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0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London
Autoren: Adrian Doyle
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warf Hogarth zurecht ein.
    »Ebenso groß ist aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir es mit einem erkrankten Irren aus unserer Zeit zu tun haben, der sich in den Besitz einer alten Römerwaffe gebracht hat und damit wahllos Passanten meuchelte«, sagte Zamorra. »Ich sehe eigentlich nur eine Chance, Klarheit zu erlangen. Ich muss zu ihm rein.«
    Dieser Plan stieß bei allen drei Männern auf heftige Ablehnung. Noch während sie diskutierten, öffnete der bislang namenlose Pestkranke im Nebenraum die Augen. Diesmal sah Zamorra gerade zu ihm, und so entging ihm auch nicht, wie der Mann den Kopf hob.
    Hob - obwohl das eigentlich nicht durchführbar war, denn die Klammer um seinen Kopf hätte ihn festhalten müssen .
    Doch sie schien gar nicht existent. Oder zumindest sah es so aus, als wäre sie Luft.
    »Vorsicht!«, rief Zamorra noch seine Warnung.
    Aber es war bereits zu spät.
    Der Komakrieger war erwacht.
    ***
    Die Ereignisse überschlugen sich.
    Drüben ging die Tür auf, und die Frau im Schutzanzug, die sich offenbar in der Hauptsache um die Überwachung des Patienten kümmerte, trat wieder in den Raum. Ihr fiel zuerst gar nicht auf, dass sich dessen Lage verändert hatte, dass sein Schädel durch den Fixierungsring hindurchgeglitten war. Sie trug ein Tablett, das sie auf einem kleinen Tisch neben der Tür abstellten.
    Zamorra ballte die rechte Hand zur Faust und hämmerte damit gegen das dicke Panzerglas.
    Die Schwester wurde aufmerksam.
    In der Kopfdrehung bemerkte sie bereits, wovor Zamorra sie warnen wollte. Sie wich so erschrocken zurück, dass sie gegen das Tablett stieß und es vom Tischchen schleuderte.
    Alles lief fast lautlos ab. Das scheppernde Geräusch, mit dem das Metalltablett auf den Boden schlug, war kaum zu hören.
    »Sieht sie uns?«, keuchte Zamorra.
    »Nein«, reagierte Churchill prompt. »Prinzip Venezianischer Spiegel. Ist nur von dieser Seite aus blickdurchlässig.«
    »Gibt es eine Sprechanlage?«
    Den entsprechenden Schalter hatte Dr. Stevenson bereits erreicht und umgelegt. »Norah! Hören Sie mich?«
    Die Frau stand bei der Tür. Ihr Blick irrte von dem Pestkranken weg, huschte hin und her, als versuche er die Stimme zu fangen, die zu ihr sprach.
    »Doktor? Sie glauben nicht, was…«
    »Gehen Sie raus! Gehen Sie sofort raus!«, fiel Stevenson ihr ins Wort.
    »Tun Sie, was er sagt!«, bekräftigte Zamorra aus dem Hintergrund. Es war ihm egal, ob sie seine Stimme kannte oder nicht. Er konnte nicht einfach nur zusehen.
    Schwester Norah hieb mit der flachen Hand gegen den Türöffner. Dahinter lag eine Schleuse, in der sie erst desinfiziert werden würde.
    Hinter ihr richtete sich der Pestkranke indes komplett auf. Keine der Klammern, die ihn hätten halten sollen, bot auch nur den geringsten Widerstand.
    Die Tür hinter Stevensons Assistentin schloss sich zeitlupenhaft langsam.
    Vorhin war es anders gewesen. Ein Fauchen - und sie hatte sich geöffnet.
    Etwas stimmte auch damit nicht.
    Zamorra traf seine Entscheidung. »Einen Anzug! Ich brauche einen verdammten Anzug! Ich muss da rein!«
    »Das kann ich nicht verant…«, setzte Churchill an.
    Aber Stevenson, offenbar in höchster Sorge um seine Assistentin, zog Zamorra durch die Tür nach draußen und wandte sich nach rechts, wo ein kurzer heller Gang zu einer weiteren Schleusentür führte. Daneben hingen fein säuberlich aufgereiht mehrere Anzüge und Schutzhelme. »Ich komme auch mit!«, sagte Stevenson, angelte einen Anzug vom Haken und warf ihn Zamorra zu.
    »Nein!«, widersprach Zamorra. »Sie sind bestimmt ein fähiger Arzt, ein sehr fähiger sogar, aber da drüben wird eine andere Art von Fingerfertigkeit gebraucht!«
    Er hielt sich bewusst sehr unbestimmt.
    Stevenson ließ sich davon nicht abschrecken. Er hatte bereits den nächsten Overall von der Halterung gepflückt und stieg mit Schuhen hinein. Die Dinger sahen aus wie Plastikstrampler für Riesenbabys.
    Zamorra wusste, dass das, was er jetzt tat, nur zu Stevensons Besten war. Noch bevor der Arzt seinen Helm überstülpen und die Klettarretierung verschließen konnte, streckte Zamorra ihn mit einem wohldosierten Fausthieb gegen die Schläfe nieder.
    Er fing ihn auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten. Dann holte er das Amulett aus dem Kragen seiner Montur, streifte es ab, setzte sich einen Helm auf, versiegelte ihn und trat mit Merlins Stern in der Hand vor das Schott der Schleusenkammer. Auch nach Betätigen des Öffnungsmechanismus blieb es verschlossen. Ein rotes
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