0936 - Belials Abrechnung
Kühlschrank, die Eier fanden ihren Platz in einem Drahtkorb; blieb nur noch der Wein.
Sie nahm zwei Flaschen und stellte sie vor das Fenster und auch vor die innere Fensterbank, auf der einige Topfblumen standen, die ein ziemlich trauriges Dasein fristeten und nach Wasser lechzten.
Das schlechte Gewissen war bald wieder beruhigt, als Glenda die Pflanzen begossen hatte.
Sie stellte das leere Gefäß zur Seite, und plötzlich kam ihr der Tag ganz anders vor. Lang, zu lang.
Sie stand vor einer Mauer. Die Stunden, die vor ihr lagen, hatten sich zu dieser Wand aufgebaut, die sie kaum durchbrechen konnte.
Der Tag lag noch vor ihr. Er würde lang werden, verflixt lang sogar. Und es war nicht sicher, ob John auch kam. Sie überlegte, wie sie die Zeit überbrücken konnte, ohne zu sehr in müde Gedanken zu verfallen. Okay, sie konnte die Wohnung putzen, aber das war noch nicht nötig. Außerdem haßte sie die Putzerei.
Sich vor die Glotze hängen oder versuchen, ein, zwei Stunden zu schlafen?
Wäre auch eine Möglichkeit gewesen. Ebenso wie lesen und dabei Musik hören, die Beine hochlegen, sich entspannen, durch das Fenster schauen und den treibenden Wolken am Himmel zusehen.
Wunderbar wäre es gewesen, aber da gab es ein Hindernis. Und zwar nicht direkt unzufrieden, sie war eher nervös und unruhig. Ihre Psyche hatte noch längst nicht das Gleichgewicht erreicht.
Irgendwie mußte sie die Zeit ja herumkriegen. Für Shopping oder nur einfach in die Schaufenster gucken, fehlte ihr einfach der Nerv. Der Trubel in der City würde sie nur nervöser machen. Es war doch am besten, wenn sie im Haus blieb, trotz der Unzulänglichkeiten, gegen die sie anzukämpfen hatte.
Glenda verließ die Küche. Das Radio stellte sie nicht ab. Sie brauchte diese Musikkulisse. Wenn sie das hörte, kam sie sich nicht so allein vor.
Der Flur war nicht lang. Mit drei Schritten stand sie vor der spaltbreit offenen Wohnzimmertür.
Glenda hätte nur den Arm auszustrecken brauchen, um die Tür zu öffnen, aber diese eine Bewegung brachte sie einfach nicht fertig.
Weshalb nur?
Glenda wartete ab, den Arm etwas nach vorn geschoben, die Finger gespreizt, das Holz der Tür dicht vor Augen, aber das Hindernis war nicht die Tür an sich, sondern etwas anderes.
Wenn sie gefragt worden wäre, sie hätte es nicht sagen können, was sie nun störte. Es war auch nicht die Gegenwart eines Feindes, schließlich stand sie allein. Es war etwas anderes, mit dem sie nicht zurechtkam, das sie aber unbedingt herausfinden wollte.
Glenda runzelte die Stirn.
Sie schnupperte.
Das hatte sie nicht gewollt, sie war nur einem Automatismus gefolgt, aber genau dieses Schnuppern erwies sich als richtig, denn es drang ein Geruch in ihre Nase.
Geruch?
Ein fremder Geruch, den sie in ihrer Wohnung so noch nicht wahrgenommen hatte.
Glenda traute sich auch nicht, tief durchzuatmen, weil der Geruch sie echt störte.
Und das in ihrer Wohnung.
Wonach roch es?
Glenda blieb noch immer vor der Tür stehen. Es stand fest, daß der Geruch aus ihrem Wohnzimmer drang. Es roch nicht süß, auch nicht sauer, sondern eben anders. Als hatten sich verschiedene Varianten zu einem sehr fremden Gestank zusammengetan, der nicht von dieser Welt und auch nicht zu definieren war.
Ätherisch?
Der Begriff schoß durch ihren Kopf, Zugleich schalt sie sich eine Närrin, überhaupt an so etwas zu denken.
Aber der Eindruck blieb. Aus dem Wohnzimmer strömte ihr tatsächlich ein fremder Geruch entgegen, und sie merkte, wie sie eine Gänsehaut kriegte.
Lauerte dort etwas Fremdes?
Glenda mußte es wissen. Sie bildete sich die Dinge auch nicht ein, aber sie brauchte die endgültige Gewißheit und drückte die Tür weiter auf. Dabei holte sie tief Atem, wie jemand, der sich zu etwas Endgültigem entschlossen hatte.
Dann betrat sie das Zimmer.
In diesem Augenblick tutete das Telefon!
***
Plötzlich geschahen mehrere Dinge zugleich. Auch wenn es nur zwei verschiedene waren, hatte Glenda Perkins Mühe, sie in die Reihe zu bekommen. Alles sah ganz anders aus. Sie kam sich vor wie eine Fremde, das Wohnzimmer hatte sie geschluckt, aber es erschien ihr gleichzeitig weit entfernt, und als sie den weiten Schritt ging, den Blick dabei auf den Apparat gerichtet, bemerkte sie aus dem linken Augenwinkel den Schatten, der nahe der Wand stand und diesen Geruch abgab.
Ein Mensch?
Nein und ja.
Das Telefon tutete.
Glenda ging nicht mehr weiter, denn der Mensch oder die Person drehte sich um.
Sie sah
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