093 - Das Hotel der lebenden Leichen
das Hotel Sea View. Ein klägliches Häuflein.
Frank Connors, der die Leiche Kitty Collins in einen Sessel gesetzt hatte, kam als letzter.
Stumm schritt die kleine Schar vorwärts. Ihre Schritte knirschten auf dem Kies.
»Steigt ein, fahrt los und alarmiert die Polizei«, sagte Frank Connors leise.
»Und du?« Henry Danforth sah ihn überrascht an. »Du willst doch nicht etwa hierbleiben?«
»Ja!«
»Verdammt nochmal«, fluchte Henry im unterdrückten Ton. »Bist du denn übergeschnappt.«
»Ich bleibe hier.« Franks Stimme klang hart.
»Los, steig ein.«
Henry Danforth fuhr sich mit dem Finger zwischen Hemdkragen und Hals. Er suchte krampfhaft nach Worten, den Freund zu überreden.
Lorna erkannte in Franks Gesicht die Zwecklosigkeit aller Überredungsversuche.
»Hilf mir bitte«, Lorna zupfte Henry am Ärmel.
Plötzlich fiel es Lorna Danforth siedendheiß ein, daß sie etwas wußte, was Frank unbedingt interessieren würde.
Sie kurbelte die Seitenscheibe herunter.
»Frank, ich muß dir noch etwas erzählen.« Lorna berichtete so gut sie konnte ihr Erlebnis mit John Mallory, und das was er ihr erzählt hatte.
»Könnte dir das etwas helfen?« schloß sie.
»Allerdings«, sagte Frank zögernd. »War vielleicht noch etwas? Denk mal scharf nach.«
Lorna fuhr sich mit der Hand über die Augen.
»Nein! — Halt! t- warte mal. Er sagte da noch etwas Komisches. Solange ich meinen Kopf auf den Schultern habe, kann ich nicht sterben, oder so ähnlich.«
Frank Connors lächelte.
»Danke Lorna. Das könnte mir wirklich helfen.« Er gab dem am Steuer sitzenden Henry ein Zeichen.
In einem großen Bogen zog der Wagen über den Parkplatz zur Straße hinab.
***
Frank Connors atmete einmal tief durch.
Er wandte sich um.
Drohend ragten die Mauern des Sea View in den grauschwarzen Nachthimmel.
Langsam ging Frank Connors zum Haus zurück.
Wenigstens diese vier waren in Sicherheit. Mechanisch setzte. Frank einen Fuß vor den anderen. Er wußte, daß er nicht das ganze Haus absuchen mußte. Der dämonische Massenmörder würde sich ihm zeigen, um ihn zu töten.
Frank blieb in der Mitte der Halle stehen.
Wenige Schritte vor ihm lagen die erstarrten Untoten. Von hier aus waren ihre scheußlichen Gesichter nicht zu sehen.
Oben, am Treppengeländer schwankten die beiden Dicken sachte an ihren Stricken hin und her.
In dem Sessel direkt neben Frank, saß Kitty Collins. Die blonden Haare hingen der Toten wirr ins Gesicht, ein Reflex des Lichtscheins der Wandlampe traf klagend ihre starren Augen.
Frank Connors zuckte zusammen.
Eine der starren Gestalten vor ihm begann sich zu regen. Langsam, fast zeitlupenhaft stand der Mann auf. Er hatte das Gesicht, das Frank in dieser Nacht schon einmal gesehen hatte und das er nie mehr vergessen würde.
»Du sollst wissen, wer deinem Leben ein Ende setzte.
Ich heiße John Mallory!«
Wie Tropfen fielen die Worte in den Raum.
Ein paar Herzschläge lang, die eine Ewigkeit zu dauern schienen, starrten sich die beiden Männer an. John Mallory, das Ungeheuer in Menschengestalt, der im Namen des Satans die schrecklichen Verbrechen begangen hatte, und Frank Connors, der als Kämpfer gegen das Böse auf Abrechnung brannte.
Aus dunklen Höhlenschächten bohrten sich die Augen Mallorys in Franks Gesicht.
»Du wolltest meine Pläne durchkreuzen, und du hast schon einiges erreicht, aber das ist jetzt vorbei.« Die Stimme des Unheimlichen klang verhalten, aber sie wirkte in ihrer Monotonie bedrohlich.
Frank Connors Sinne und Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er mußte handeln, schnell handeln.
Mit einem Satz hechtete er nach vorn. Seine Faust hieb ins Leere. Von der Wucht seines eigenen Angriffs wurde Frank nach vorn getragen. Er fiel mitten in die erstarrten Untoten.
Frank rollte sich um. die eigene Achse, und war blitzschnell wieder auf den Beinen.
Er erstarrte.
Sein Atem stockte.
Alles in Frank Connors sträubte sich gegen die Tatsache, daß dieser Augenblick Wirklichkeit und kein Alptraum war.
Der Oberkörper John Mallorys hatte sich fünfgeteilt. Die fünf armdicken Körper hatten alle einen eigenen Kopf. Sie wallten und wanden sich halb zur Seite herunterhängend hin und her.
Frank Connors schluckte. Das, was da auf ihn zukam, sah aus wie eine lebende Peitsche.
Schritt für Schritt wich er zurück. Er mußte den zugreifenden Mäulern entkommen, die sich auf den schlangenartigen Körpern bewegten.
Mit einer fast unglaublichen Behendigkeit folgte ihm das teuflische
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