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0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London
Autoren: Adrian Doyle
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Licht leuchtete auf. Hinter sich hörte Zamorra näherkommende Schritte und Churchills Stimme. »Sie lässt sich nur manuell überlisten, lassen Sie mich ran, ich übernehme das. Solange die andere Schleusentür aus dem Quarantäneraum nicht vollständig geschlossen ist, streikt die Automatik. Eine Sicherheitsvorkehrung.«
    »Verschwinden Sie, General«, fauchte Zamorra. »Sie tragen keinen Anzug. Wenn die Frau da drüben nicht ausreichend dekontaminiert wurde, setzen wir vielleicht den Erreger frei und bringen ihn ungewollt in Umlauf. Das wollen weder Sie noch ich!«
    »Das Ding hat aufgehört, sich zu schließen - das Schott, Sie wissen schon. Der Amokläufer ist gerade hinter Stevensons Assistentin her. Sie befinden sich jetzt beide in der Schleuse - ich will nicht schuld sein, wenn er über sie herfällt und…« Er seufzte und begann mit dem manuellen Öffnungsprozedere. »Vielleicht ist sowieso schon alles zu spät.«
    In der Schottumrandung klickte es. Arretierungen fuhren zurück. Churchill drehte an dem Rad, das die Tür beiseite gleiten ließ - sogar schneller, als sie es drüben gerade beobachtet hatten.
    Als der Spalt breit genug war, zog der General seine Handfeuerwaffe und hielt sie Zamorra hin. »Hier. Nehmen Sie die. Sie werden Sie brauchen können. Sie haben von mir die völlige Entscheidungsfreiheit. Legen Sie ihn um, wenn damit ein Leben gerettet werden kann!«
    Zamorra war verblüfft, solche Worte aus dem Mund eines hochrangigen Militärs zu hören. Nicht überrascht hätte ihn eine gegenteilige Ansage, wie etwa: ›Wir brauchen den Typen unter allen Umständen lebend, um ihn noch verhören und in die Mangel nehmen zu können. Selbst wenn es ein Menschenleben kostet…‹
    So oder ähnlich hatte er es im Laufe seiner Einsätze Dutzende Male gehört.
    Doch Churchill war anders.
    Bislang die positive Ausnahme von der Regel.
    »Danke«, lehnte Zamorra ab. »Aber den brauche ich nicht. Schnappen sie sich Stevenson und hauen Sie von hier ab - ich kümmere mich um die Frau!«
    Der General knurrte sein Einverständnis. Um mehr auf dieser Seite kümmerte sich Zamorra nicht mehr. Er wechselte auf die andere.
    Im Inneren der Schleuse stürmte ihm Stevensons Assistentin entgegen. Wobei »stürmen« maßlos übertrieben war. Tatsächlich drückte nur ihre Körperhaltung annähernd das aus, was als Fluchtgebärde interpretiert werden konnte - aber zugleich war sie extrem in der Bewegung verlangsamt, schien fast in der Luft zu hängen und sich wie durch einen unsichtbaren Widerstand zu kämpfen.
    Ihr Verfolger hatte sie fast eingeholt.
    Dann aber richtete er seine Aufmerksamkeit auf Zamorra, änderte seine Pläne… und warf sich auf den Meister des Übersinnlichen, während sich die Frau plötzlich wieder zu erinnern schien, was Geschwindigkeit war. Sie schien den Widerstand zu durchbrechen und hetzte an Zamorra vorbei.
    Mehr erfasste Zamorra nicht mehr, denn da war der Pestkranke schon mit einer Vehemenz über ihm, die keinen Zweifel daran ließ, was er vorhatte: Er wollte den Schutzanzug mit bloßen Händen zerfetzen, sodass er das auf seinen Gegner übertragen konnte, was ihm selbst zum Verhängnis zu werden drohte: die Seuche.
    Und der berserkerhaften Kraft, die der Unbekannte an den Tag legte, war durchaus zuzutrauen, dass er es schaffen würde, das Kunststoffgewebe mit den scharfen Fingernägeln aufzuschlitzen.
    Zamorra fackelte nicht lange. Das Amulett in seiner Hand zuckte dem Angreifer entgegen und traf ihn am Kopf. Zugleich entlud es seine magischen Energien.
    Der Pestkranke brach wie vom Blitz gefällt zusammen.
    Zamorra schüttelte den kurzen Schwächeanflug ab und wollte sich um den Gestürzten kümmern, der in Embryonalhaltung am Boden lag. An der Stirn, offenbar dort, wo die Silberscheibe ihn getroffen hatte, war eine klaffende Wunde zu sehen, aus der schwärzliches Blut quoll.
    Zamorra erstarrte, noch während er sich bückte. Schnell wich er dann wieder zurück, brachte Abstand zwischen sich und den Pestkranken.
    Das hervorströmende Blut war nicht alles, was dessen Körper verließ. Da war noch etwas Komplexeres. Feine Gebilde, die, einmal die Wunde verlassen, wie winzige Fadenwürmer über den Körper des Reglosen wanderten und sich unterwegs miteinander verbanden und zu einer netzartigen Struktur verflochten, die den Körper des Mannes, von dem Zamorra annahm, dass er nur bewusstlos war, also noch lebte, binnen einer Minute vollständig überzogen.
    Zamorra ahnte, dass er das Amulett noch
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