094 - Die Droge aus der Jenseitswelt
bringen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Das glaube ich Ihnen. Sie sehen sehr zuverlässig aus, und Sie scheinen sehr viel Mut zu haben.«
»Es geht«, sagte Roxane bescheiden und warf einen Kontrollblick in den Außenspiegel. Sie fuhr eine einsame Straße entlang. Außer dem Mercedes war hier kein einziger Wagen unterwegs.
Aber auch in einer verkehrsreichen Straße wären sie vor einem Angriff des Höllenschwerts nicht sicher gewesen. Diese Waffe brauchte auf nichts Rücksicht zu nehmen.
Sie konnte sich überall einen Angriff erlauben. Wer hätte sie davon abhalten sollen?
Roxane wählte absichtlich diese Strecke, um schneller vorwärtszukommen. Sie wollte den Chefredakteur so rasch wie möglich bei Genn abliefern und sich dann gemeinsam mit Mr. Silver, Tony Ballard und Lance Selby auf eine Attacke des Höllenschwerts vorbereiten.
»Wenn mir jemand vor einer Stunde gesagt hätte, ich würde eine weiße Hexe kennenlernen, hätte ich ihn für verrückt gehalten oder gedacht, er würde mich auf den Arm nehmen«, sagte Brett Taurog. »Ich habe Theologie studiert, und ich bin Chefredakteur von Leo Sims Kirchenzeitung. Ich will damit sagen, daß ich über Gut und Böse besser Bescheid weiß als viele andere Menschen. Dennoch muß ich gestehen, daß das, was Sie mir erzählt haben, starker Tobak für mich ist. Waren Sie immer schon eine weiße Hexe?«
»Niemand wird als weiße Hexe geboren«, sagte Roxane. »Ich habe mich vom Bösen abgewandt.«
»Dann könnte man Sie also auch als abtrünnige Hexe bezeichnen.«
»So ist es«, bestätigte Roxane. Sie verlangsamte die Fahrt, bog rechts ab, gab wieder mehr Gas und schaute in den Außenspiegel.
Vom Höllenschwert war nach wie vor nichts zu sehen. Erfreulich, dachte die Hexe aus dem Jenseits. Sehr erfreulich.
»Was wissen Sie noch über dieses Höllenschwert?« fragte Brett Taurog. »Obwohl ich mich vor dieser Waffe fürchte, fasziniert sie mich doch auch irgendwie.«
»Das Schwert hat einen Namen.«
»Tatsächlich? Wie heißt es?« fragte Taurog.
»Ich wollte, ich wüßte es«, antwortete Roxane. »Dann hätten Sie nämlich nichts zu befürchten.«
»Wieso? Das verstehe ich nicht.«
»Wer den Namen des Schwertes kennt, kann die Waffe zu seinem Diener machen. Jedem Befehl würde das Höllenschwert in diesem Fall gehorchen.«
»Weiß dieser… Loxagon den Namen?«
»Er wußte ihn. Aber Loxagon lebt nicht mehr, und niemand weiß, wo er begraben ist. Wir suchen sein Grab schon sehr lange, konnten es bis jetzt aber noch nicht finden. Es heißt, wer die Klinge des Höllenschwerts in Loxagons Grab stößt, dem offenbart sich der Name der Waffe. Er wird auf der Klinge sichtbar.«
Plötzlich stieß Taurog einen Schrei aus.
»Roxane! Das Höllenschwert!«
Die schwarze Waffe war auf der Beifahrerseite erschienen, hielt die Geschwindigkeit des Mercedes mühelos mit.
Und dann griff sie an.
***
Der Riese stieß sich ab, und Dondo sprang in die Höhle. Das Glühen der Cyborg-Augen hätte zugenommen. Yul setzte eine magische Strahlung frei, die den Halbaffen lähmen sollte, doch mit seinem weiten Satz hatte sich Dondo in Sicherheit gebracht.
Die magische Strahlung hatte ihn nur gestreift. Ein nie gespürter Schmerz ließ den Lemuren aufstöhnen.
Sein behaartes Affengesicht verzerrte sich. Dondo überlegte blitzschnell, ob er seine Waffen holen und kämpfen sollte, doch dann entschied er sich gegen den Kampf. Dieser weiße Hüne war ihm nicht geheuer.
Das konnte ein Dämon sein, und mit einem solchen Wesen wollte sich Dondo nicht anlegen. Da war Flucht die bessere Lösung.
Die Höhle verästelte sich schon nach wenigen Schritten. Es gab hier einige gute Verstecke. Dondo hatte vor, in eines davon zu schlüpfen und abzuwarten.
Ein Aufenthalt in dieser Höhle war nicht ungefährlich. Es gab hier einige Fallen. Nicht einmal Dondo kannte sie alle.
Als Yul die Feuerstelle erreichte, war der Meskyr verschwunden. Der Cyborg gab dem über dem Feuer schmorenden Pavian einen Tritt.
Mortimer Kull schloß auf. »Wo ist er? Ich will ihn haben!«
Sie betraten die Höhle. Kull konnte aufrecht gehen, Yul mußte sich bücken, aber wenig später wurde die Höhle höher, so daß sich auch der mächtige Cyborg aufrichten konnte.
»Wir müssen uns trennen«, sagte Mortimer Kull, als er die Gangverästelung sah. »Sollte ich ihn erwischen, rufe ich. Solltest du ihn kriegen, gibst du mir ein Zeichen.«
Yul hob den Kopf. »Gefahr«, sagte er.
Kull musterte das künstliche
Weitere Kostenlose Bücher