0925 - Geburt eines Dämons
höre ich nur«, log er, weil er glaubte, dass das die Schlossherrin gerne hören wollte. »Ich liebe Rockmusik. Und das hier ist eine wunderschöne Gitarre. Angeblich soll sie in Woodstock dabei gewesen sein, aber das kann der Besitzer jemandem erzählen, der seine Hose mit der Beißzange anzieht. Mir jedenfalls nicht.«
»Sie müssen mir unbedingt mehr über sich erzählen, Lord Mour. Ich will alles über Sie und Ihre Familie wissen. Kommen Sie, begleiten Sie mich in den Park. Dort sind wir ungestörter und ich werde nicht dauernd abgelenkt.«
»Aber gerne, Madame.«
Oje, was soll ich mir da jetzt bloß aus den Fingern saugen? , dachte er mit einem leichten Drücken im Magen. Ganz schön blöd. Madame ist supernett und ich möchte sie doch gar nicht anflunkern. Aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig.
Sie gingen in den Park. McMour erkundigte sich taktisch geschickt zuerst einmal nach dem Geschlecht der Montclos und ließ Madame Marie erzählen. Das tat sie auch ausgiebig.
Plötzlich spannten sich nadeldünne, blassrote Laserstrahlen durch die Nacht. Sie erschienen zwischen den Bäumen und verschwanden im nächtlichen Himmel. Bei den Stallungen schien es zu brennen! Durch die Büsche bemerkten die Spaziergänger den Schein sich grotesk bewegenden grellweißen Feuers! Und ein goldenes Leuchten.
McMour erschrak zutiefst. »Was ist das? Haben Sie eine Lasershow geplant, Madame?«
»Nein. Irgendetwas stimmt dort nicht.«
Zamorra , fuhr es McMour durch den Kopf. Ich muss hin. Er benutzt den Blaster. Gefahr!
Der Schotte spurtete los.
»Ich alarmiere die Feuerwehr«, rief ihm Madame Marie hinterher. Sie drehte sich um und ging in Richtung Haupthaus zurück. Dort stieg sie über die Treppen, als sei nichts geschehen. Sie wies zwei der Butler an, ab nun niemanden mehr hinaus in den Park zu lassen, weil dort eine mitternächtliche Show vorbereitet würde. Im Küchentrakt nahm sie ungesehen ein großes scharfes Fleischermesser und ging mit ihm in den Teil des Schlosses, der die privaten Räumlichkeiten beherbergte.
Durch einige Verbindungsgänge erreichte sie den Bereich ihrer Tochter. Vor einer Tür blieb sie stehen und lauschte. Dann öffnete sie sie einen Spaltbreit und spähte hindurch. Grünliches kaltes Licht erfüllte den Raum. Vor einem magischen Kreis knieten sich Lavinia und Vanessa mit ausgestreckten Armen gegenüber, die Gesichter halb im Schatten, hielten sich an den Händen und murmelten etwas im Gleichklang. Die Szene wirkte absolut irreal in diesem unwirklichen Licht und hätte einem unbedarften Betrachter kalte Schauer über den Rücken gejagt.
Madame Marie betrat den Raum. Die beiden Hexen bemerkten sie nicht, denn sie waren tief in Trance, nur auf ihr Ziel konzentriert. Die ältere Frau mit der weißen Perücke und dem lindgrünen Kleid trat hinter Vanessa.
»Das war's dann, Schwester«, murmelte sie - und zog Vanessa das Fleischermesser über die Kehle. Ein roter Strich erschien von einem Ohr zum anderen. Gleich darauf quoll das Blut in Strömen aus der fürchterlichen Wunde.
Während Vanessas Leichnam nach vorne kippte, huschte die Mörderin um den Kreis herum. Lavinia ereilte das gleiche Schicksal.
Eamonna lachte gellend, als sie die beiden verkrümmten Körper betrachtete. Sie warf das blutbeschmierte Messer achtlos weg. Alles klappte wie am Schnürchen. Ganz kurz schweiften ihre Gedanken in die nahe Vergangenheit zurück.
Seit gestern Abend befand sich ihr Geist als Dybbuk(böser Geist, der fremde Körper übernimmt) im Körper von Madame de Montclos. Eamonna hatte die Schlossherrin um einen Besuch bei sich gebeten und sie dann übernommen. Bisher hatte sie über diese Fähigkeit nicht verfügt. Aber der geheimnisvolle schwarze Schatten, der sie nach dem Treffen mit Stygia in ihrer Wohnung erwartet hatte, hatte sie nicht nur auf diese Idee gebracht, sondern ihr auch bei der Ausführung geholfen. Er hatte als eine Art geistige Brücke zwischen ihrem und Madame Maries Bewusstsein fungiert. So hatte Eamonnas Geist ohne Probleme in den Körper der Montclos wechseln können. Noch immer wusste sie nicht, wer dieser Schatten war, warum er ihr half und was er eigentlich genau wollte. Aber er musste über beträchtliche magische Fähigkeiten verfügen. Dankbar, dass er sie damit unterstützte, war sie allerdings nur bedingt. Zu groß war das Misstrauen, dass es unter Umständen ein böses Erwachen geben konnte.
Eamonnas eigener Körper lag gut geschützt in ihrer Wohnung, während sie mit
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