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0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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seine Neugier jedoch und sagte nur: »Dann könnten sie hierfür …« Er zeigte in den Nebenraum. »… genau der richtige Mann sein.«
    »Danke. Normalerweise schlägt mir eher Skepsis entgegen. Aber ich bin angenehm überrascht.«
    Der Militärarzt nickte. »Das Augenfällige kann ich mir wohl sparen. Der Mann dort ist an einer Komplikation der Beulenpest erkrankt, an Lungenpest. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt, dennoch bestand der General darauf, ihn absolut fluchtsicher zu fixieren - auch das ist nicht zu übersehen. Behandelt wird der Patient mit höchst dosiertem Antibiotikum, aber die Heilungschancen sind, das weiß der General bereits, nicht sehr gut. Dafür kam er einfach zu spät in Behandlung, sonst…«
    »Um Jahrhunderte zu spät, Doc, Sie dürfen sich ruhig in Details verlieren.« Churchill genoss es offenbar, Begriffe wie ›Zeitreise‹ oder damit in Zusammenhang stehende Angabe auszusprechen. In dieser Hinsicht war er wie ein kleiner Junge.
    »Stopp!«, sagte Zamorra. »Etwas geordneter, bitte. Also: Der Mann dort ist schwer an Pest erkrankt, die Chance, dass er davonkommt, ist minimal - und den Worten des Generals zufolge soll es sich um keinen ›normalen‹ Patienten handeln, sondern eine Art ›Zeitreisenden‹.«
    »Sie betonen es, als wäre das völlig abwegig«, mischte sich zum ersten Mal seit Längerem wieder Hogarth in das Gespräch ein. »Dabei wissen Sie selbst am besten, dass es…«
    Zamorras Blick brachte ihn zum Verstummen. Er schien verstanden zu haben, dass sein Besuch aus Frankreich nicht unbedingt sofort und vor jedem über Begebenheiten der Vergangenheit zu sprechen, die - zugegebenermaßen - mit Zeitreisen zu tun hatten.
    »Woran«, wandte sich Zamorra an Arzt und General gleichzeitig, »machen Sie denn Ihre Überzeugung fest, dass es sich um jemanden handelt, der eigentlich nicht in unsere Zeit gehört? Das würde mich brennend interessieren.«
    Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung im anderen Raum. Er glaubte, dass die Schwester zurückgekehrt sei, aber als er hinschaute, war da immer noch nur der im künstlichen Koma liegende Pest-Patient zu sehen.
    Churchill trat an die kürzere Wand, die der Schleuse gegenüberlag, und drückte auf ein Panel, das Zamorra vorher entgangen war. Sofort wurde auch hier eine fenstergroße Fläche durchsichtig. Zamorra hatte das Gefühl, in eine Ausstellungsvitrine zu starren.
    »Ein römisches Kurzschwert«, sagte er. »Echt?« Er trat etwas näher. »Da klebt noch Blut dran…«
    »Es ist echt - aber es wurde in keinem Museum gestohlen. Dazu ist es eigentlich so gut wie neu - nur dass die Legierung exakt identisch mit einer Rezeptur ist, die auf das Jahr um Christi Geburt datiert, als die Römer hier eine römische Provinz unterhielten.«
    »Ich sehe darin immer noch keinen hieb- und stichfesten Beweis für eine… für eine vollzogene Zeitreise«, sagte Zamorra, für den Parapsychologie, okkulte Phänomene, Hexerei und andere dem allgemeinen Weltbild scheinbar zuwiderlaufende Geschehnisse eine ernst zu nehmende Wissenschaft war, die er nicht von Fanatikern oder allzu leichtgläubigen Menschen verwässert sehen wollte. Auch wenn er sowohl Churchill als auch Stevenson - und erst recht Hogarth - persönlich sympathisch fand, war er doch nicht bereit, sogenannte Beweise, die durchaus auch inszeniert sein konnten, ohne eigene Überprüfung für bare Münze zu nehmen. Anderseits musste er sich eingestehen, dass der Pestkranke drüben und das Schwert, das jetzt sichtbar geworden war, nicht isoliert betrachtet werden durften.
    Zu der Kette von Kausalitäten, die ihn nach London geführt hatten, gehörten auch der Anruf von Mrs. Tyler und die Erwähnung des Namens Arsenius Hall.
    Und nur ein sehr eingeschränkter Personenkreis wusste in dieser Zeit überhaupt, wer Arsenius war.
    Gewesen war.
    Er hatte seine körperliche Existenz dafür geopfert, das magische Siegel zu festigen, das seit Generationen dafür sorgte, dass eine weitgehend unbekannte Gefahr unter Londons Erdoberfläche auch genau dort blieb - in der Tiefe eingesperrt.
    Aber wenn die Nachricht, die Zamorra bislang nur telefonisch vorgetragen bekommen hatte, wirklich auf Arsenius zurückging, dann stand zu befürchten, dass sich über oder unter der britischen Metropole ein Unheil gigantischen Ausmaßes zusammenbraute.
    Der Pestkranke mochte ein erstes Indiz dafür sein.
    Die Pest war so gut wie ausgerottet - zumindest in westlichen Ländern mit hohem Medizinstandard, und dazu

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