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093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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innen her zu leuchten.
    Das Licht, das keinen natürlichen Ursprung hatte, legte sich wie eine zweite Haut um den Dämonenring.
    Immer intensiver leuchtete der Stein, immer stärker wurden die Strahlen, breiteten sich aus und erreichten die Mauer der lebenden Toten.
    Der Angriff kam ins Stocken. Die zerfressenden Gesichter verzerrten sich zu unendlicher Qual. Aus den Mündern der Gestalten drang dumpfes Röcheln. Die Körper bäumten sich auf, versuchten gegen die Macht des Dämonenringes anzukämpfen.
    Ohne Erfolg.
    Die magischen Strahlen waren stärker. Langsam kippten die Gestalten zur Seite, fielen in eine magische Starre, aus der sie kaum jemand erlösen konnte.
    Doktor Ashorn wandte sich schaudernd ab. Seine langen, schmalen Finger zitterten.
    »Und — was ... was geschieht jetzt, Mister Connors?« fragte er heiser.
    »Ich weiß es nicht«, erwidert Frank. »Noch nicht.«
    ***
    Der gellende Schrei riß Lorna Danforth aus ihrem tiefen Schlaf. Erschreckt setzte sie sich auf. Hatte sie sich getäuscht? War dieser Schrei nur eine Einbildung gewesen, oder...?
    Lorna lauschte angestrengt. Sie wußte nicht wo sie war. Langsam begann es in ihr zu dämmern. Dies war ein Hotelzimmer.
    Lorna Danforth stand auf. Sie sah den Morgenrock über das Fußende des Bettes hängen. Automatisch warf sie ihn sich über.
    Auf Zehenspitzen schlich sie in Richtung Tür und lauschte.
    Der Schrei wiederholte sich nicht.
    Aber Lorna war jetzt sicher, daß er aus dem Nebenzimmer gekommen war.
    Die junge Frau war nervös. Aufgeregt huschte ihre Zungenspitze über die trockenen Lippen.
    Sollte sie wirklich nachsehen?
    Noch zögerte sie. Irgend etwas hielt sie zurück. Ein unbestimmtes Gefühl der Gefahr, der unsichtbaren Drohung ... Da fiel Lorna ihr Mann wieder ein. Wo war Henry? Weggewischt waren ihre Bedenken.
    Mit einem Ruck zog sie die Tür auf.
    Im ersten Moment konnte sie nichts erkennen, da das Zimmer nur von dem bläulich weißen Licht der flimmernden Mattscheibe erhellt wurde.
    Lorna machte einen Schritt in den Raum.
    Den zweiten — und ...
    Ihre Augen weiteten sich ungläubig. Das nackte Entsetzen sprang sie an.
    Direkt an der Tür die zum Gang führte, stand ihr Mann! Er hielt einen langen, schweren Gegenstand in seinen Fäusten.
    Und vor ihm, fast zwischen seinen gespreizten Beinen, lag ein junges Mädchen.
    Leblos, tot.
    Henry Danforth hatte sie erschlagen!
    ***
    »Henry, Henry, was hast du getan?« Wie eine Besessene schüttelte sie ihren Mann. Jetzt schien Henry sie zu bemerken. Lorna fing seinen leeren Blick auf, als er sich umwandte.
    Plötzlich überzog sein erhitztes Gesicht sich mit tödlicher Blässe.
    »Ich, — stotterte er — ich — ich habe sie...« Er wandte den Kopf und blickte auf das blutüberströmte Gesicht Kittys. Noch immer umkrampften seine Finger den Feuerhaken. Jetzt erst ließ er das Mordinstrument fallen.
    Es gab einen dumpfen Laut. Es klang irgendwie endgültig, hoffnungslos —.
    Lorna beugte sich über den Körper Kitty Collins.
    Kein Zweifel, das Mädchen war tot. Lornas Knie drohten einzusinken, sie tastete nach dem Sessel neben dem Tisch und setzte sich langsam.
    »Glaube mir um Himmels willen, Lorna, das wollte ich nicht.« Henry wagte nicht in ihre Augen zu blicken. Einen Augenblick fühlte er sich versucht, sich vor Lorna in die Knie zu werfen.
    In Lornas Hirn drehte es sich. Ein paar Herzschläge lang schloß sie die Augen.
    »Du ... hast ... einen Menschen er ... mordet«; murmelte sie leise.
    »Ich wollte den fürchterlichen Schädel —•, er kam aus dem Fernsehapparat und fiel sie an, den wollte ich treffen.« Henry Danforths Stimme schrillte.
    Lorna hörte Henrys Worte. Ihre Augen irrten über den Teppich zu dem Sessel in der Ecke am Lesetischchen. Sie sah das aufgeklappte Buch, alles blau beleuchtet von dem immer noch flimmernden Fernsehschirm.
    Aus ihrem Unterbewußtsein schälte sich eine schreckliche Erinnerung. Unwillkürlich fuhr ihre linke Hand zum Herzen.
    »Henry, ich, — ich glaube dir«, murmelte sie tonlos. Ihre blauen Augen wanderten gequält von der Leiche Kittys zu ihrem Mann.
    »Komm Lorna, wir müssen hier heraus«, stieß Henry Danforth heiser hervor.
    Die Frau nickte. »Ich zieh mich nur schnell an.« Noch immer rollten Tränen über ihre Wangen.
    Sie verschwand im Schlafzimmer. So schnell hatte sie sich noch nie angekleidet. Es konnte noch keine Minute vergangen sein, als sie wieder im Wohnzimmer auftauchte.
    Der Leichnam Kitty Collins versperrte ihnen den Weg.

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