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0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London
Autoren: Adrian Doyle
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zählte fraglos auch - und immer noch - Großbritannien.
    Dennoch hätte die unglückliche Aneinanderreihung von Ereignissen zu einer Infektion führen können, auch ohne dass als Erklärung abstruse Dinge wie Zeitreisen herangezogen werden mussten.
    Blieb das Schwert.
    Es sah echt aus, und Zamorra traute Churchill zu, dass seine Experten sich die Legierungsbehauptung nicht aus den Fingern gesogen hatten.
    Doch das allein reichte ihm nicht. Wieder meinte er im anderen Raum, bei dem Schwersterkrankten, eine Bewegung zu sehen. Doch wieder befand nur er allein sich dort, als Zamorra hinblickte.
    »Doktor…«, setzte er an, doch Stevenson kam ihm zuvor.
    »Was zur Stützung der Zeitreise-Theorie noch gesagt werden könnte«, erläuterte er, »wäre, dass wir eine DNA-Probe des Kranken entnahmen und durchtesteten.«
    »Moment, bitte«, sagte Zamorra, »eine Frage noch vorweg - was genau hat es mit dem Schwert auf sich? Glauben Sie, der Kranke ist ein frührömischer Soldat, den es in unsere Epoche verschlagen hat? General?«
    »Der Mann, den Sie da drüben sehen«, erwiderte Churchill ruhig, »ist ein tollwütiger Killer. Einhelligen Zeugenaussagen zufolge tauchte er wie aus dem Nichts in einer Menschenmenge in der Innenstadt auf und fing sofort an, wie wild mit dem Schwert, das Sie hier sehen, um sich zu schlagen. Dabei tötete er zwei Passanten, einen Mann und eine Frau, und verletzte zwölf weitere Personen, darunter zwei sechzehnjährige Jugendliche, zum Teil schwer, ehe er von einer Kugel, die in Blindarmhöhe in seinen Körper eindrang, außer Gefecht gesetzt wurde. - Die Fernsehnachrichten sind bereits voll davon, und alle britischen Zeitungen werden morgen damit titeln. Wir konnten es nicht verhindern, dafür gab es zu viele Zeugen. Aber glauben Sie mir, wir hätten es verhindert, wenn auch nur eine winzige Chance auf Erfolg bestanden hätte.«
    »Das verstehe ich.« Zamorra war geschockt. Er hatte nichts von der Dramatik, die sich offenbar bereits vor Stunden ereignet hatte, auf dem Flughafen oder der Fahrt hierher mitbekommen. Und Hogarth hatte sich bislang bedeckt gehalten.
    »Noch einmal zur DNA-gestützten Zeitreise-Theorie«, sagte Stevenson, »von der ich gerade berichten wollte.«
    Zamorra nickte ihm zu. »Reden Sie. Was genau meinen Sie damit?«
    »Es ist nur ein Indiz, aber es spricht für die These«, sagte der Arzt. »Kennen Sie den Begriff mitochondriale DNA, Professor?«
    »Ich habe darüber im Zusammenhang mit Genpool-Forschung gelesen.«
    »Genpool ist ein sehr gutes Stichwort. Damit hängt es durchaus zusammen. Mitochondriale DNA behandelt das Erbgut, das im ›Kraftwerk‹ der Zelle gespeichert ist. Vergleiche mit der DNA lange Verstorbener, von denen teilweise nur noch Knochen vorhanden waren, sollten die Frage klären, ob die Durchmischung von Rassen heutzutage stärker ist als vor - sagen wir - zweitausend Jahren. In unserer multikulturell geprägten Lebensweise ging man eigentlich davon aus, dass besagte Durchmischung heute stärker sein muss. Aber das erwies sich als Trugschluss, wofür verschiedene Gründe angeführt werden können. Zum Beispiel große Epidemien der Vergangenheit, bei denen ganze Familien oder sogar Volksstämme ausradiert wurden, sodass sich die Durchmischung damals zu heute prozentual kaum unterscheidet. Darum geht es hier und jetzt aber nicht. Für dieses Problem zählt, dass im Zuge der erwähnten Forschungen auch eine genetische Bank aufgebaut wurde, die uns Aufschluss über die DNA-spezifischen Merkmale von Menschen aus dem 1. Jahrhundert im Vergleich etwa zu Menschen des 15. Jahrhunderts oder heute liefert. Ein Abgleich des Erbguts unseres Amokläufers hier…« Er nickte zu dem Fixierten. »… und den DNA-Proben der Genbank ergab große Abweichungen zu Menschen unseres Typus, zu Ihnen oder mir, Monsieur le professeur . Noch die größten Übereinstimmungen betrafen Proben aus dem ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert. Womit es zumindest nicht widerlegt wäre, dass dieser Mann hier aus ebenjener Zeit zu uns gekommen ist - wie auch immer.«
    »Und das Kurzschwert? Wie passt das in diesen Zeitrahmen?«, fragte Zamorra. »Der General sprach von einer Legierung, die typisch für die Zeit um Christi Geburt ist - eben als London nichts weiter war als ein Vorposten des großen Rom. Wem schenken wir nun mehr Glauben - Legierung oder DNA?«
    »Ein Londoner aus dem 13. oder 14. Jahrhundert kann durchaus in den Besitz einer sehr viel älteren Waffe gelangt sein«,
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