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0929 - Engelsblut

0929 - Engelsblut

Titel: 0929 - Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erreichte den kleinen Hof, der menschenleer war. Die Fenster der Wohnung waren nur zur Hälfte zu sehen, denn diese Frau lebte wie in einem Keller.
    Er spürte den Druck des Messers und preßte die Lippen aufeinander. Er atmete nur durch die Nase ein. Über ihm stand die Sonne wie ein verschwommenes Glotzauge am Himmel. Durch seinen Kopf schossen zahlreiche Gedanken und Vermutungen. Er schuf Pläne, verwarf sie wieder, grübelt weiter und suchte nach einer Chance, die anderen überrumpeln zu können.
    Reinlegen wollte er sie…
    Das mußte klappen, wenn er cool blieb. Da er auf dieser glatten Hoffläche keinen Stein fand, blieb ihm nichts anderes übrig, als mit seinen eigenen Waffen den Plan in die Tat umzusetzen.
    Er zog sein Messer, duckte sich und blieb in dieser Haltung, als er sich dem Fenster näherte.
    Wie fest war die Scheibe? Konnte er sie einschlagen und in das Zimmer einsteigen?
    Er duckte sich noch tiefer und schaute durch das Fenster. Weder von der Frau noch von ihrem Besucher war etwas zu sehen. Sein Blick glitt durch einen leeren Raum.
    In seinem Magen tanzten Schmetterlinge, als er das Messer anhob und es gegen das Glas schlug.
    Nicht fest genug.
    Ein neuer Anlauf.
    Diesmal wickelte er ein Tuch um Griff und Klinge.
    Gates sah sein eigenes Gesicht in der Scheibe. Er bekam auch mit, wie es sich verzerrte, als er zuschlug. Diesmal viel härter.
    Die Scheibe zerbrach, und sein Gesicht zerbrach mit.
    Frei Bahn!
    Billy Gates lachte.
    Aber er zog sich zurück und kroch nicht in den Raum hinein. Er wollte abwarten, was geschah.
    Jedenfalls hatte er den ersten Teil seines Plans erfüllt…
    ***
    Wir hatten beide das Geräusch gehört und wußten Bescheid.
    Marcia wollte losrennen, doch ich hielt sie zurück. »Nein, nicht du! Das mache ich!«
    »Wie du willst.«
    »Wo kann es gewesen sein?«
    »In meinem Schlafraum.«
    »Der ist…?«
    Sie erklärte es mir und schaute auch zu, wie ich die Beretta hervorholte.
    Mit langen, aber schleichenden Schritten verließ ich den Raum. Der Flur war eng, aber nicht lang.
    Die Türen ließen sich nach innen öffnen, und einige von ihnen standen auch offen. Unter anderem auch die zum Schlafzimmer.
    Ich schob mich mit dem Rücken an der Wand entlang, ohne sie allerdings zu berühren. Ich wollte so wenig Geräusche wie möglich verursachen, erreichte die Schlafzimmertür und blieb neben ihr stehen.
    Marcia verhielt sich zum Glück ruhig. Hinter meinem Rücken war alles still geblieben.
    Und vor mir?
    Auch aus dem Schlafraum drang kein fremder Laut. Kein Atem oder Keuchen - nichts.
    Ich erinnerte mich daran, wie geschickt der Killer mit seinem Messer umgehen konnte; zur Sicherheit hatte ich ja noch die Beretta.
    Behutsam bewegte ich meinen Kopf nach vorn und lugte um die Ecke in den Raum hinein. Ich sah nicht viel. Er war verhältnismäßig klein, hier schlief ja nur eine Person. Ein Bett, ein Schrank, ein runder Tisch auf dem eine Glotze stand, ein Teppich und das helle Schimmern der Scherben darauf.
    Also war das Fenster eingeschlagen worden. Aber derjenige, der es getan hatte, befand sich nicht im Zimmer. Zumindest konnte ich ihn nicht sehen. Und viele Verstecke, wo er sich hätte verbergen können, entdeckte ich auch nicht.
    Im toten Winkel hinter der Tür?
    Ich stieß sie auf.
    Die Klinke schlug gegen die Wand, aber nicht vor einen Körper. Das Geräusch hätte sich anders angehört.
    Allmählich kam ich mir verarscht vor. Ich zählte innerlich bis drei, holte tief Luft, dann startete ich und huschte wie ein Irrwisch über die Schwelle.
    Nach zwei Schritten hechtete ich bereits halbhoch über den Boden hinweg. Zuvor hatte ich mir mein Ziel ausgesucht, das ich auch nicht verfehlte, denn ich krachte auf das Bett und blieb dort bäuchlings und wippend für einen Moment liegen, bevor ich mich drehte und in die Höhe schwang.
    Die Mündung meiner Beretta zielte ins Leere.
    Der Killer war nicht da.
    Er hatte nur die Scheibe eingeschlagen und sich ansonsten wieder zurückgezogen.
    Raffiniert, wirklich!
    Ich atmete tief aus, schwang die Beine vom Bett, zog sicherheitshalber die Schranktür auf, aber auch dort entdecke ich ihn nicht. Er hatte nur mit uns gespielt.
    Es brachte nichts, wenn ich versuchte, über den Grund nachzudenken. Die erste Runde war eingeläutet und beendet worden, die zweite würde folgen, das stand fest.
    Als ich das Zimmer wieder verließ, sah ich Marcia Morana im Flur stehen. Sie schaute in meine Richtung und mußte mit ansehen, wie ich die Schultern

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