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0927 - Nacht über GALAHAD

0927 - Nacht über GALAHAD

Titel: 0927 - Nacht über GALAHAD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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erledigt hätten?«, fügte der Professor an und grinste spitzbübisch.
    »Na ja, Monsieur. Angesichts Ihres Tätigkeitsfeldes bin ich versucht, zu sagen: So einiges. Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.« Ohne die Miene zu verziehen, wandte sich der Butler wieder seinen High-Tech-Gerätschaften zu. Ein paar Tastenklicks später begann es.
    Die Robotarme setzten sich in Bewegung. Millimeter für Millimeter drehten sie ihre Greifhände im Uhrzeigersinn - und das Glas mit dem rätselhaften Inhalt mit ihm. Das leise Summen der Motorik erfüllte den Raum, gepaart mit den piepsenden Kontrollgeräuschen der Scanner.
    »Die Abtastung hat begonnen«, meldete William konzentriert, und Zamorra schloss die Augen. Ganz ruhig, du kannst das.
    Der Dämonenjäger konzentrierte sich, horchte tief in sich hinein. Unzählige Jahre paranormaler Forschung und ein Leben jenseits der Grenzen menschlicher Wahrnehmung ruhten in ihm, ein Reservoir aus Wissen und Erfahrung, Magiekenntnis und Energie. Nun zapfte er es an, in seiner Hand den Dhyarra 8. Ordnung. Es konnte nicht schaden, die Art von Magie, die er verwenden wollte, mit dem Kristall ein wenig zu verstärken. Langsam und regelmäßig atmete er ein und aus, fokussierte seinen Geist auf sein Ziel, und dann war das Bild des Zauberzimmers vor seinem geistigen Auge, wie er es gewollt hatte. In seiner Vorstellung entsprach es bis ins Detail der Wirklichkeit - auch Williams jüngste Aufbauten und Florences Glas fehlten nicht. Nur…
    Diese Farben. »Ich kann es sehen«, murmelte Zamorra. »Ich bin da.«
    Der Trick war atemberaubend, und wäre die Lage weniger ernst gewesen, Zamorra hätte den ungewohnten Anblick länger genossen. In seinem Geist wirkte der Raum, als nähme er ihn im Drogenrausch wahr: Ecken schienen mit einem Mal realer als real zu sein. Details, denen er bei normaler Sicht keine weitere Bedeutung beigemessen hätte, drängten sich nun ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Das ganze Zimmer war ein einziger visueller Rausch aus Reizen, in dem ein weniger geübter Verstand sich schon am kleinsten Staubflusen stundenlang verloren hätte, und es kostete selbst Zamorra alle Mühe, inmitten dieses Tohuwabohus nicht den Fokus zu verlieren. Die Farben machten es ihm dabei nicht gerade leichter.
    Der Zauber, den der Meister des Übersinnlichen wirkte, war nicht allzu komplex, aber erstaunlich effektiv. Und er ließ ihn jede magische Strömung sehen, die im Inneren des Zimmers existierte. Die Wände beispielsweise, die von starken Bannsprüchen gegen jegliches Ein- und Ausdringen unerwünschter Strömungen geschützt wurden, strahlten in Zamorras Geist in einem warmen Ockerton. Von ihm selbst ging eine rötliche Aura aus, die sich in einem Radius von vielleicht achtzig Zentimetern um seinen Körper verlor. Nur das Objekt aus Paris strahlte in einem kalten, grellen Grün, das Zamorra instinktiv als feindselig empfand.
    Oh, es hatte Mühe gekostet, das Glas ins Innere des Gebäudes zu befördern. Wie das Zauberzimmer war das gesamte Château auf übersinnliche Weise gegen schwarzmagische Angriffe gesichert, und er und William hatten einige Vorkehrungen treffen müssen, um ihren Plan durchführen zu können. Doch hatte es allmählich den Anschein, als könnten sich ihre Anstrengungen auszahlen. Vielleicht.
    »Scan zu fünfundsiebzig Prozent abgeschlossen«, drang Williams ruhige Stimme an Zamorras Ohr. »Bisherige Auswertung bestätigt Ihre Vermutungen, Monsieur.«
    Zamorra nickte. Wie ich es erwartet hatte. Das Leuchten des Objekts in seinem Geist nahm weder zu noch ab. Visuell veränderte sich nichts - und trotzdem hatte der Dämonenjäger das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein.
    »Fünfundachtzig«, sagte William. »Neunzig.«
    Und dann ein Schrei: »Monsieur! Passen Sie…«
    Zamorras Geist explodierte! Ein greller Blitz raubte ihm die astrale Sicht und mit ihm die Orientierung. Plötzlich war alles hell, überall glühte und strahlte es grünlich - eine einzige, umfassende Sensation, die seine Wahrnehmung überrumpelte und ihn taumeln ließ.
    Nein!
    Er zuckte vor Schreck und Schmerz zusammen, als seine mentalen Barrieren brachen. Er sah das Objekt aus Paris in seinem Kopf, spürte, wie er immer näher zu ihm hingezogen wurde. Und er fühlte… seinen unstillbaren Hunger.
    ***
    Verlangen.
    Gier.
    Eine Empfindung ohne Beschränkungen, endlos wie das Universum. Ein fordernder Sog, unkontrolliert und führerlos.
    Zamorra schwimmt in ihm, treibt in einem Nichts aus Emotion,

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