Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
der Dämon kam nicht!
    Bis jetzt! Ausgerechnet heute hatte Gwyneth sie zum alten Joseph geschickt, um Milch zu holen.
    Die Schreie aus dem Llewellyn-Haus hielten noch immer an. Mit fliegenden Schritten hetzte Anka vorwärts, kümmerte sich nicht um die Eimer, die über den Weg rollten, nicht um die Dörfler, die ihr mit großen Augen nachsahen, nicht um Annes Stimme, die in ihrem Inneren anschwoll und verlangte, gehört zu werden.
    Sie erreichte das Fenster, sprang daran hoch, hielt sich fest, sah in die Stube - und war erleichtert.
    Zwar war es Gwyneth, die schrie, aber nicht, weil Krychnak gekommen war, ihr etwas anzutun, sondern weil sie zwei Kinder gebar! Das erste lag bereits in den Armen eines jungen Mädchens, das der Hebamme zur Hand ging. Das zweite holte die dünne Geburtshelferin mit den blonden Locken gerade auf die Welt, wo es gleich darauf seinen ersten Schrei von sich gab.
    Anka strahlte übers ganze Gesicht. Natürlich ärgerte sie sich ein wenig, dass der alte Joseph sie so lange aufgehalten hatte, dass sie zu spät gekommen war. Aber was zählte das schon gegen die Tatsache, dass alles gut gegangen war? Dass Krychnak offenbar von seinem Plan abgelassen hatte und…
    Mit einem reißenden Geräusch klaffte ein Loch in der Wirklichkeit auf und der augenlose Dämon trat in die Stube!
    »Nun ist es also so weit!« Sein anschließendes Lachen klang abscheulich.
    Nein! Das darf nicht sein!
    Anka ließ sich fallen. Sie musste Gwyneth helfen. Und wenn es das Letzte war, was sie tat!
    Sie konnte gerade einen Schritt machen, da durchzuckte ein Kribbeln und Stechen erst die Fingerspitzen und dann ihren ganzen Körper.
    Oh nein! Nicht jetzt!
    Sie fühlte, wie es in ihr aufstieg, herausdrängte, nach Freiheit lechzte. Für einen Moment sah und hörte sie doppelt. Zwei identische Bilder der Welt, die nicht ganz deckungsgleich übereinander lagen. In der nächsten Sekunde raste ein scharfer Schmerz durch ihren Körper und gleich darauf war die Empfindung der doppelten Wahrnehmung verschwunden. Wie auch das Kribbeln.
    Anka existierte nicht mehr. Nun gab es nur noch Anne und Kathryne.
    »Wir werden da nicht hingehen!«, sagte Anne.
    Aus dem Inneren des Hauses ertönten grelle Schreie.
    »Wir müssen!«, erwiderte Kathryne. »Krychnak darf nicht siegen. Wir müssen ihn aufhalten.«
    Anne schüttelte energisch den Kopf. »Ich werde nicht mitgehen. Wenn du willst, dann geh alleine.«
    »Alleine bin ich zu schwach. Nur zusammen verfügen wir über ausreichend Kraft! Bitte, Anne!«
    »Nein! Auch zusammen können wir nichts ausrichten.«
    Krychnaks triumphierende Stimme erklang. »Du sollst mein Werkzeug sein! Du, mein Aktanur!«
    »Tut mir leid. Von mir aus kann der Erbfolger verrecken. Ich verschwinde!« Mit diesen Worten drehte sich Anne um und machte drei Schritte vom Haus weg.
    Weiter ließ Kathryne sie nicht kommen. »O nein! So nicht, meine liebe Schwester!« Sie bückte sich, ergriff einen schweren, faustgroßen Stein und warf sich auf Anne. Ein einziger Schlag reichte aus, ihr den Schädel zu brechen und zumindest das Bewusstsein zu rauben. Vielleicht hatte sie sie auch getötet.
    Kathryne wusste, dass sie für die Heilung wieder mit mörderischen Schmerzen würde bezahlen müssen, aber das war es ihr wert. Sie warf sich auf die regungslose Anne und verschmolz im nächsten Augenblick mit ihr zu einem einzigen Körper.
    Anka sprang auf und rannte zum Hauseingang. Sie hatte gerade einen Schritt in die Stube gesetzt, da wusste sie, dass sie zu spät gekommen war. Anne hatte sie zu lange aufgehalten.
    Die Hebamme und ihre Helferin lagen tot auf dem Boden, wie von einer wütenden Bestie zerfetzt.
    Krychnak stand mit dem Rücken zu Anka. Einen der Säuglinge hatte er sich achtlos unter den Arm geklemmt, den anderen legte er auf Gwyneths Brust. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen vom Weinen geschwollen. Aber sie lebte! Genauso wie der junge Erbfolger !
    Gerade als der Augenlose das Kind ablegte, griff Gwyneth nach dem silbernen Dolch, den sie unter ihrem Kissen bewahrte. Anka sah die Klinge nach oben fahren, dann hörte sie den Dämon bestialisch schreien. Sie konnte nicht erkennen, was geschehen war, aber offenbar hatte Logans Mutter getroffen.
    »Du Miststück!«, keifte Krychnak. Seine Aussprache klang feucht und geifernd.
    Mit der Klaue fegte er Gwyneth den Dolch aus der Hand, der auf den Boden schepperte und in einer unerreichbaren Ecke des Raums verschwand.
    »Dafür sollte ich dich töten! Aber noch brauche ich

Weitere Kostenlose Bücher