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0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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immer mehr, dass wir eine Massenhalluzination oder so was gehabt haben. Ich meine, er glaubt nicht mehr wirklich, dass wir was Reales erlebt haben. Bei Tageslicht kommt ihm das Ganze irrsinnig vor, sagt er.«
    Nicole nickte. »Verstehe. Na, machen Sie sich mal keine Sorgen, Cira. Ich finde schon den richtigen Ton.«
    Da Nicole ohnehin auf mehrere Tage Aufenthalt auf Maison Caraman eingerichtet war - Monsieur Landru setzte seine Interviewer zeitlich nicht unter Druck, wollte dafür aber möglichst perfekte Arbeit sehen - hatte sie ihre Sachen alle dabei. Sie nahm Cira, die mit dem Zug gekommen war, in ihrem Cadillac mit.
    »Schickes Auto«, befand die Baskin und fuhr fast ehrfürchtig über die Ledersitze. »So eines hätte ich auch gerne. Aber ich kann's mir leider nicht leisten.«
    »Mal ganz im Ernst, Cira. Du siehst toll aus, hast Ausstrahlung, kannst dich bewegen, du könntest überall Karriere als Model machen. Hast du noch nie dran gedacht?«
    Als »alte Freundinnen« war das Du natürlich unabdingbar. Nicole schien es allerdings wesentlich leichter über die Lippen zu kommen als der zurückhaltenden Ciranoush.
    Die Baskin schaute einen Moment auf die leere Landstraße vor ihnen. Dann lächelte sie verloren. »Ach weißt du, das hat man mir schon öfters gesagt und ich hatte auch Angebote. Aber ehrlich, das ist nicht meine Welt. Ich bin eher bodenständig erzogen und aufgewachsen. Ich liebe es, in einem Haushalt zu arbeiten. Da fühle ich mich wohl. Deswegen bin ich froh, dass Monsieur Caraman ausgerechnet mich nach dem schrecklichen Unfall meiner Vorgängerin ausgewählt hat. Es hat sicher viele Bewerbungen gegeben.«
    Na, wenn Monsieur nur mal nicht was anderes von dir will , dachte Nicole, hütete sich aber, auch nur ein Wort in diese Richtung zu verlieren.
    »Und du sagtest, du hast Jerome erst auf dem Gut kennengelernt? Das ging aber schnell. Der Kerl muss ja mächtig rangegangen sein.«
    Cira schoss die Röte ins Gesicht. Sie kratzte sich verlegen am Ohrläppchen. »Nun, äh, nicht direkt. Das ging eher von mir aus. Weißt du, ich habe ihn gesehen und war sofort in ihn verknallt. Seine Art gefällt mir unheimlich, auch wenn er nicht ganz so toll aussieht. Zudem ist Jerome ein lieber Bursche. Und ein toller Liebhaber.«
    Na sieh mal einer an…
    »Du hast mir von eurer Begegnung mit der Hexe erzählt«, wechselte Nicole schnell das Thema, bevor Cira auf die Idee kam, Jeromes Qualitäten als Liebhaber näher zu erläutern. Daran war sie nun nicht im Geringsten interessiert. »Das war vor vier Tagen. Ist danach auch noch etwas passiert?«
    »Eigentlich nichts.« Ciras Gedanken schweiften zurück. Jeder einzelne Eindruck stand noch plastisch vor ihren Augen. Sie begann zu frösteln.
     
    Da Napoleon momentan unauffindbar blieb, mussten Jerome und Ciranoush zu Fuß zurück nach Maison Caraman. Das war kein Vergnügen, denn am Himmel hing die schmale Sichel des Beinah-Neumondes und spendete kaum Licht.
    Das machte den Weg über die schroffen Klippen nicht eben sicherer.
    »Jerome, bitte sag mir, was das war«, brach Ciranoush schließlich das konzentrierte Schweigen. »So was gibt es doch nicht wirklich. Haben wir beide geträumt? Oder war das eine Massenhalluzination oder so was? Oder hat uns jemand einen Streich gespielt?«
    Jerome blieb stehen, umarmte Cira und drückte sie fest an sich. »Glaub ich nicht. Nichts von allem. Der Streich wäre ja noch am plausibelsten. Aber wie sollte das gehen? Und warum sollte jemand so etwas tun? Ich glaub, ich krieg die Krise.« Er zögerte. »Äh, ich weiß nicht, wie ich das jetzt sagen soll. Aber irgendwie habe ich gleich von Anfang an so ein komisches Gefühl gehabt. Ich meine, ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass diese grauenhafte Hexe echt ist. Das ist so ein Gefühl, keine Ahnung. Aber es ist einfach da.«
    Ciranoush nickte nachdenklich. »Ja, genau wie bei mir. Komisch. Ich habe auch sofort gewusst, dass diese Madeleine Brissac eine Hexe ist.«
    Jerome stieß ein kurzes, heftiges Lachen aus. »Na toll. Dann dürfte sie also echt sein, wenn wir nicht beide spinnen. Und was darf ich daraus folgern? Dass sie mich demnächst tatsächlich holen wird natürlich.« Er spürte plötzlich ein heftiges Ziehen im Magen und eine nie gekannte Schwäche in den Beinen. Am liebsten hätte er sich auf der Stelle hingesetzt und einfach geschlafen. Aber das hätte niemandem wirklich geholfen.
    »Warum bloß will sie mich umbringen? Wer ist diese Frau überhaupt?«
    »Ich

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