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0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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quoll eine schwarze Flüssigkeit hervor. Das Blut, das sie gesoffen hatten. Es zerfraß ihre Leiber, schmolz Löcher in ihr Gewebe, zersetzte sie innerlich, als hätten sie Säure getrunken. Wie Pech rann es ihnen über die Hände. Aber es brannte sich nicht nur durch ihren Hals. Einer der Vampire riss Jacke und Hemd auf und starrte in nacktem Entsetzen an sich herab: Sein Bauch brach auf und Rabenherz' verseuchter Lebenssaft tropfte heraus.
    »Was…«, gurgelte der Blutsauger, der ihm als Erster in die Wade gebissen hatte. Er sank auf die Knie, kippte nach vorne um und verpuffte bei seinem Aufprall zu einer Staubwolke. Seine Brüder teilten dieses Schicksal nur Augenblicke später.
    Das Blut hingegen vereinte sich auf dem Boden zu einer kleinen Lache. Es sickerte nicht etwa in die Erde, sondern glitt auf Rabenherz zu, der sich gerade aufrichtete. Ein zufriedenes Grinsen zierte sein Gesicht. Die ölige Flüssigkeit kletterte an seinem Bein empor, erklomm den Oberkörper und kehrte durch Nase und Augen in den Körper des schwarzen Druiden zurück.
    Rabenherz klopfte sich den Staub aus der Kleidung, die von den Bissen der Vampire zerfetzt und besudelt war.
    »So schnell bekommt ihr mich hier nicht weg! Nicht bevor ich weiß, warum ich mich in Eilearoch einer Antwort so nahe fühle.«
    Er warf noch einen letzten Blick auf die Staubhäufchen auf dem Boden, die der leichte Wind allmählich in dünnen Schwaden verwehte. Im Mondlicht wirkten sie wie kranker Nebel.
    Dann ging er zu seiner Hütte und schlief bis in die Morgenstunden.
    Durch seine Träume geisterte ein ständig wiederkehrender Name: Matlock, der Chief der McCains.
     
    Er fuhr von seinem Lager hoch und fühlte sich völlig desorientiert. Gleichzeitig nahm er das Brennen auf seinem Arm und den leicht brandigen Geruch wahr.
    Nachdem er während der Nacht in die Hütte gewankt war, hatte er die Tür geschlossen und war auf das Strohlager inmitten des Raums gesackt. Er hatte sich unter einer Decke verkrochen und war in tiefem, unruhigem Schlaf versunken.
    Wegen der nächtlichen Kälte in den Highlands besaßen die meisten Häuser keine Fenster, doch zahlreiche Löcher prangten im Lehmbewurf seiner Hütte. Ein Sturm hatte manche der verflochtenen Weidenruten zerfetzt und sogar einige der Stabbohlen geknickt. Deshalb stand sie nun auch leer - zumindest bis Rabenherz sich ihrer bemächtigt hatte.
    Durch die Wunden in der Wand drangen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne ein. Eine Lichtnadel traf auf Rabenherz' Arm, der unter der Decke hervorgerutscht war. Dort saß die Quelle des Schmerzes. Stinkender, öliger Rauch stieg davon auf.
    Rabenherz zerrte den Arm zurück.
    Der Hass und die Wut, die in ihm aufloderten, brannten noch schmerzhafter als der Lichtstrahl auf seiner Haut. Die Erkenntnis machte ihn rasend! Sein Blut hatte ihn zwar vor dem Angriff der Blutsauger bewahrt, aber gegen den Keim hatte es sich offenbar nicht wehren können. Und nun war er einer von ihnen. Ein Vampir!
    Er leckte sich über die Zähne und spürte die spitzen Hauer.
    Es kümmerte ihn nicht, dass ein weiterer dämonischer Keim in seinem Blut schwamm, denn bereits vorher war er eine Kreatur des Bösen gewesen. Aber es machte ihn wahnsinnig, dass er nun anscheinend all den Beschränkungen dieser unnützen Rasse der Langzähne unterlag. Er durfte sich nicht dem Sonnenlicht aussetzen und brauchte Blut zum Überleben.
    Als er daran dachte, wallte die Druidenmagie in ihm auf, wehrte sich mit aller Kraft gegen das Vampirische.
    Rabenherz zog sich in die hinterste Ecke des Raums zurück. Er stellte die Platte eines verrotteten Tischs aufrecht, verbarg sich dahinter unter seiner Decke und wartete auf den Sonnenuntergang. Während all dieser Stunden schwor er sich, kein Mitglied des McCain-Clans am Leben zu lassen.
    Als die Nacht hereinbrach, machte er sich auf den Weg, um Matlock McCain einen Besuch abzustatten.
    ***
    Gegenwart
    Frisch geduscht, umgezogen und wohlriechend strebten Professor Zamorra und Dylan McMour der Umfassungsmauer des Châteaus zu. Ersteres hatte so viel Zeit und heißes Wasser in Anspruch genommen, dass die Haut an den Fingerkuppen aufgequollen und runzelig war. Letzteres hatten sie nur mit Unmengen von Duschgel und Parfüm bewerkstelligen können.
    »Ich habe immer noch den Gestank von diesem Glibberwatzschleim in der Nase«, beschwerte sich der quirlige Schotte.
    »Keine Panik! William hat uns bestätigt, dass er nichts mehr davon an uns riechen kann.«
    »Er ist dein

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