0930 - Angriff der DYNASTIE
leckte ihre Zunge den roten Saft, doch dann verzog die ERHABENE angewidert das Gesicht.
»Wie kann man sich davon nur ernähren? Das habe ich noch nie verstanden. Doch das ist nebensächlich.«
Langsam verschob sie den Verschluss des Deckels so, dass sie die gläserne Abdeckung entfernen konnte, unter der sich der Vampir befand.
»Dir schmeckt der Saft offensichtlich.« Mit einer Hand griff sie die Kanüle, die Starless das Blut zuführte. »Doch du wirst es jetzt nicht mehr brauchen!« Ein einziger Ruck riss die Hohlnadel aus dem Körper des Vampirs. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis sein Dasein beendet war.
Doch das reichte Nazarena Nerukkar nicht aus.
Sie stand auf und ging zu einer der Regalwände. Mit sicherer Hand griff sie zu einem Dolch, dessen Klinge aus einem Material bestand, das sich offenbar niemals abnutzte. Laut Analyse war er mehr als 200.000 Jahre alt und stammte von einer Welt, die seit fast der Hälfte dieses Zeitraums von der DYNASTIE besetzt war. Nazarena war fasziniert von dieser so unscheinbar wirkenden Waffe. Nie zuvor hatte sie eine so scharfe Klinge gesehen. Das beste Skalpell aus der Produktion der DYNASTIE war dagegen ein stumpfes Stück Stahl.
Sie wog den Dolch auf der offenen Handfläche ab. Er war perfekt - und konnte in der richtigen Hand zu erstaunlichen Dingen fähig werden. Nerukkar wandte sich zu Starless, der wie tot in seinem Glassarg lag; nur ab und an zuckte eine Hand, ein Bein. Ein deutliches Zeichen, dass es mit ihm zu Ende ging. Doch die ERHABENE war sich sicher, dass er noch fähig war, Schmerzen zu spüren - große Schmerzen!
»Ich habe als Kind immer sehr gerne Tiere seziert, weißt du?« Ein böses Lachen drängte sich über ihre Lippen. »Und wir Kinder hatten damals so ein Spiel. Wer ein Tier besonders fein und ordentlich häuten konnte, der hatte gewonnen. Weißt du, ich habe schon damals immer gewonnen. Immer…«
Nerukkar bückte sich und hob Starless' rechten Arm in die Höhe. Mit einem schnellen Schnitt löste sie den Ärmel der verschmutzten Kombination, die der Vampir trug. Achtlos warf sie das Stück Stoff zur Seite.
»Mal sehen, ob ich etwas verlernt habe. Aber ich denke nicht.«
Mit sicherer Hand führte sie die Klinge über Starless' Arm. Es war ein durchgängiger Schnitt. Ein perfekter dazu, denn er löste die Haut des Vampirs von seinem Handgelenk bis beinahe zur Schulter. Der geschundene Körper Bibleblacks zuckte unkontrolliert auf. Erneut setzte die ERHABENE die Klinge an, erneut entfernte sie zwei Finger breit und armlang die Haut. Ein Stöhnen kam über Starless' Lippen.
Nazarena Nerukkar lächelte zufrieden.
Aber ja… er fühlte die Schmerzen.
So sollte es sein…
***
Das Schott, das Professor Zamorra passieren sollte, um das Gebäude zu verlassen, schloss sich vor ihm. Die schrillenden Alarmsirenen schmerzten in seinen Ohren, doch der Parapsychologe war froh, sie zu hören. Denn es konnte ja nur bedeuten, dass Laertes es geschafft hatte, eine Revolte anzuzetteln.
Zum einen konnte das nur hilfreich sein, wenn die Besatzung der Anstalt sich um die Entflohenen kümmern musste, zum anderen hasste Zamorra den Gedanken, dass Wesen, die für die Freiheit ihrer Welt gekämpft hatten, hier wie Tiere eingepfercht wurden.
Vielleicht hatte Laertes ja Ewig und Morano schon gefunden?
Die Men in Black , die eben noch peinlichst darauf geachtet hatten, dass Zamorra die Anlage schnell verließ, wandten sich ab. Sie wurden jetzt an anderer Stelle gebraucht. Einzig der Gamma war hin und her gerissen. Er wollte den Befehl der ERHABENEN befolgen.
»Nun los, verschwinde. Alle Schotten der Anlage schließlich sich. Mach, dass du fortkommst.«
Zamorra hatte irgendwie Mitleid mit diesem Mann, der sich hier offensichtlich falsch besetzt fühlte. Der Professor konnte regelrecht spüren, wie gerne der Gamma jetzt viele Lichtjahre entfernt gewesen wäre.
Langsam trat Zamorra auf den Mann zu.
»Genau das war ja beabsichtigt. Und nun verrate mir, wo ich die Gefangenen finden kann, die vor wenigen Tagen von der ERHABENEN an dich übergeben wurden. Zwei Männer - der eine schmal, der andere mit breitem Kreuz. Vermutlich waren beide ohne Besinnung. Also?«
Der Gamma griff zu seinem Blaster, doch Zamorra war viel schneller als er. Die Ohrfeige war schallend und verfehlte ihre Wirkung nicht. Ohne Gegenwehr ließ sich Cabo Titolk die Waffe abnehmen. Nach Hilfe suchend blickte er sich um, doch es war kein einziger Men in Black mehr in der
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