0926 - Mörderische Lockung
wissen?«
»Gut, Alfonso. Herzlichen Dank! Sie haben uns sehr geholfen, ganz ehrlich.«
»Na ja, ich wußte ja nicht, daß ich Sie treffen würde, wo ich schon den Brief eingeworfen habe.«
»Finden Sie denn, daß Beth Angst gehabt hat?«
»Das kann ich nicht so genau sagen. Ich habe nur mit ihr ein paar Stunden verbracht.«
»Wir werden sie fragen.«
»Wollen Sie hin?« Alfonso stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben.
»Wollen Sie wirklich hin?«
»Deshalb sind wir hier«, antwortete Jane.
»Dann geben Sie acht. Es ist gefährlich, und es ist nicht leicht, das Haus des Dons zu betreten.«
»Wir werden schon achtgeben.«
Die Gäste an den Nebentischen waren bereits unruhig geworden, weil die Bestellung auf sich warten ließ. Alfonso ließ uns allein und mußte sich sputen. In der Bodega schimpfte sein Vater mit ihm, weil die Getränke noch nicht abgeholt worden waren.
Jane schaute auf den Hund. Sie spiegelte dabei mit ihrer Sonnenbrille und ließ sie um die Finger kreisen. »Es ist komisch, John, aber plötzlich habe ich keine Angst mehr vor der Dogge.«
»Warum nicht?«
»Weil ich einfach daran denke, daß er uns von Beth Calvaro als Schutz geschickt worden ist.« Sie sah meine zusammengezogenen Brauen und sprach rasch weiter. »Sie ist etwas Besonderes. Bleiben wir bei dem Begriff Hexe. Es gibt ja Menschen oder Hexen, die mit Tieren Kontakt aufnehmen können. Ich meine, daß es Beth gelungen ist. Sie hat uns den Hund geschickt, wobei sie darauf hofft, daß wir es auch merken und die richtigen Schlüsse ziehen.«
Ich ließ einen kleinen Rest im Glas zurück und schob es dann auf die Tischmitte zu. Mit einem Kopfnicken machte ich Jane klar, daß ich startbereit war.
»Ja, laß uns gehen.«
»Wir hätten Alfonso fragen sollen, wo wir das Haus des Dons finden können.«
Jane winkte ab. »Das wird uns jeder Bettler sagen können.«
Sie hatte recht. An den Tischen und Stühlen vorbei schlängelten wir uns.
Alfonso ließ sich nicht blicken, aber die Dogge reagierte. Wir marschierten zwar nicht direkt auf sie zu, gingen ihm aber auch nicht aus dem Weg. Und als wir ihn dann passierten, um das Gelände zu verlassen, da löste auch er sich von der Mauer und nahm die Verfolgung auf.
Schnell ging er nicht. Er tappte hinter uns her. Blieb in einer sicheren Entfernung und war irgendwann sogar verschwunden. Da hatten wir bereits den Ortsrand erreicht. Es war die Ostseite, wo das Wasser nicht mehr sehr flach gegen das Ufer spülte, sondern hart gegen Felsen schlug oder in eine kleine Bucht auslief, über der, wie aus dem Gestein gehauen, ein Haus thronte, das von unten wie eine Festung wirkte.
Auch ohne zu fragen, wußten wir, wem das Haus gehörte. Genau dort wollten wir hin…
***
Zeit, sehr viel Zeit verstrich. Beth Calvaro wußte nicht, wie lange man sie in der Dunkelheit hatte schmoren lassen. Einmal nur hatte man ihr eine Kunststoffflasche mit Wasser gebracht, sie aber nicht am Korb herabgelassen, sondern kurzerhand in die Tiefe geworfen. Die Person, die das getan hatte, war im Dunkeln geblieben. Beth hatte sie erst gar nicht zu Gesicht bekommen.
Die Flasche hatte sie geleert. So war ein Großteil ihrer Energie wieder zurückgekehrt.
Beth fühlte sich gut. Sie wußte, daß ihre Kräfte noch immer vorhanden waren. Sie hatte es geschafft, mit der Dogge Kontakt aufzunehmen, und Rambo hatte sie nicht enttäuscht.
Einer war tot.
Wahrscheinlich der Gelbgesichtige. Wäre er noch am Leben, dann hätte er ihr die Flasche gebracht. So aber war ein anderer gekommen, Leute genug arbeiteten ja für den Don.
Es mußte etwas passieren. Und Beth wußte auch, daß etwas passiert war. Es war ihr auch weiterhin gelungen, den Kontakt mit Rambo aufrechtzuerhalten. Zwar konnte sie nicht durch dessen Augen sehen, aber sie fühlte, daß sich ihr Plan erfüllt hatte.
Jane Collins war gekommen. Sie trug das Bild bei sich, das Beth ihr hatte schicken lassen. Und dieses Foto stellte ebenfalls eine gewisse Verbindung her.
Es lief gut.
Nur mußte Beth warten.
Hin und wieder nur hocke sie sich auf den Boden. Dann versuchte sie, wieder den Zustand einer tiefen Trance zu erreichen, was ihr leider nicht mehr möglich war, denn ihr Inneres stellte sich gegen sie. Beth war einfach zu aufgewühlt und aufgeregt, da sie merkte, daß sich ihr Schicksal zu wenden begann.
Der Don würde bezahlen. Er würde für alles bezahlen, denn er hatte den Fehler begangen, sich mit Mächten anzulegen, gegen die er als Mensch nicht
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