Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
fuhr Krychnak herum und starrte ihr aus seinen überwachsenen Augenhöhlen direkt ins Gesicht.
    »Du!«, knurrte er.
    Er holte mit der Hand aus, vermutlich um Anka mit dem weißen Feuer zu beschießen, wie schon vor einigen Monaten. Sie glaubte heute noch, die Schmerzen des nachwachsenden Arms zu spüren.
    Anka zuckte zurück. Sie ließ die Fensterumrahmung los und rutschte mit den nackten Füßen auf dem feuchten Gras aus. Sie blinzelte, und noch bevor ihr Körper den Boden berühren konnte, war sie…
     
    ... voller Schmerzen. Wenn doch nur diese elenden Schmerzen nicht wären. Rhett fühlte sich, als stächen Tausende von Bienen auf ihn ein. Sein körperloses Bewusstsein schwoll unter dem Gift auf, zerplatzte und wurde durch den Strom der Zeit getrieben. Die Qual blieb.
    In jedem einzelnen Fragment seines Geistes. Sie blieb auch noch, als…
     
    ... Anka die fürchterlichen Schreie hörte. Sie kamen vom Llewellyn-Haus. Das Mädchen ließ die Eimer fallen, und die Milch, die sie vom alten Joseph auf der anderen Seite des Dorfs geholt hatte, ergoss sich auf den Weg aus gestampftem Lehm.
    War Krychnak wieder hier?
    Nach seinem überraschenden Besuch vor fast vier Monaten hatte sich Anka wochenlang im Wald versteckt. Ihre Angst, der Dämon könne zurückkommen, hatte sie überwältigt. Sie hatte versagt! War sie tatsächlich der Meinung gewesen, helfen zu können? Sie? Gegen einen mächtigen Dämon? Ohne den Hauch eines Plans? Wie dumm von ihr!
    In diesen Phasen triumphierte Anne über ihre Schwester! Sie verspottete Kathryne, lachte sie aus. »Ich habe es dir gleich gesagt«, war ein Satz, den sich Kathryne mehrmals täglich anhören musste. Doch zugleich sorgte Anne auch für ihr leibliches Wohl. Manchmal streifte sie stundenlang durch den Wald und kam mit blutverschmierten Händen und einem toten Kaninchen oder gar einem Reh zurück. Wie Anne die Tiere gefangen hatte, wollte Kathryne gar nicht wissen.
    Bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen und erwartete, die augenlose Fratze des Dämons zwischen den Bäumen auftauchen zu sehen. Doch er kam nicht!
    Nach und nach beruhigte sie sich. Hatte sie tatsächlich versagt? Immerhin war der ungeborene Erbfolger noch am Leben! Gut, der Dämon hatte im Mutterleib einen Zwilling erschaffen, aber noch hatte er den wirklichen Sohn der Llewellyns nicht getötet!
    Schließlich meldete sich auch Ankas Gewissen zu Wort. Wie hatte sie Hobart und Gwyneth nur einfach verlassen können? Fortlaufen, ohne ihnen etwas zu sagen? Wollte sie Gwyneth nicht eigentlich Aufregung ersparen?
    Also kehrte sie ins Dorf zurück - und erzählte Hobart und seiner Frau alles! Nun ja, zumindest fast alles. Sie berichtete von Krychnak, seinem Experiment mit ihr und dass er Gwyneths Säugling nach der Geburt töten wollte. Dass Anka aus zwei Mädchen bestand, weil der Dämon einen Zwilling eines Mädchens erschaffen hatte, und dass er das Gleiche auch mit Gwyneths ungeborenem Sohn getan hatte, verschwieg sie, denn offenbar konnte sich die Gemahlin des Erbfolgers an nichts aus jener Nacht erinnern.
    Zu Ankas Erstaunen glaubten ihr die Llewellyns sofort jedes Wort. Hobart schwor, den Dämon von seiner Frau fernzuhalten! Er hatte die Jahrtausende überstanden, hatte Angriffen der Hölle getrotzt, er würde auch an Krychnak nicht scheitern.
    Doch einige Tage später schlug das Schicksal in Form eines Pferdes im wahrsten Sinne des Wortes hart und erbarmungslos zu und vereitelte sämtliche Pläne. Ein durchgehender Gaul traf Hobart mit dem Huf am Kopf! Der Erbfolger hatte keine Chance auszuweichen. Seitdem lag er in einem tiefen, todesähnlichen Schlaf, aus dem er voraussichtlich nie wieder erwachen würde. Der Heiler des Dorfes behauptete, ein normaler Mensch wäre längst an den Verletzungen gestorben. Doch Hobarts Seele klammerte sich an seinen Körper und entließ ihn nicht aus dem Leben. Nicht solange Logan noch nicht geboren war und ihr eine neue Heimat bieten konnte.
    Es war schlimm, dass Hobart die Niederkunft seiner Frau nicht miterleben durfte. Noch schlimmer aber war, dass somit die Llewellyn-Magie zum Schutz nicht mehr zur Verfügung stand. Ein anderer Plan musste her! Und zwar schnell!
    Anka fand im Haushalt der Llewellyns einen silbernen Dolch. Jeden Tag verbrachte sie einige Stunden damit, etwas ihrer Magie in die Waffe fließen zu lassen. Ob das gegen Krychnak reichen würde, war mehr als zweifelhaft! Aber etwas anderes fiel ihr nicht ein!
    Und so verging Minute um Minute, Stunde um Stunde. Doch

Weitere Kostenlose Bücher