0938 - Rabenherz
angestellt!
Rhett war rechtschaffen betrübt über seine Unbeherrschtheit, das konnte der Druidenvampir durch die Augen des Raben deutlich erkennen. Und dennoch fiel er wieder über das Mädchen her, kaum dass Zamorra und Dylan McMour nach ihrem Kurzbesuch aus dem Zimmer verschwunden waren.
Matlock hob den total verbeulten Teekessel auf und schleuderte ihn gleich noch einmal gegen die Wand. Wenn er das noch ein paar Mal tat, ging es ihm vielleicht ein wenig besser.
Am liebsten hätte er seine Wut an etwas Lebendigerem als einem Stück deformiertem Metall ausgelassen. Aber noch war die Sonne nicht untergegangen, noch musste er sich gedulden.
Als der Kessel nicht einmal mehr annähernd als solcher zu erkennen war, ließ McCain sich auf die Matratze sinken und verfiel in minutenlanges dumpfes Brüten.
Sein Ziel war die Quelle des Lebens . Wie sollte er es erreichen, ohne einen Auserwählten, der ihm das Tor dazu entriegelte? Wie sollte er seinen Auftrag erfüllen? Wie? Musste er sich mit der bitteren Tatsache abfinden, dass er versagt hatte? Dass er…
Sein Körper versteifte sich.
Was war das?
Durch die Augen des Hundes sah er, dass vor dem Château aus dem Nichts plötzlich eine schöne junge Frau aufgetaucht war. Nein, nicht einfach aufgetaucht, sondern erschienen . So, wie er es zu tun vermochte!
McCain lenkte das Tier näher heran, um einen besseren Blick auf die Besucherin zu ergattern.
Zunächst zögerte sie noch, doch dann schritt sie über die Zugbrücke in den Schlosshof - und mit einem Mal schmolz sich eine glühende Lanze aus purem Hass durch den Druidenvampir.
»Nein!«, keuchte er.
Im gleichen Augenblick spürte er, wie der Hund die plötzliche Gefühlsaufwallung empfing und sie als Angriffsbefehl deutete. Er setzte sich in Bewegung, und noch ehe McCain ihm Einhalt gebieten konnte, entglitt das Tier seinem vor Zorn bebenden und unbeherrschten Geist.
Ihm war klar, was das bedeutete!
Der Hund würde die Frau anfallen und nicht eher ruhen, bevor er sie zerfleischt hatte oder einen Gegenbefehl erhielt.
***
Die ersten Sekundenbruchteile sah Zamorra wie in Zeitlupe.
Der riesige schwarze Köter, der auf die junge Frau zuflog. Ihr verzweifelter Abwehrversuch. Der Aufprall des Hundeleibs. Der Sturz.
Noch bevor Dunja Bigelow mit dem Hinterkopf auf dem Boden aufschlug, rannte Zamorra schon auf das Mensch-Tier-Knäuel zu. Dunjas Bewegungen erlahmten. Offenbar hatte sie das Bewusstsein verloren.
Das Vieh öffnete das Maul, wollte an die ungeschützte Kehle seines Opfers.
Da war der Professor heran. Er sprang, umschlang noch im Flug den Hundekörper und rollte sich mit ihm von der wehrlosen Frau.
Im letzten Augenblick! Die Zähne des Köters klackten aufeinander, ohne jemanden zu verletzen.
Mitsamt dem Tier überschlug sich Zamorra auf dem feuchten Kies. Einmal. Zweimal. Dann kamen sie zur Ruhe. Aber nur für einen Wimpernschlag.
Sofort war der Vierbeiner wieder auf den Pfoten. Doch statt seine Wut an Zamorra auszulassen, wie der es vermutet hätte, rannte er auf Dunja zu.
Der Dämonenjäger konnte nicht eindeutig erkennen, welcher Rasse der Hund angehörte. Es schien sich um einen Mischling zu handeln. Ein bisschen Dogge. Etwas Dobermann. Vielleicht auch eine Prise Rottweiler. Was er aber erkennen konnte, war, dass das Tier fürchterlich wütend war. Auf Dunja! Und nur auf sie.
Offenbar hatte das auch Dylan bemerkt, denn noch bevor das schwarze Biest die Frau erreichte, stellte er sich breitbeinig vor das Objekt der hündischen Begierde.
Zamorra rappelte sich auf. »Pass auf! Mit dem ist nicht zu spaßen!«
»Keine Sorge. Der tut mir nichts. Er will nur an die Frau heran. Nicht wahr, du Misttöle?«
Die Antwort des Hundes bestand in einem Knurren. Er blieb in Lauerstellung stehen, die Ohren angelegt, und fletschte die Zähne. Als würde er sein Opfer belauern, ging er einige Schritte nach rechts. Dylan folgte jeder seiner Bewegungen. Das Grollen in der Kehle des Viehs nahm an Lautstärke zu. Die hochgezogenen Lefzen ließen den Hund wirken, als grinse er. Ein paar Schritte nach links. Wieder folgte Dylan und versperrte ihm den Weg.
»Siehst du, Zamorra? Alles unter Kontr…«
Da beschloss das Tier, sich nicht länger hinhalten zu lassen. Wenn zwischen ihm und der Frau ein Hindernis stand, dass er nicht umgehen konnte, musste er eben zuerst dieses Hindernis beseitigen.
Die Doberdogge rannte los, stieß sich ab und flog auf Dylan zu. Im letzten Augenblick duckte sich der Schotte und
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