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0926 - Preis der Macht

0926 - Preis der Macht

Titel: 0926 - Preis der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Morano würde ihn genau befragen, wenn er wieder zurückkam.
    »Lass mich nun ein wenig allein. Ich muss nachdenken.«
    Sinje-Li verschwand und Morano fuhr mit dem Handrücken über seine Stirn. Die Vernichtung dieses Linzas war anstrengend gewesen. Lag es daran, dass er noch nicht vollständig vertraut mit dem Machtkristall war? So musste es wohl sein. Die Macht des Sternensteins war so gewaltig, dass auch ein Tan Morano erst lernen musste, damit umzugehen.
    Tatsächlich - er fühlte sich ein wenig müde.
    Doch das spielte keine Rolle. Er hatte Zeit, nichts musste überstürzt werden.
    Nur noch ein wenig Geduld und Übung, dann würde der Blutruf an alle Mitglieder des Nachtvolks ergehen.
    Dann würden Welt und Hölle vor ihm im Staub liegen…
    ***
    Früher war Dalius Laertes bei no tears ganz einfach so erschienen, hatte ganz plötzlich mitten in der Halle gestanden. Das war Vergangenheit, denn Laertes hatte seinen Status geändert - er war nun kein Vampir mehr. Es war schließlich der Körper seines Sohnes Sajol gewesen, der Sarkanas Biss über sich hatte ergehen lassen müssen. Nun war Dalius' Bewusstsein in seinen eigenen Körper zurückgekehrt, der niemals den Vampirkeim in sich getragen hatte.
    Natürlich hätte Dalius auch jetzt noch ohne Probleme mittels seiner Fähigkeit zum zeitlosen Sprung den direkten Weg in die Villa wählen können, doch der Uskuge entstammte einer höflichen Rasse, also klingelte er an der Tür, wie sich das gehörte.
    Artimus und Laertes begrüßten sich kurz, aber herzlich, dann führte der Physiker, der sich nun ganz dem Wohl der Kinder verschrieben hatte, seinen Gast in die Küche. Laertes hob ein wenig überrascht die Augenbrauen. In diesem Zustand hatte der Uskuge diesen Raum noch nie gesehen. Üblicherweise glänzte hier alles vor Sauberkeit und Ordnung, doch nun hatte Laertes eher den Eindruck, ein Schlachtfeld der besonderen Art zu betreten.
    Van Zant bemerkte die Verwunderung seines Freundes natürlich sofort. Entschuldigend hob er die Hände.
    »Also… na ja, weißt du, wenn ich koche, dann sieht das hinterher immer ein wenig… na, du siehst es ja selbst.« Laertes nickte nur. Richtig, er sah deutlich, was Artimus sagen wollte. Die Herdplatten, die Arbeitsflächen, selbst der Fußboden, waren heftig in Mitleidenschaft gezogen worden. Um dieses Chaos wieder zu beseitigen, würde der Südstaatler sicher eine ganze Weile brauchen. Das nannte er also Kochen - Dalius Laertes fiel da eher der bei den Menschen übliche Begriff Schweinerei ein. Aber er sagte kein einziges Wort dazu.
    Van Zant dirigierte den Uskugen zum Esstisch. Unverhohlen betrachtete er den Freund von oben bis unten.
    »Du bist noch immer ein Strich in der Landschaft. Brei reicht da einfach nicht aus, denn du bist ja kein Baby.«
    Laertes nickte. »Gut beobachtet.« Da wies er auf den Teller, der auf dem Tisch stand. Das war also das Ergebnis von van Zants Kochleidenschaft. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dies alles essen kann?«
    Van Zant winkte nur ab. »Und ob du kannst. Wenn erst einmal ein Anfang gemacht ist, dann wirst du überhaupt nicht mehr aufhören wollen.«
    Dalius nahm den viel zu großen Essteller in Augenschein. Ein Viertel davon wurde von einem Berg goldgelber Kartoffeln beherrscht, das zweite Viertel von einer Gemüsemischung - Dalius erkannte Karotten, Erbsen, Spargel und etwas, das Blumenkohl ähnlich sah. Alles das schwamm in einer hellen Soße, deren Geruch dem Uskugen sofort in die Nase stieg und dort als durchaus angenehm eingeordnet wurde.
    Den Rest des Tellers beanspruchte das größte Steak für sich, das Laertes je gesehen hatte. Unschwer zu erkennen, dass es nur kurz gebraten, also mehr als blutig , war. Wahrscheinlich hatte Artimus das in Anlehnung des Saftes so angerichtet, den Dalius früher so geschätzt hatte.
    Dem Uskugen wurde ein wenig schwindelig. Er setzte sich vor diesen Teller, der ihm einfach nur Angst machte. Natürlich hatte sein Freund maßlos übertrieben, doch im Prinzip hatte er ja recht. Dalius Laertes musste wieder lernen, sich wie alle anderen zu ernähren.
    Hätte van Zant nicht die so genial simple Idee gehabt, dem Uskugen Babynahrung zu verabreichen, wäre Laertes tatsächlich verhungert. 400 Jahre Blut… dann die Rückkehr in seinen eigenen Körper, der die gleiche Zeitspanne darauf gewartet hatte, das zu ihm gehörende Bewusstsein wieder in sich aufzunehmen.
    400 Jahre waren auch für einen Uskugen eine verflixt lange Zeit. Zu lange, um

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