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0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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höchstens achtzehn! Nun ja, andererseits sah sie selbst auch nur wie Anfang zwanzig aus. Außerdem schienen sich in Zamorras Umkreis einige interessante Personen aufzuhalten. Aber von der Quelle konnte Kathryne nicht getrunken haben. Das hätte Dunja gespürt!
    Auch Zamorra und Dylan betrachteten sie mit ungläubigem Blick. Nur Rhett hatte die Augen leicht zusammengekniffen, als versuche er verzweifelt, sich an etwas zu erinnern. Irgendwie kam der Junge ihr bekannt vor, sie hatte aber nicht die geringste Ahnung, warum.
    »Jahrtausende«, bestätigte sie. »Meine Heimat liegt in Lemuria!«
    ***
    Aus Dunjas Erinnerungen
    »Duuna?«
    Die Stimme klang sanft und doch fordernd. Auch ohne mich umzudrehen, wusste ich, wer hinter mir in der Sudküche meines Hauses stand. Unbeeindruckt ließ ich den Löffel weiter im Kessel kreisen. Wenn ich nicht noch mindestens drei Minuten weiterrührte, würde der Trank keine Wirkung entfalten. Dann käme der Zukunftsblick wieder, wann er wollte, und nicht, wenn ich ihn brauchte. Außerdem könnte ich dann noch einmal stundenlang Stechkraut, Wellring-Sporn und fünffach gezackte Serdalien suchen.
    »Kesriel!«, sagte ich. »Was willst du?«
    »Es ist so weit!«
    Mein Herz machte einen Sprung und meine Wangen begannen zu glühen. Dennoch rührte ich weiter.
    Es ist so weit. Vier harmlose Worte und doch so bedeutungsschwer.
    Über fünfzehn Jahre waren vergangen seit… seit…
    (»Seit was?«, fragte Zamorra.
    »Seit der schlimmen Zeit«, antwortete Dunja.
    »Was ist die schlimme Zeit?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«)
    Doch noch immer betrachteten die Menschen Kesriel mit Misstrauen. Für das, was sein Vater Hondrid ihnen angetan hatte. Für all die Qualen, die sie und ihre Vorfahren hatten erleiden müssen. Und ausgerechnet dieser Kesriel war vor einigen Wochen bei mir aufgetaucht und hatte mir erzählt, ich sei eine Auserwählte.
    »Auserwählt wofür?«, hatte ich gefragt.
    »Für die Unsterblichkeit!«
    Er wollte mich tatsächlich zu etwas führen, das er die Quelle des Lebens nannte. Weil ich den Zukunftsblick besitze, hatte er gesagt. Weil ich ihn für das Gute in der Welt einsetzen könne. Weil ich dazu beitragen könne, dass derart Schreckliches wie in Lemurias Vergangenheit nie mehr geschieht.
    Irgendwann hatte er mich dann sogar von seiner Sache überzeugt - und versprochen, er werde mich abholen.
    Es ist so weit.
    Ich versuchte, mir meine Erregung nicht anmerken zu lassen.
    »Gut! Ich muss das hier nur noch fertig machen. Warte so lange draußen auf mich.«
     
    Eine halbe Stunde später stand ich im Wald vor einer Felswand. Erst auf meinem Weg hierher hatte Kesriel mir mitgeteilt, dass ich nicht die Einzige sei, die den Weg zur Quelle gehen dürfe.
    »Wer wird mich begleiten?«, fragte ich.
    »Sein Name ist Atrigor. Er war einer der Krieger für die helle Seite. Mit seiner Tapferkeit und Edelmütigkeit hat er sich den Gang zur Quelle verdient.«
    (»Krieger für die helle Seite?« Rhett konnte sich an den Namen Kesriel nur schwach erinnern, aber inzwischen hatte er eine Vermutung.
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet«, sagte Dunja.
    »Aber ich!«, wandte sich Rhett an den Meister des Übersinnlichen. »Ich glaube, die schlimme Zeit waren die Jahrtausende vor der Reinigung der Erbfolge. Kesriel war der erste Gute unter meinen Vorfahren. Und - wie war sein Name? - Atrigor kämpfte dafür, dieses Instrument des Bösen auf die helle Seite zu ziehen. Daher der Name.«
    »Du weißt, was das bedeutet? Dunja könnte die erste Unsterbliche sein, die ein Llewellyn hervorgebracht hat. Kannst du dich an diesen… diesen Atrigor auch erinnern?«
    Rhett legte die Stirn in Falten und dachte nach. »Nein. Tut mir leid.«)
    Bereits in diesem Augenblick ahnte ich, dass es einen Wettbewerb zwischen uns beiden geben würde. Und das nicht, weil ich zu Hause noch einen Schluck des Tranks genommen hatte. Nein, der gesunde Menschenverstand reichte für diese Annahme völlig aus.
    Ja, ein unbestimmtes Gefühl hatte mich dazu getrieben, vor meinem Aufbruch noch ein wenig von dem Wahrhaftigkeitssud zu kosten. Natürlich wusste ich, dass er noch drei Tage hätte ziehen müssen, um seine volle Stärke zu entfalten, dennoch war es mir als die richtige Idee erschienen.
    Nun standen wir also vor dieser Felswand und betrachteten sie.
    Atrigor, ein groß gewachsener Mann mit schulterlangen schwarzen Haaren, die er mit einem dünnen Stirnband vom Gesicht fernhielt.
    Sein Lächeln wirkte warm und

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