des Kreises manifestierte. Eine unglaublich bösartige Aura überflutete sie, ließ sie erbeben vor Angst und Grauen. Der geistige Block, den sie bildeten, um dem Grauen zu widerstehen, um es in ihre Dienste zu zwingen, bekam Risse. Hatten sie sich überschätzt? Waren sie alleine zu schwach? Bereits ein Dreierblock wäre um ein Vielfaches stärker gewesen und sie hätten Hekate sicher halten und zwingen können. Aber nun…
Panik durchflutete die Hexen. Denn im nächsten Moment verflüchtigte sich die Aura wieder. Mit letzter Kraftanstrengung gelang es ihnen, die Urhexe am Rückzug zu hindern. Wenigstens etwas.
Wir müssen es erneut probieren, Schwester. So lange, bis sich Hekate uns offenbart. Und uns mitteilt, dass sie unsere Bitte erhört.
Ja. Rufe nun du sie an, Vanessa. Ich fühle mich nicht stark genug!
Vanessa konzentrierte sich auf ihre Worte, versuchte die Reste der machtvollen Aura zu ignorieren. »Hekate, Mutter aller Hexen, schaffe uns Recht…«
Über Château de Montclos bildete sich aus dem Nichts eine etwa kopfgroße, tief schwarze Wolke. Zwei Fledermäuse, die in der Nähe flogen, fielen tot vom Himmel.
Der Schatten, der kurz neben der Wolke auftauchte, war nicht annähernd so schwarz wie diese. Und nicht annähernd so tot wie die Fledermäuse.
***
Zamorra schloss unwillkürlich die Augen. Sein ganzer Körper war eine einzige Anspannung. Zentimeter, bevor ihn die Waffen erreichten, badete sein Körper plötzlich in einer Aureole goldenen Lichts.
Die schwarzmagischen Waffen hatten keine Chance, den weißmagischen Panzer zu durchdringen. Sie prallten aber nicht daran ab. Für einen Moment sah es so aus, als würden sie in Da Vincis Schild schlagen und darin hängen bleiben. Dann überflutete sie das goldene Licht und löste sie in ihre Bestandteile auf.
Der Meister des Übersinnlichen schrie triumphierend auf. Es klappte tatsächlich! Auch wenn er eigentlich nicht wirklich daran gezweifelt hatte. »Da staunt ihr, was«, rief er halblaut und hielt erneut mit dem Blaster auf die Schattenkrieger. Drei weitere gingen in Flammen auf, während das goldene Licht um Zamorra wieder verblasste.
Die Zombies hatten ihre Überraschung schnell überwunden. Sie verschwanden hinter Bäumen und Büschen. Das grelle Feuer, in dem ihre Kameraden verbrannten, kam ihnen dabei zugute, denn es blendete den Professor. Die Pygmäenmumie kletterte flink wie eine Katze den Stamm einer alten Eiche hinauf.
Weitere Pfeile sausten durch die Nacht. Erneut flammte das goldene Licht auf und setzte die Waffen außer Gefecht. Zamorra drehte sich und suchte weitere Gegner. Da Vincis Schild leuchtete nun im Sekundentakt und den Professor überkam der seltsame Gedanke, im Moment als überdimensionale menschliche Lichtorgel zu fungieren.
Innerlich grinsen konnte er dennoch nicht. Die Zombies machten ihm große Sorge. An ihn selbst kamen sie nicht ran. Was aber würden sie tun, wenn sie es realisierten? Gingen sie dann auf die Festgäste los? Und dann waren da auch noch Diane und die beiden anderen Hexen. Was hatten die vor? Zamorra hatte für einen Moment das Gefühl, dass ihm die Situation entgleiten könnte.
Da Vincis Schild fing einen mächtigen Speer ab. Im goldenen Licht sah der Professor, dass die Waffe mit Leopardenfell und bunten Bändern umwickelt war.
Hilft alles nichts , ging es ihm durch den Kopf, während er mit dem Blaster ungezielt in die Finsternis hielt, dorthin, wo er den Werfer vermutete.
Überrascht schrie Zamorra auf. Er spürte einen Schlag auf der linken Schulter, als hätte ihn ein Pferd getreten. Rasende Schmerzen fuhren durch seinen Körper, er taumelte nach vorne. Fast hätte er den Blaster fallen lassen, konnte ihn durch seinen eisernen Willen aber
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