0936 - Belials Abrechnung
ich bleibe dabei. Irgend etwas stimmt nicht, Suko.«
»Sagt das dein Gefühl?«
»Ja.«
»Dann fahr hin. Das wolltest du doch - oder?«
»Sicher.«
»Soll ich dich begleiten?«
Ich zögerte einen Augenblick. »Nein, das wird wohl nicht nötig sein. Bleib du nur hier. Ich schaffe es allein. Es ist auch möglich, daß ich überspitzt reagiere und den Teufel an die Wand male.«
»Hoffentlich.«
Ich grinste schief, als ich in den Flur ging und meine Wildlederjacke vom Haken nahm. »Ja, Alter, diesmal wünsche ich, daß du recht hast und nicht ich.«
Er zwinkerte mir zu. »Wird schon klappen.«
Gemeinsam verließen wir die Wohnung. Suko ging nach links, ich steuerte den Lift.
In meinem Magen tanzten Schmetterlinge…
***
Ein Samstag in London hat auch seine Vorteile. Da ist der Verkehr nicht so dicht. Ich schaffte es in einer guten Zeit, das Haus zu erreichen, wo Glenda wohnte, und ich war sogar relativ beruhigt, als ich auf dem Parkplatz ihren Wagen entdeckte. Also konnte sie in der Zwischenzeit angekommen sein. So waren meine Sorgen bedeutungslos geworden.
Einen Schlüssel zu Glendas Wohnung besaß ich glücklicherweise, doch ins Haus kam ich nicht.
Zuvor schaute ich an der Fassade hoch, aber hinter dem Fenster in der ersten Etage, wo Glendas Wohnung lag, bewegte sich nichts.
Lange zögern wollte ich nicht mehr und hatte beschlossen, eine andere Klingel zu drücken, doch soweit kam es nicht, denn ein junger Mann verließ das Haus. Er trug einen Jeansanzug und eine Kappe auf dem Kopf. Die Kopfhörer eines Walkmans ächzten auf höchster Stufe. Der Jüngling nahm mich gar nicht zur Kenntnis. Ich konnte meine Fuß gegen die Haustür stellen und den Flur betreten, in dem sich nichts verändert hatte. Es war ein sauberes Haus neuerer Bauart. Steintreppen führten hoch zu den vier Etagen, einen Lift gab es leider nicht. Für Jane nicht schlimm, denn sie wohnte im ersten Stock.
Ich stieg leise die Treppe hoch, und blieb vor Glendas Wohnungstür stehen. Obwohl ich den Ersatzschlüssel zwischen den Fingern hielt, setzte ich ihn nicht ein, sondern klingelte. Wenn Glenda im Haus war, wollte ich nicht wie ein Dieb in die Wohnung schleichen.
Meine Befürchtungen stiegen wieder, als Glenda sich nicht meldete.
Ein zweiter Versuch.
Nichts. Sie meldete sich auch nicht akustisch aus ihrer Wohnung. Sie blieb ruhig.
Verdammt noch mal, da stimmte was nicht. Mich konnte die Anwesenheit ihres Fahrzeugs auch nicht beruhigen. Hier war etwas abgelaufen, das mir einfach nicht gefallen konnte.
Also mußte ich doch den anderen Weg gehen. Ich schloß auf und registrierte daß die Wohnungstür nicht abgeschlossen war. Demnach mußte Glenda zu Hause sein, denn sie verließ ihre Wohnung nie, ohne sie zuvor abgeschlossen zu haben.
Verdammt, da stimmte einiges nicht. Hier braute sich etwas zusammen oder hatte sich einiges zusammengebraut. Ich drückte die Tür vorsichtig auf. Nichts störte die Ruhe, die mir aus Glendas Wohnung entgegenwehte. Die Stille umgab mich wie ein dünner Panzer. Hinter mir drückte ich die Tür wieder zu. Obwohl mir Glendas Wohnung vertraut war, kam sie mir an diesem Tag doch irgendwie fremd vor. Ich sah die Einrichtung im Flur und konnte auch gegen die Wohnungstür schauen, die nicht geschlossen war.
Im Flur blieb ich erst mal stehen. Das Wohnzimmer lag am weitesten weg. Da konnte ich später noch nachschauen. Zuvor wollte ich im Bad, der Küche und im Schlafraum nachsehen.
Diese Tür öffnete ich als erste.
Das Zimmer war leer und lag in einem Halbdunkel, weil das Rollo das helle Licht stark filterte.
Mir kam es ziemlich warm vor. Es mochte auch daran liegen, daß die Außentemperatur gestiegen war, denn der Wind hatte gedreht und wehte jetzt aus südlicher Richtung. Dem Kalender nach war der Altweibersommer zwar vorbei, aber er hatte sich im September doch ziemlich zurückgehalten und würde dafür den Oktober vergolden. So zumindest lautete die Vorhersage.
Ich warf eine Blick in das leere Bad und in die ebenfalls leere Küche. Hier entdeckte ich Hinweise darauf, daß Glenda vor kurzem in der Wohnung gewesen war, denn auf der Arbeitsplatte lag eine Einkaufstüte. Daneben standen vier Flaschen Rotwein.
Glenda mußte es sich auf der Fahrt nach Hause noch überlegt haben und einkaufen gegangen sein.
Warum aber hatte sie die Wohnung dann wieder verlassen? Das konnte viele Gründe haben. Bei diesem Wetter stellten die Wirte ihre Tische und Stühle wieder vor die Türen. Man genoß das letzte
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