Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
stieß sie ein Lachen aus, so grausam und schrill, dass es Jerome und Cira durch Mark und Bein ging. Jerome zuckte zusammen und versuchte unwillkürlich, nach hinten weg zu kriechen. Dabei bemerkte er, dass sich seine Freundin in seinem Arm festgekrallt hatte und ihn auf der Stelle hielt.
    »Da bist du ja endlich, mein Opfer«, sagte die Hexe mit überraschend sanfter Stimme. »So lange musste ich auf dich warten, mein lieber Jerome, so lange. Viel zu lange. Fast hatte ich schon die Hoffnung aufgegeben. Aber nun werde ich dich holen. Nicht heute und nicht morgen. Vielleicht übermorgen. Oder erst in zwei Wochen, wer weiß…«
    »Wer… bist du? Was… was willst du von mir?« Diese beiden Fragen waren alles, was Jerome an Tapferkeit aufbieten konnte. Ansonsten war er sich sicher, dass jeden Moment sein Herz aussetzen würde. Er bekam kaum Luft vor lauter Angst.
    »Hast du es mit den Ohren?« Die Hexe schüttelte den Kopf wie eine Mutter, die voller Nachsicht ihr Kind tadelt. »Ich sagte, dass ich dich holen werde. Deine Uhr ist abgelaufen, Jerome Dufy, dein bisschen armseliges Leben gehört längst mir. Und wer ich bin? Merke dir den Namen Madeleine Brissac gut. Er wird das Letzte sein, was du hörst, bevor du zur Hölle fährst.« Wieder verwandelte sich ihr Gesicht in eine derart gierige und lasterhafte Fratze, dass der junge Mann unwillkürlich aufschrie.
    Neben ihm rappelte sich Ciranoush hoch. Mit gekreuzten Mittel- und Zeigefingern trat sie der unheimlichen Erscheinung entgegen. »Weiche von uns«, sagte sie glockenhell und deutlich.
    Jerome sah, dass die Hexe zurückzuckte und fast ängstlich auf Cira starrte. War das tatsächlich so oder bildete er es sich nur ein?
    Es war so!
    Urplötzlich bewegte sich Madeleine Brissac wie ein Irrwisch hin und her. Sie nahm ein derartiges Tempo auf, dass Jeromes Augen ihr nicht mehr folgen konnten. Die Lichtaura verblasste, löste sich auf wie feiner Nebel in der Sonne. Mit einem Schlag war es völlig finster.
    Jerome Dufy konnte sein Glück kaum fassen. Etwas wie Triumph machte sich in ihm breit. Er keuchte.
    Grässliches Lachen, noch gemeiner und gefährlicher als beim ersten Mal, ertönte, wurde leiser und verschwand im Nichts. So sehr konnten sie das Monstrum also nicht erschreckt haben. Jeromes kurzes Triumphgefühl fiel zusammen wie ein Kartenhaus.
    Ciranoush suchte Jerome und presste sich zitternd an ihn. Nur langsam löste sich ihre Anspannung. Dann begann sie hemmungslos zu schluchzen. Jerome empfand dies als ziemlich schlechten Witz, denn schließlich hatte sie ihn gerettet und nicht umgekehrt. Nichtsdestotrotz hätte er Cira gerne getröstet und danke gesagt. Er war nicht dazu imstande.
    ***
    Paris / Le Havre
    Nicole lümmelte sich auf dem Bett in ihrer Wohnung am Montmartre herum, aß Chips und schaute noch ein wenig fern. Das bunte Treiben direkt vor ihrer Haustür interessierte sie momentan nicht. Obwohl es bereits auf Mitternacht zuging, zogen noch immer Ströme von Touristen durch die engen Gässchen hinauf zu Sacre-Coeur oder eben wieder herunter.
    Irgendwann hatte sie auch vom Fernsehen genug, seufzte, ging duschen und dann schlafen. Nicole löschte sofort das Licht. Sie hatte keinerlei Lust, ihre Blicke nochmals über die Einrichtung schweifen zu lassen. Denn es gab schlichtweg nichts, was sich anzuschauen gelohnt hätte. Noch immer hatte sie ihre Wohnung nicht eingerichtet, beließ sie zweckmäßig als bloße Unterkunft, lediglich mit dem Allernötigsten darin.
    Ich glaube, das ist ein deutliches Zeichen, dass ich hier nicht allzu lange bleiben werde , dachte sie, während sie lautstark gähnte und in die Dunkelheit starrte. Ganz kurz lauschte sie auf die nächtlichen Stadtgeräusche, die von draußen herein kamen, dann drehte sie sich auf die Seite und dämmerte mit dem Gedanken an Château Montagne ein.
    ***
    Die Entität erschien übergangslos aus dem Nichts und schwebte über der Schlafenden.
    Sofort wurde sie unruhig. Sie begann sich hin und her zu werfen und irgendetwas Unverständliches zu brabbeln. In ihrem Traum flog sie plötzlich durch schwarze Himmel über weite Landschaften. Gigantische Feuerstürme tobten darauf, so weit ihr Auge reichte. Eruptionen schossen vor ihr in die Höhe, versuchten nach ihr zu greifen, doch sie wich ihnen immer wieder geschickt aus. Tief unten sah sie Furcht erregende Peinteufel, die Legionen armer, für immer verlorener Seelen quälten und sich an den grässlich qualvollen Schreien mit irrem Lachen und immer

Weitere Kostenlose Bücher