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093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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erschrocken.
    Frank sah den kleinen Arzt forschend an. Aber er gab ihm erst seine Bewegungsfreiheit wieder, nachdem er ihm sekundenlang den Ring in den Nacken gepreßt hatte.
    »Entschuldigen Sie, Doktor«, murmelte er. Seine Fäuste ballten und öffneten sich krampfhaft.
    Der Arzt warf einen besorgten Blick in Frank Connors Gesicht.
    »Ich fürchte ernsthaft...«
    »Daß ich verrückt bin«, vollendete Frank seinen Satz. »Sie fürchten, daß ich verrückt bin«, wiederholte er mit der gleichen, bitteren Verzweiflung. Sein Blick fiel auf den am Boden liegenden Mann. Das Gesicht des Commanders war starr und totenbleich.
    »Er ist ohnmächtig«, erklärte Doktor Ashorn leise.
    Mit einem Poltern machten sich die beiden, am Treppengeländer zappelnden Brüder bemerkbar.
    »Aber die zwei dort oben, die sind tot«, knirschte Frank.
    Doktor Ashorn starrte jetzt auch auf die beiden überdimensionalen Hampelmänner. Er verstand nicht mehr, was um ihn herum vorging.
    »Sagen Sie mir um Gottes willen, wie das möglich ist, sie bewegen sich doch.« Doktor Ashorns Stimme klang gequält.
    »Passen Sie auf, Doktor.«
    Frank Connors machte einen Schritt vorwärts. Dicht vor seinen Augen fuhren ein paar Schuhe mit dicken Kreppsohlen hin und her. Er packte einen der Schuhe mit der linken Hand, konnte ihn aber nicht halten. Frank mußte die rechte Hand zur Hilfe nehmen. Seine Schulter schmerzte, aber er erreichte sein Ziel. Franks linke Hand fuhr in das Hosenbein. Der Handrücken mit dem Dämonenring berührte die kalte Wade. Nach ein paar zuckenden Bewegungen hing Walther Webbs still und regungslos an seinem Strick.
    Plump, schwer und regungslos hingen jetzt die beiden Brüder Webbs in die Halle hinab.
    Frank Connors wandte sich wieder zu Doktor Ashorn um. Zwischen ihnen wuchs ächzend die Gestalt Commander Egertons in die Höhe. Er sah noch kalkig aus und sein Haar hing ihm wirr ins Gesicht.
    Der Doktor nahm ihn am Arm.
    »Commander, wie fühlen Sie sich?« fragte er besorgt.
    »Aah, da ist ja auch Mister Connors.« Egerton versuchte zu lächeln, doch es langte nur zu einer kläglichen Grimasse.
    »Ich war wohl schon wieder weggetreten«, murmelte er schwach.
    Frank Connors spürte, daß er keine Zeit mehr verlieren durfte.
    »Hören Sie zu meine Herren.« Er erklärte den beiden mit knappen Worten, daß seiner Meinung nach ein teuflischer Dämon hier im Hotel steckte.
    »Wir müssen sofort aus dem Haus. Am besten ist es, wenn wir zusammenbleiben. Wir gehen jetzt gemeinsam nach oben und holen Henry, Lorna und Kitty Collins«, schloß der Reporter.
    Doktor Ashorn und der Commander hatten erstaunlich ruhig und gefaßt, wie es ihm schien, zugehört.
    Der Arzt nickte. Danforth werden wir tragen müssen«, sagte er sachlich. Er wandte sich um und stieß einen leisen, erschrockenen Schrei aus.
    Frank und der Commander fuhren herum. Aus dem Dunkel der Halle, dort, wo es am schwärzesten war, schälten sich anfangs kaum sichtbar, dann immer deutlicher werdend, die Umrisse von vielen Gestalten. Sie kamen immer näher. Gleichzeitig schwoll das alptraumhafte Wimmern und Stöhnen zu einem wahren Orkan an.
    »Schnell, zur Treppe«, gellte Frank Connors Stimme. Er wollte vorwärtsstürmen, aber der Weg zur Treppe war schon versperrt.
    Versperrt durch Männer und Frauen die schrecklich verändert aussahen. In ihren wie Von einer Seuche zerfressenen Gesichtern fehlten die Nasen, und die ebenfalls fehlenden Lippen s gaben die schimmernden Gebisse frei. Die monsterhaften Köpfe hatten alle spitz nach oben zulaufende Ohrmuscheln.
    Ein Mann, den Frank nur noch an der Kleidung als den Hotelleiter Evans erkannte, war der erste.
    Zischend raste das Messer durch die Luft...
    ***
    Das Gewitter war abgeklungen, und das Prasseln des Regens gegen die Fenster war in ein leises Rauschen übergegangen.
    Henry Danforth ging nervös und gehetzt im Zimmer auf und ab. Trotz aller Mühe gelang es ihm nicht, die ganze schreckliche Geschichte zu verstehen. Auch der bruchstückhafte Bericht, den Kitty Collins ihm von dem Kampf in Franks Appartement gegeben hatte, sagte ihm nicht allzuviel.
    Kitty saß regungslos, die Hände über den Schoß gefaltet, in einem Sessel. Sie hatte gerade noch einmal nach Lorna Danforth geschaut, die nebenan in tiefem Schlaf lag.
    Das Mädchen hält sich wunderbar, dachte Henry. Welche andere Frau hätte mit derselben Beherrschung diese Situation ertragen?
    Der Schauspieler nahm, — erst halb im Unterbewußtsein, ein leises Geräusch wahr.

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