0926 - Mörderische Lockung
Stadt zu kommen.«
»Hat der Don auch einen vollen Namen?« wollte ich wissen.
Alfonso kam nicht dazu, eine Antwort zu geben, denn aus dem Lokal rief sein Vater nach ihm. Da war er schnell wieder verschwunden. Wir warteten, bis wir den ersten Schluck getrunken hatten - der Drink schmeckte nach Minze, Limetten und Orangen -, dann deutete Jane auf die Dogge. »Ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß man uns das Tierchen als Beobachter geschickt hat.«
»Und wer? Du hast doch gehört, daß er einem gewissen Don gehört. Also können wir Beth Calvaro vergessen.«
»Das weiß ich eben nicht.« Jane hatte die Hände um das beschlagene Glas geschlungen und saugte die Flüssigkeit durch den Strohhalm in ihren Mund. »Ich bin mir überhaupt nicht sicher. Hier paßt nichts mehr, gar nichts.«
»Es kann auch eine Verbindung zwischen Beth und diesem Don geben.«
»Klar.«
In den folgenden Minuten gaben wir uns den eigenen Gedanken hin, bis Alfonso wieder erschien. Er nahm eine Bestellung am Nachbartisch auf, schaute aber sehr vorsichtig auf die Dogge, die noch immer dort stand und sich nicht rührte.
Bevor er wieder verschwinden konnte, winkte ich ihm zu und erklärte ihm, daß wir gern die Rechnung hätten.
»Ich komme gleich.«
Der junge Mann beeilte sich wirklich. Jane wollte diesmal zahlen, was ich ihr auch nicht abschlug. Sie zählte einige Geldscheine ab. Ich saß neben ihr, zwischen uns stand Alfonso, aber ich war auch nicht untätig und legte das Bild der Frau mitten auf den Tisch. Er konnte es einfach nicht übersehen.
Er übersah es auch nicht, doch seine Reaktion überraschte uns. Er zuckte zusammen, und die dunkle Geldtasche in seiner Hand fing plötzlich an zu zittern.
»Haben Sie was?« fragte ich.
»Nein, ich…«
»Doch.«
Alfonso schielte auf das Foto und schluckte. »Ich weiß nicht so genau…«
»Sie kennen die Frau?!«
Er gab mir keine Antwort, wurde verlegen und bekam einen roten Kopf.
Ich wiederholte den Satz. »Sie kennen sie also!«
Der Kellner nickte.
»Ist doch wunderbar«, sagte Jane. »Denn wir sind dabei, sie zu suchen. Sie hat mir einen Brief zukommen lassen und…«
Alfonso unterbrach sie mit einem Satz, mit dem keiner von uns gerechnet hatte. »Dann sind Sie Jane Collins.«
»Stimmt.« Jane lachte etwas verlegen und auch überrascht. »Ich bin Jane Collins.«
Der Kellner nickte. »Si, si«, flüsterte er, »und ich habe den Brief eingeworfen. Nicht weit von hier in den Kasten.«
»Gab Beth Ihnen die Nachricht?«
»Genau.«
»Dann kennen Sie meine Bekannte?«
Seine Gesichtsfarbe steigerte sich ins Puterrote, und er nahm das Geld an sich, um sich zu beschäftigen, aber Jane ließ nicht locker.
»Wenn ich Sie so anschaue, kann ich mir vorstellen, daß Sie Beth etwas besser kennen…«
Er nickte, blieb ansonsten stumm.
»Haben Sie mit ihr geschlafen?«
Alfonso verdrehte die Augen. Er flüsterte etwas in seiner Muttersprache, was wir nicht verstanden, bevor er einige Male seinen Kopf heftig vorund zurückbewegte.
»Passierte es im Haus des Dons?«
»Nein. Draußen am Strand. In einer lauen Nacht. Sie hat mir den Brief gegeben.«
»Mit dem Foto darin?«
»Das weiß ich nicht.«
»Was sagte sie sonst noch?«
»Nichts, nicht viel. Ich sollte nur achtgeben, daß mich niemand verfolgt, wenn ich den Brief einwerfe, und das habe ich auch getan. Es hat mich keiner gesehen.«
»Der Don sollte sie nicht sehen«, sagte ich.
»Ja, auch er und seine Leute.«
»Ist er ein Verbrecher?« fragte ich direkt.
Alfonso wurde verlegen. »Das kann man so nicht sagen. Er nennt sich Geschäftsmann, und er ist sehr reich. Man weiß nicht genau, welche Geschäfte er macht, aber er kriegt oft Besuch aus Afrika. In seiner kleinen Bucht unter dem Haus ankern viele Schiffe.«
»Was erzählt man sich denn so?«
»Nur Gerüchte.«
»Welche?«
»Waffen.«
»Danke.«
Alfonso sammelte das Geld ein. Er schielte dabei auf die Dogge. »Der Hund gehört ihm ja auch. Er ist ein Wächter, und die meisten Menschen haben Angst vor ihm.«
»Uns schaute er nur an. Können Sie sich das erklären?«
»Nein, das kann ich nicht. Das kann ich wirklich nicht. Ich kenne ihn auch nicht.«
»Sie waren auch noch nie im Haus des Dons?« fragte Jane.
»Um Himmels willen.«
»Wie heißt er denn mit vollem Namen?« wollte ich wissen.
»Das weiß keiner so recht. Wir nennen ihn nur den Don. Er ist ein mächtiger Mann mit Beziehungen bis nach Madrid, vielleicht sogar zum Königshaus. Wer kann das
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