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0932 - Grausame Zeit

0932 - Grausame Zeit

Titel: 0932 - Grausame Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine düstere Wolke sah er die Gefahr über sich liegen…
    ***
    Anton Cichon fühlte sich wie jemand, der kopfüber in eine Falle geraten war. Obwohl ihm äußerlich nichts passiert war, spürte er doch den Druck der Angst, der sich immer mehr verstärkte. Er kam sich vor wie jemand, der hinters Licht geführt worden war. Dieser Buzea war eine Bestie.
    Okay, Cichon selbst war auch kein Chorknabe und sogar stolz auf seinen Kampfnamen Henker, aber mit Buzea wollte er sich doch nicht vergleichen, denn der ging über, Leichen, wenn es sein mußte.
    Cichon dachte an seine Frau. Allein im Haus. Ein ideales Opfer. Er ärgerte sich jetzt, kein Handy zu haben, dann hätte er sie anrufen können. An einer Zelle anhalten wollte er nicht, das hätte ihn wieder wertvolle Zeit gekostet.
    Also fuhr er weiter.
    Und er fuhr schnell durch die dünnen Sprühschleier. Sein Renault Laguna lag gut auf der Straße, die leuchtenden Scheinwerfer verwandelten den Regen manchmal in ein goldenes Flair, als würde aus den Wolken kein Wasser fallen, sondern feiner, wertvoller Goldstaub. Er hockte angespannt hinter dem Lenkrad, und jede Ampel kam ihm vor wie eine weitere Folter. Er haßte das Rot der Ampel, das ihn zu einem Stopp zwang. Er fühlte sich aufgewühlt, und seine Gedanken beschäftigten sich mit den schlimmsten Vorstellungen.
    Gerda war zwar eine kräftige Frau, die sich durchaus wehren konnte, aber gegen einen Typen wie Buzea hatte sie nicht den Hauch einer Chance. Das wußte Cichon sehr genau. Er hatte den Mann schließlich mehr als acht Jahre beobachten können.
    Die Welt verschwamm im Regen. Der Fahrer sah Schatten, wo es sonst keine gab. Der Himmel drückte, als wollte er dicke, unförmige Bleiplatten auf den Boden pressen.
    Je näher Cichon seinem Ziel kam, um so schlimmer wurde es innerlich mit ihm. Die Aufregung durchpeitschte seinen Körper. Das Blut schien an Temperatur gewonnen zu haben. Er schwitzte stark, ließ das Fenster an seiner Seite nach unten gleiten und merkte, wie die Feuchtigkeit vor seinem Gesicht herwischte.
    Obwohl er sich auf die Straße konzentrierte, entstanden immer wieder die schrecklichen Bilder, deren Umgebung einzig und allein sein Haus war.
    Er sah Gerda, er sah Buzea, wie er sie folterte, wie er ihr Gewalt antat, und der Henker stöhnte auf. Er konnte das Zittern einfach nicht unterdrücken, für ihn war die nahe Zukunft ein verdammt böses Omen.
    Er verfluchte seinen Job, er verfluchte die Gefangenen, er verfluchte sich selbst.
    Seine Spannung nahm noch zu, als er in die Nähe seines Wohnortes geriet und durch die stillen Straßen rollte. Er fuhr jetzt langsamer und lauschte dem Schmatzen der Reifen auf dem nassen Belag.
    Gedanken wollten sich ihm wieder aufdrängen, aber er hielt voll dagegen. Nur nicht verrückt machen lassen! lautete seine Devise.
    Auf der Straße war kaum ein Mensch zu sehen. Und wenn, dann unter den Schutzdächern aufgespannter Regenschirme.
    Sein Haus lag auf der rechten Seite. Er würde den Wagen nicht bis zur Garage fahren, sondern am Straßenrand abstellen und den Rest der Strecke zu Fuß zurücklegen.
    Der Laguna rollte rechts ran. Der Henker bremste. Er löschte das Licht der Scheinwerfer, löste den Sicherheitsgurt, machte alles so wie immer, und trotzdem war es ihm fremd geworden. Der Druck ließ sich einfach nicht vermeiden.
    Dann stieg er aus - in den Regen. Eine Schußwaffe trug er nicht bei sich, aber er hatte sich mit einem Hartgummiknüppel bewaffnet. Damit konnte er perfekt umgehen, einige renitente Gefangene konnten ein Lied davon singen.
    In seiner Nähe stand auch ein anderer Wagen. Es war ein BMW der 3er Serie. Er ging an ihm vorbei, schaute nicht hinein, sondern hielt seinen Blick nach rechts gerichtet, denn dort befand sich sein Haus. Etwas versteckt, hinter den Büschen des Vorgartens, die im Sommer ein dichtes Kleid zeigten.
    Am Rande des Grundstücks blieb er stehen. Seine Furcht verlor sich nicht, denn er hatte erkannt, daß im Haus kein Licht brannte. Da schimmerte kein Schein durch die Lücken, aber Gerda war nicht weggefahren, denn er sah noch ihren Wagen.
    Das Haus war so still, so schrecklich still. Es war sicherlich nicht anders als sonst, aber es kam ihm anders vor. In dieser Lage sah er das normale eben mit anderen Augen.
    Für den Henker war es eine grausame Zeit. Er schlich auf sein Haus zu.
    An der rechten Seite spürte er das Gewicht des Hartgummiknüppels. Er war in seiner Uniform losgefahren und hatte sich nicht erst großartig umgezogen.

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