0928 - Das Hexendiadem
Ratatouille und einem Gläschen Sekt kamen die Frauen schnell ins Gespräch.
»Also, Mademoiselle Etcheberria, wo drückt denn nun der Schuh? Was können wir für Sie tun? Oder für Monsieur Dufy, wenn ich mir den Namen recht behalten habe.«
»Ja, haben Sie. Aber nennen Sie mich doch einfach Cira. Das tun alle.«
»Gut, Cira, gerne. Ich bin Nicole.« Im selben Moment erkannte sie ihren Fehler, aber nun war es schon ausgesprochen.
Mann, was bin ich trottelig. Ich heiße doch jetzt Julie. Hoffentlich gibt das keine Probleme mit Landru…
»Ja, danke, Nicole. Ich hoffe, ich kann offen sprechen? Ich meine, nicht dass Sie mich dann für verrückt halten.«
»Sprechen Sie offen. Ich hatte schon oft Kontakt mit dem Übersinnlichen, ich weiß, dass es existiert.«
Fast erleichtert atmete Cira durch. Ein verlorenes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Dann nickte sie kurz. »Also, ich mache mir riesige Sorgen um Jerome.«
»So heißt Monsieur Dufy mit Vornamen?«
»Ja. Jerome. Er ist mein Freund. Und ich befürchte, dass er das Opfer einer Hexe werden soll.«
Nicole stutzte. »Soll? Ich dachte, der Fall sei abgeschlossen, die Hexe habe ihn am Leben gelassen, aber schwer geschädigt.«
Ciranoush Etcheberria starrte sie an. »Nein. Es handelt sich sicher um ein Missverständnis. Wahrscheinlich hat Monsieur Landru mir nicht richtig zugehört. Ich brauche Hilfe gegen die Hexe, bevor es zum Schlimmsten kommt und sie mir Jerome tatsächlich nimmt.« Tränen erschienen in Ciras Augen. »Ich… ich hab so was Schlimmes noch niemals erlebt, obwohl ich auch mit dem Bewusstsein an Geister und Dämonen aufgewachsen bin.«
»Sie kommen aus dem Baskenland?« Nicole reichte ihr ein Papiertaschentuch.
Cira nickte dankbar und tupfte die Augen ab. »Ja, aus einem kleinen, abgeschiedenen Dorf. Wissen Sie, Nicole, da glaubt man noch an diese Dinge. Aber… aber diese Madeleine Brissac, das ist eine richtige Hexe, die frei in der Luft fliegen kann. Und sie hat gesagt, dass sie Jerome holen will.«
Cira fasste mit ihren leicht zitternden Händen die Nicoles, drückte sie und starrte ihr Gegenüber aus großen Augen an. »Bitte, Nicole, wenn Sie mir helfen können, uns helfen können, dann tun Sie's. Ich habe gedacht, dass eine Institution, die Dämonenopfern hilft, vielleicht auch Mittel gegen die Dämonen selbst hat. Ich bin so verzweifelt, ich habe nicht gewusst, an wen ich mich sonst wenden könnte. Und ich habe Angst… ganz furchtbare Angst.«
»Nun beruhigen Sie sich erst einmal.« Nicole lächelte und befreite sanft ihre Hände aus denen Ciras. »Natürlich helfe ich Ihnen und Monsieur Dufy. Diese Madeleine Brissac wäre nicht die erste Hexe, die ich zur Strecke bringe. Ich habe durchaus Mittel, die Schwarzblütigen zu bekämpfen.«
Ein erleichtertes Lächeln huschte über Ciranoushs Gesicht. Ihre Augen strahlten plötzlich. »Wirklich? Ich könnte Sie umarmen, Nicole. Danke, vielen Dank.«
»Woher kennen Sie eigentlich die deBlaussec-Stiftung?«
»Aus dem Internet. Ich habe natürlich erstmal dort nach Hilfe gesucht. Und da bin ich auf Sie gestoßen.« Sie druckste ein wenig herum. »Wissen Sie, Nicole, zuerst war ich bei einem Magier hier ganz in der Nähe, den ich ebenfalls im Internet gefunden habe. Er behauptet, er könne Flüche bekämpfen und böse Gedanken und Wünsche anderer von einem abhalten. Aber der Kerl ist… na ja, ein Großmaul, ein Angeber, ein Scharlatan. Ich hab gleich kein Vertrauen zu ihm gehabt, denn er wollte schon im Voraus, ohne Gegenleistung, tausend Euro haben. Ich… nun, zu Ihnen habe ich gleich Vertrauen gehabt, Nicole. Ich hoffe, ich muss nicht ebenfalls enttäuscht sein.«
»Hoffe ich auch. Auf jeden Fall nehme ich kein Geld, nicht einen Cent. Meine Hilfe bekommen Sie völlig umsonst. Wie gehen wir vor? Ich muss mir vor Ort ein Bild von dem Fall machen.«
Ciranoush nickte. »Ja klar. Das hab ich mir auch schon überlegt. Ich meine, für den Fall, dass Sie tatsächlich Hilfe zusagen. Ich habe Monsieur Maurice erzählt, Sie seien eine Freundin, die mich ein paar Tage besuchen kommt. Dann können Sie sich auf Maison Caraman frei bewegen. Der Hausherr hat nichts dagegen, wie er mir versichert hat.«
»Also gut. Machen wir's so.«
Ciranoush nickte. »Danke. Nun, äh, eine Bitte hätte ich doch noch, Nicole.«
»Immer heraus damit.«
»Ja. Ich wollte sagen, fallen Sie bei Jerome nicht gleich mit der Tür ins Haus. Weil nach dem Vorfall auf den Klippen nichts mehr passiert ist, glaubt er
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