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093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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Argwohn blitzte in Evans Augen auf, »tut es mir leid. Commander. Dann müssen wir die Polizei rufen.«
    Commander Egerton sah den Geschäftsführer wortlos an. Ein unnatürliches Lächeln kroch über seine Gesichtszüge, dabei war der Ausdruck seiner Augen von solcher Traurigkeit und Verzweiflung, daß ein seltsames Gefühl Evans Herz umklammerte.
    Ohne noch ein weiteres Wort zu wechseln, stapften sie zum Hotel hinauf. Leise untereinander tuschelnd folgten die anderen.
    »Hat er den Professor wirklich umgebracht?«
    »Der Commander ist verrückt geworden.«
    Niemand wußte so recht, was er von der Geschichte halten sollte.
    Mister Evans riß die große gläserne Eingangstür auf. Ein Stein fiel ihm vom Herzen.
    »Gott sei Dank!«
    Einsam und verloren in der großen, jetzt menschenleeren Halle saß Professor Hackert auf einem Sessel vor dem Kamin in der Nähe der Tür zum Speisesaal.
    Er blickte auf, zauderte und wandte seine Augen ab. Dann stand er wie gegen seinen Willen auf und trat auf die Gruppe der Eintretenden zu.
    »Neiiin«, stöhnte Commander Egerton auf. Sein Gesicht war ebenso bleich wie das des Professors. Er hob in einer vagen Geste die Hand, als wolle er einen unvermittelten Schlag abwehren. Dann brach er in ein Gelächter aus, das allen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Das unnatürliche Lachen brach mit einem schrillen Ton ab, und der alte Offizier sackte in sich zusammen.
    Glücklicherweise befand sich unter den meist älteren Gästen ein Arzt, Dr. Ashorn, ein kleines dürres Männchen.
    Der Arzt kniete neben Egerton, öffnete das Hemd und untersuchte ihn.
    »Was ist mit ihm, Doktor?« fragte Evans, als der Arzt sich aufrichtete und mit nachdenklichem Gesicht auf den schlaffen Körper und das bleiche Gesicht herabblickte.
    »Tja. Ich kann nichts weiter feststellen, eine Ohnmacht. Wir bringen ihn erst einmal in sein Bett und warten ab. Wenn es etwas Ernsthaftes ist, muß er morgen früh ins Hospital, dort hat man alle Mittel zur Verfügung. Ich hoffe aber...«
    »Ehm, verstehe«, antwortete der Geschäftsführer mit gepreßter Stimme. Er winkte ein paar Angestellte heran, die den Commander anhoben und die Treppe hinauf in sein Zimmer schleppten.
    Dr. Ashorn folgte ihnen.
    In der Halle brannten nur vereinzelte Lampen. Die Halbtür zur Bar stand offen. Ein paar der Gäste hatten sich in der Bar versammelt. Es waren vier Herren und drei Damen, die man alle schon aus Höflichkeit nicht mehr nach ihrem Alter fragen konnte. Man sprach über die Ereignisse des Abends.
    Professor Hackert hatte sich ohne weitere Erklärung mit der Entschuldigung, daß er Kopfschmerzen habe, zurückgezogen.
    So war man auf die eigenen Eindrücke und Vermutungen angewiesen.
    »Angenommen, der Commander hat es wirklich versucht...«, der Mann der die Worte mit Grabesstimme ausgesprochen hatte, sprach nicht weiter. Er begnügte sich damit, bedeutungsvoll in die Runde zu blicken.
    »Reden Sie keinen Unsinn. Commander Egerton ist ein Ehrenmann«, warf ein anderer Mann ein. Er trug einen dunklen Anzug und einen steifen, weißen Kragen, ein Geistlicher.
    »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich es so ausspreche, aber ich habe den Eindruck, daß Sie alle gern über einen richtigen Mord geredet hätten. Ich jedenfalls ziehe es vor, erst einmal Essen zu gehen. Ladys und Gentlemen, ich wünsche noch einen guten Abend.«
    Der Geistliche hatte sich während seiner Rede erhoben. Er verbeugte sich nach allen Seiten und verschwand.
    Nur für eine kurze Weile stockte die Unterhaltung, dann wurde das alte Thema wieder aufgegriffen.
    Hier passiert doch auch zu selten etwas Außergewöhnliches.
    ***
    Frank Connors und Henry Danforth, die gerade die Bar betraten, hatten von dem ganzen Vorfall nichts mitbekommen. Im warmen Schein der Lampe wirkte dieser Raum gemütlich. Hinter der kreisrunden Bar, um die kleine Tische gruppiert waren, hantierte ein Mixer mit zahlreichen bunten Flaschen.
    Frank und Henry schwangen sich auf die hohen Hocker und bestellten zwei Whisky pur.
    Außer ihnen waren nur ein paar Gäste in der Bar. Sie saßen an einem etwas größeren Tisch in der Ecke und unterhielten sich ziemlich laut. Anfangs hörten die beiden Freunde unfreiwillig, worum sich die erregte Diskussion drehte.
    Plötzlich spitzte Frank die Ohren.
    »Wie er da so hereinkam und behauptete, den Professor erwürgt zu haben, da standen mir die Haare zu Berge, das könnt- ihr mir glauben«, sagte jemand.
    »Mir wären sie in dem Moment auch hochgegangen, wenn ich

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